Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Claus Göttsche

(17. Mai 1899 Aasbüttel/ Kreis Rendsburg - Mai 1945 Hamburg)
Kriminalkommissar, Leitung „Judenreferat“ und SS-Hauptsturmführer
Adresse: Schäferstraße 20 (1935) / Fritz-Reuter-Straße 20 (1941)
Wirkungsstätte: Staatspolizeileitstelle, Dezernat II B, Düsternstraße 41 / ab 1941 Sitz im ehemaligen jüdischen Gemeindehaus Rothenbaumchaussee 38


1914 hatte Göttsche die Schule beendet und half in der Landwirtschaft aus, bis er 1917 als Soldat einberufen wurde. Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde er 1919 aus der Armee entlassen. Im Jahr 1921 wurde er bei der Hamburger Polizeibehörde eingestellt und verpflichtete sich dort für zwölf Jahre als Hilfswachtmeister bei der Ordnungspolizei. Nach seiner Verbeamtung arbeitete sich Göttsche langsam hoch, 1932 kam er zur Sittenpolizei. Anfang Mai 1933 trat er der NSDAP bei, später auch der SS und wurde dort Hauptsturmführer. Im Jahr 1935 wurde er in das Dezernat II B „Kirche, Emigranten, Freimaurer, Juden, Pazifismus“ versetzt.  Nach seiner Verwaltungsprüfung im Jahre 1936 wurde er 1937 zum Kriminalkommissar befördert. "Ab 1940 leitete er das 'Sachgebiet Juden', das ein eigenständiges Referat der Staatspolizeileitstelle Hamburg geworden war." [1] Göttsche wurde eine zentrale Figur der Hamburger Judenverfolgung. "Unter Göttsche arbeiteten u. a. Fritz Beck, Walter Wohlers, Hans Stephan, Ferdinand Amberger, Walter Mecklenburg, Hermann Kühn sowie Beamte namens Götze und Hammerschlag." [2] Seine Mitarbeiter führten brutale Razzien, Verhaftungen und Misshandlungen gegen jüdische Teile der Bevölkerung durch. Zudem wurden Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Hamburg zu Verwaltungsaufgaben im Rahmen der Vorbereitung der Deportationen gezwungen. Ab Herbst 1941 ließ Göttsche Jüdinnen und Juden in das Ghetto Litzmannstadt, über das KZ Jungfernhof in das Ghetto Riga, in das Ghetto Minsk, in das KZ Auschwitz- Birkenau sowie in das KZ Theresienstadt transportieren. "In enger Zusammenarbeit mit Willibald Schallert kontrollierte er auch den Zwangsarbeitereinsatz." [3] Nach Abschluss der größten Deportationszüge wurde das sog. „Judenreferat“ verkleinert. Göttsche übernahm nun 1943 die Leitung des "Referates "N" ("Nachrichten") der Staatspolizeileitstelle Hamburg." [4]
Nach Kriegsende tauche er zunächst unter, wurde jedoch entdeckt und tötete sich im Mai 1945 bei seiner Festnahme durch die britische Armee mit einer Zyankalikapsel selbst. Walter Mecklenburg tötete sich 1947, andere Gestapoleute tauchten ab. "Die Beamten des 'Judenreferats' wurden nie wegen ihrer Taten in Hamburg vor Gericht gestellt. Aus eingestellten Ermittlungsverfahren wird deutlich, dass sie sich nicht nur immer wieder allein und gemeinschaftlich bereichert, sondern Juden auch schukaniert, erpresst, in den Tod getrieben oder wegen geringer Vergehen auf dei Deportationslisten gesetzt hatten." [5]
Text: Katharina Tenti und Rita Bake