Ursula Bensel
(31.3.1921 Hamburg – 8.5.1994 Furnas/Azoren)
Ärztin, Fachärztin für Augenheilkunde
Kinderkrankenhaus Rothenburgsort (Wirkungsstätte vom 11.2.1944 bis 30.6.1946)
Dr. Ursula Bensel war Ärztin und Anthroposophin. Andreas Babel schreibt in seinem Buch „Kindermord im Krankenhaus. Warum Mediziner während des Nationalsozialismus in Rothenburgsort behinderte Kinder töteten“ über die Ärztin: „Noch kurz vor Kriegsende tötete Bensel die fast zweijährige Hannelore Scholz (18.5.1943 in Altona – 5.4.1945). Sie war offenbar das letzte Todesopfer des ‚Reichsausschusses‘ dort. Einen ersten Krampfanfall erlitt das Kind im Juli 1943. (…) Ursula Bensel nahm Hannelore auf ihrer Kleinkinderstation auf.“ 1) Die Diagnose lautete „spastische Lähmung. „Bensel erläuterte bei ihrer Vernehmung am 8.4.1946 die Umstände, unter denen sie Hannelore Scholz die tödliche Spritze verabfolgte. (…) Als Anthroposophin lehnte Ursula Bensel die ‚Euthanasie‘ ab. ‚Wenige Tage vor dem Tod Hannelores trat Bayer [Wilhelm Bayer, siehe Portrait] an sie heran und sagte ihr, dass das Kind vom ‚Reichsausschuss‘ geschickt sei und sie ja wisse, was mit ihr zu geschehen habe und nannte ihr auch die Menge des zu spritzenden Luminals‘, so [Hildegard] Thevs [Hildegard Thevs hat das Buch verfasst: Stolpersteine in Hamburg-Rotrhenburgsort, Biographische Spurensuche. Hamburg 2011. Darin portraitiert sie die Kinder, die im Kinderkrankenhaus Rothenburgsort getötet wurden.] Ursula Bensel suchte nach einem Ausweg und sprach beim nächsten Besuchstag Hannelores Mutter an. Diese berichtete ihr von ihrem Gespräch mit Bayer [er hatte ihr gesagt, dass man Hannelore bestrahlen könne, was allerdings zu 90% tödlich verlaufen würde] und schilderte ihr die schwierigen häuslichen Verhältnisse. Die Ärztin legte der Mutter nahe, das Kind wieder mit nach Hause zu nehmen, was diese ablehnte, weil sie mit ihrer Mutter und ihrem beinamputierten Verlobten Hamburg verlassen wollte. Da sie auch selbst krank sei, könne sie das Kind nicht auf die Flucht mitnehmen. Sie bat darum, die mit Bayer besprochene Behandlung vorzunehmen. Die Ärztin wusste, dass Bayer von einer ‚Behandlung‘ sprach, um Frau Scholz nicht in einen Gewissenskonflikt zu bringen. Doch sah sie nun keinen Ausweg mehr und gab dem Kind die angeordnete Luminal-Spritze von 5 ccm. (…) 1948 gab sie [Bensel] an (…); ‚Ich dachte mir nun, daß ich doch vor einer Situation gestellt sei, wo es richtig sei, das Kind zu töten. Wenn das Kind der Mutter zurückgegeben werde, so hätte es eventuell das Gelingen der Flucht der übrigen Personen gefährdet.‘ “ [1]
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus arbeitete Bensel als niedergelassene Ärztin in Hamburg, so in Hamburg-Rissen, Nibelungenweg, später in Hamburg Blankenese, Ole Hoop, dann in Hamburg-Bahrenfeld in der Zöllnerstraße. 1982 Heirat mit Peter Samtleben. Das Paar hatte keine Kinder. 1989 wanderte sie auf die Azoren aus.
In Andreas Babels Buch ausführliche Darstellung.