Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Gisela Schwabe Gisela Schwabe (später Colberg)

(7. Juni 1917 Hamburg-Bergedorf – 24. Januar 2010)
Ärztin
Wirkungsstätte: Kinderkrankenhaus Rothenburgsort, Marckmannstraße 129/ 135


Schwabe legte ihr Abitur im Jahr 1936 ab und studierte im Anschluss Medizin an den Universitäten in Hamburg, Innsbruck, Jena, Göttingen und Marburg. Im September 1944 meldete sie sich freiwillig zum Dienst im Kinderkrankenhaus Rothenburgsort (KKR) und beteiligte sich dort an der NS-Euthanasie. Nach den ersten Vorbereitungen durch den „Reichsausschuss zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden“ in Berlin, war unter dem Leiter Wilhelm Bayer 1940 im KKR eine der zwei sogenannten Kinderfachabteilungen in Hamburg zur Tötung von als lebensunwert angesehenen Kindern errichtet worden. Schwabe tötete die Kinder Helga Deede am 30. Oktober 1944, einen Tag später, am 31. Oktober 1944 Renate Pöhls und noch einen Tag später Brundhild Stobbe. (www.stolpersteine-hamburg.de) Schwabe war Mitglied der NSDAP und bis April 1945 im KKR, bevor sie in den letzten Kriegstagen in einem Harburger Großbunker eingesetzt wurde. Nach Kriegsende wechselte sie häufig ihre beruflichen Stationen. Zunächst war sie in einem Krankenhaus in Hittfeld, bevor sie die Praxis einer Neugrabener Ärztin verwaltete und danach für einige Monate Volontärärztin in der Frauenklinik in Altona wurde. Anschließend wurde sie Assistenzärztin in einer chirurgischen Praxis und ging bis Ende 1947 für einige Zeit als Vertretungsärztin nach Schöningen bei Helmstedt. In den Ermittlungen im Jahre 1948 gab Schwabe zu, eines der Kinder mit Luminal getötet zu haben, eine weitere Ermordung vermutete sie durchgeführt zu haben. Zu dem Vorwurf ein drittes Kind ermordet zu haben, sagte sie aus, dass es ihrer Meinung nach einen natürlichen Tod gestorben sei. Schwabe wurde nie für ihrer Taten verurteilt. Sie lebte in den 1950er Jahren in Bergedorf, heiratete und bekam drei Kinder und war  zudem als Ärztin in dem Krankenhaus Edmundsthal-Siemerswalde in Geesthacht tätig. Sie starb im Jahr 2010 - als letzte Ärztin, die im KKR Kinder ermordet hatte. 

Siehe auch die Biografien von Helene Sonnemann, Lotte Albers, Ursula Petersen, Ilse Bauer, Maria Lange-de la Camp, Emma Lüthje, Ursula Bensel, Wilhelm Bayer, Friedrich Knigge 

Text: Katharina Tenti