Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Maria Lange-de la Camp

(27.Oktober 1906 Hamburg – 24. Juni 1990 Mecklenburg-Vorpommern)
Ärztinnen
Wirkungsstätte: Kinderkrankenhaus Rothenburgsort, Marckmannstraße 129/135


Ab Ende der 1920er Jahre studierte Lange-de la Camp in Hamburg, Marburg, München und Göttingen, promovierte mit einer botanischen Dissertation Anfang der 1930er Jahre und legte 1933 die Lehramtsprüfung ab. Anschließend war sie am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der Universität Halle an der Saale beschäftigt. In den Jahren zwischen 1939 und 1942 nahm Lange-de la Camp ein zweites Studium auf und studierte Medizin in Hamburg und Leipzig. Nach dem Staatsexamen und der Promotion 1942 wurde sie zum 1. Dezember desselben Jahres als Assistenzärztin im Kinderkrankenhaus Rothenburgsort (KKR) angestellt. Sie wurde der Scharlachstation zugeteilt, deren Leitung sie bereits nach kurzer Zeit, ab Januar 1943 übernahm. Im KKR war 1940 eine der zwei sogenannten Kinderfachabteilungen in Hamburg errichtet worden, um dort unter dem Deckmantel „Euthanasie“ als lebensunwert angesehene Kinder zu töten. Lange-de la Camp war ab Frühjahr 1943 an dem Kindermord beteiligt. Mit Hilfe der Krankenschwester Hanna Westermann gab sie einem kleinen Jungen, der vermutlich ein Jahr alt war, die tödliche Luminalspritze.

In der Nachkriegszeit musste sich Lange-de la Camp wie die weiteren Ärztinnen des KKR den Ermittlungsbehörden stellen, musste sich aber nie selbst für ihre Tat vor Gericht verantworten. Lange-de la Camp als niedergelassene Ärztin zunächst in Hamburg tätig, arbeitete bis Mitte der 1950er Jahre für die Pharmaindustrie. Anschließend übernahm sie die Leitung des Instituts für Phytopathologie in Aschersleben in der DDR, wo sie bis zu ihrem Tod blieb.

Siehe auch die Biografien von Helene Sonnemann, Lotte Albers, Ursula Petersen, Ilse Bauer, Emma Lüthje, Gisela Schwabe, Ursula Bensel, Wilhelm Bayer, Friedrich Knigge 

Text: Katharina Tenti