Martha Müller
(31. Januar 1907 Halle – Todesdatum nicht bekannt)
Krankenschwester
Adresse: Frickestraße 66
Wirkungsstätte: Kinderkrankenhaus Rothenburgsort, Marckmannstraße 129/135
Nach den eigenen Angaben war Martha Müller seit dem Jahr 1936 im Kinderkrankenhaus Rothenburgsort (KKR) beschäftigt; erhaltene Dokumente belegen, dass sie zwischen 1941 und 1945 als Kinderkrankenschwester tätig war und auch dessen Verlegung im Sommer 1943 infolge eines Bombenangriffs ins Ausweichkrankenhaus nach Celle begleitete. Nach Kriegsende verließ sie das KKR zum 31. August 1945 und trat eine neue Stelle als Kinderkrankenschwester in Celle an.
Im Juni 1940 war im KKR eine der sogenannten „Kinderfachabteilungen“ eingerichtet worden, in der mindestens 56 sogenannte „Reichsausschusskinder“, die im Sinne der NS-Ideologie als nicht lebenswert eingestuft wurden und durch tödlich wirkende Medikamente ermordet wurden. Die beteiligten Schwestern erhielten für ihre Teilnahme an den Kindstötungen einen nicht unerheblichen monatlichen Gehaltszuschuss von 25 bis 35 Reichsmark.
Nach Kriegsende fanden Voruntersuchungen gegen Beteiligte des Kindermordes im KKR statt. In den Ermittlungen 1948, die auch sieben weitere Krankenschwestern mit einschlossen (Hanna Westermann, Wanda Kreth, Gudrun Kasch, Waltraut Grobe, Gertrud Menke, Margarete Rieckmann und Felicitas Holzhausen), wollte sich Martha Müller kaum an die zurückliegenden Jahre und Tötungen erinnern: „Dass das Kind die Sterbehilfespritze durch Fräulein Dr. Wetzel erhalten hat, weiss ich nicht, ich weiss nicht, ob ich bei der Verabfolgung der Spritze zugegen gewesen bin. Ob ich das Kind gehalten habe, weiss ich nicht.“ (Martha Müller am 2.6.1948, zitiert nach Andreas Babel: Kindermord im Krankenhaus, Bremen 2015, S. 180.) Obwohl die Krankenschwestern vermutlich aktiv an den Tötungen der Kindern beteiligt waren, beschränkten sich weitere Ermittlungen der Staatsanwalt auf die Ärzteschaft und die Gesundheitsbehörde.
Verweis: siehe auch Opferbiografien Siegfried (Findelkind), Angela Lucassen, Doris Schreiber unter www.stolpersteine-hamburg.de
Text: Katharina Tenti