Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Ortrud von Lamezan

(23. August 1918 Kiel – 30. April 1975 Hamburg)
Ärztin
Wirkungsstätte: Kinderkrankenhaus Rothenburgsort, Marckmannstraße 129/135


Nach dem Abitur in Plauen studierte Ortrud von Lamezan ab 1938 Medizin an den Universitäten Kiel, München und Jena. Sie bestand das Staatsexamen im Herbst 1943 und kam nach einem kurzen Aufenthalt in ihrem Elternhaus in Plauen zum 1. März 1944 als Pflichtassistentin ins Kinderkrankenhaus Rothenburgsort (KKR) nach Hamburg. Das KKR wurde von Wilhelm Bayer geleitet, von Lamezan wurde vorwiegend auf der Infektionsabteilung eingesetzt. Im KKR war 1940 eine der zwei Hamburger sogenannten Kinderfachabteilungen errichtet worden, um dort unter dem Deckmantel „Euthanasie“ als lebensunwert angesehene Kinder zu töten. Es kann davon ausgegangen werden, dass von Lamezan sich an den Tötungen beteiligte und die beiden Mädchen Ursula Bade am 25. August 1944 und Antje Hinrichs Ende Oktober 1944 mit Luminal ermordet hat. (siehe www.stolpersteine-hamburg.de) Bis April 1945 wurden im KKR mindestens 56 Kinder durch tödlich wirkende Medikamente getötet.

Ab 1948 war von Lamezan erneut als Assistenzärztin in Hamburg, bis in den 1960er Jahre dann als Ärztin in Hamburger Krankenhäusern tätig. Sie lebte insgesamt sehr zurückgezogen. Nach Kriegsende wurde gegen sie und weitere Ärztinnen und Ärzte des KKR ermittelt, zu einer Verurteilung kam es nicht.

Siehe auch die Biografien von Helene Sonnemann, Lotte Albers, Ursula Petersen, Ilse Bauer, Maria Lange-de la Camp, Emma Lüthje, Gisela Schwabe, Ursula Bensel, Wilhelm Bayer, Friedrich Knigge 

Text: Katharina Tenti