Ursula Petersen
(7. Februar 1912 Berlin – 2./3. Dezember 1980 Hamburg)
Ärztin
Wirkungsstätte: Kinderkrankenhaus Rothenburgsort, Marckmannstraße 129/135
Nach dem Abitur an einem Reformgymnasium im schlesischen Ratibor studierte Petersen zwischen 1931 und 1938 an den Universitäten Hamburg, Berlin und Rostock Medizin. Anschließend war sie kurzzeitig am Gesundheitsamt Güstrow in Mecklenburg beschäftigt, bevor sie zum 15.7.1939 in das Kinderkrankenhaus Rothenburgsort nach Hamburg wechselte. Das KKR wurde von Wilhelm Bayer geleitet. Im Jahr 1940 war dort eine der zwei sogenannten Kinderfachabteilungen errichtet worden, um dort unter dem Deckmantel „Euthanasie“ als lebensunwert angesehene Kinder zu töten. Die Kinderärztin beteiligte sich offensichtlich ohne die NS-Euthanasie zu hinterfragen an den Tötungen: „Es geschah alles mit einer solchen Selbstverständlichkeit und Dr. Bayer und die beiden Assistenzärztinnen waren menschlich und ärztlich so wertvolle Menschen, daß ich niemals an der Rechtmäßigkeit ihres Handelns einen Zweifel hegen konnte.“ (zitiert nach: Andreas Babel: Kindermord im Krankenhaus, Bremen 2015, S. 92.) Nach den Luftangriffen auf Hamburg im Sommer 1943 begleitete Petersen einen Evakuierungstransport mit ca. 200 Kindern nach Celle. Das KKR wurde bis Kriegsende unter anderem auch in einem Ausweichort in Wohldorf weitergeführt [manche Stationen wurden wieder an der Marckmannstraße notdürftig eingerichtet], bis April 1945 wurden mindestens 56 Kinder ermordet.
Petersen war auch nach Kriegsende zunächst weiterhin im KKR beschäftigt, bevor sie eine eigene Kinderarztpraxis in Hamburg eröffnete. Nach Ermittlungen 1948 kann davon ausgegangen werden, dass Petersen sechs Kinder während ihrer Zeit im KKR mit Luminal getötet hat. Namentlich bekannt sind Rita Ahrens, Anneliese Drost, Lisa Marie Huesmann, Gundula Johns, Peter Löding, Dagmar Schulz (www.stolpersteine-hamburg.de). Petersen wurde nicht verurteilt.
Siehe auch die Biografien von Helene Sonnemann, Lotte Albers, Ilse Bauer, Maria Lange-de la Camp, Emma Lüthje, Gisela Schwabe, Ursula Bensel, Wilhelm Bayer, Friedrich Knigge
Text: Katharina Tenti