Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Emma Lüthje

(1. Januar 1912 Königsberg – 19. April 1995 Eckernförde)
Ärztin
Wirkungsstätte: Kinderkrankenhaus Rothenburgsort, Marckmannstraße 129/ 135


Nach dem Abitur am Realgymnasium in Eckernförde studierte Lüthje ab 1932 Medizin an den Universitäten in Kiel, Freiburg und München. Anschließend nahm sie im August 1939 eine Beschäftigung als Volontärärztin im Kinderkrankenhaus Rothenburgsort auf, wo sie ab Juli 1940 als Assistenzärztin angestellt war. Nach den ersten Vorbereitungen durch den „Reichsausschuss zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden“ wurde unter dem Leiter Wilhelm Bayer 1940 im KKR eine der zwei sogenannten Kinderfachabteilungen in Hamburg zur Tötung von als lebensunwert angesehenen Kindern errichtet. Lüthje war auf der Säuglingsstation tätig und ermordete dort mindestens ein Kind, vermutlich war sie aber an mehreren Tötungen beteiligt. „Ich möchte noch hinzufügen, daß mir der Name des Kindes, das von mir Sterbehilfe erhalten hat, und an das ich mich heute noch entsinne, nicht angeben kann. […] Ich weiß bestimmt, daß ich noch in mehreren Fällen Sterbehilfe geleistet habe, bin aber beim besten Willen nicht in der Lage, nähere Einzelheiten anzugeben“, so lautete ihre Aussage im Jahr 1948. Trotz ersten Ermittlungen musste sich Lüthje wie auch die anderen Ärztinnen des KKR nie vor Gericht verantworten.

Sie lebte nach Kriegsende in Eckernförde, war zunächst im dortigen Kreiskrankenhaus tätig, bevor sie dort eine eigene Praxis eröffnete.

Siehe auch die Biografien von Helene Sonnemann, Lotte Albers, Ursula Petersen, Ilse Bauer, Maria Lange-de-la-Camp, Gisela Schwabe, Ursula Bensel, Wilhelm Bayer, Friedrich Knigge 

Text: Katharina Tenti