Carlo Otte
(20. Mai 1908 Hamburg - Todesdatum unbekannt)
NSDAP-Gauwirtschaftsberater
Adresse: Eckernförderstraße 76 (1937)
Wirkungsstätte: Gauwirtschaftsberatung, Alsterufer 27
Otte absolvierte Anfang der 1920er Jahre eine kaufmännische Ausbildung und besuchte zudem einige Wirtschaftsvorlesungen der Hamburger Universität. 1930 trat er in die NSDAP ein und unterstütze die SA, ein Jahr später kam er zur SS. Innerhalb der NSDAP wurde Otte gefördert und stieg auf. Er hielt sich an Gustav Schlotterer, NSDAP-Gauwirtschaftsberater und wurde dessen Stellvertreter, bevor er ihm 1935 im Amt nachfolgte und selbst Gauwirtschaftsberater wurde. Otte war es an der Durchsetzung der NS-Rassenideologie im Wirtschaftsleben gelegen. Er ließ Geschäftsbeziehungen zwischen „arischen“ und „nicht arischen“ Betrieben kontrollieren und diese unterbinden. Zudem verschaffte er sich mit der Rückendeckung Karl Kaufmanns größere Kompetenzen im Bereich „Arisierungen“, die ihm die Handelskammer Hamburg und die Wirtschaftsverwaltung bereitwillig überließen. Nachdem die Konfiszierung und der Zwangsverkauf jüdischer Unternehmen in Hamburg zunächst zurückhaltender als in anderen Städten verfolgt worden waren, stieß Otte ab 1936/37 und 1938 einen „Arisierungsschub“ an. Eine eigene Abteilung „Arisierungen“ entstand, und systematisch wurde die „Entjudung der Wirtschaft“ vorgenommen. Ab 1939 wurde Otte Leiter des „Führungsstabes Wirtschaft“ in Hamburg und hatte damit die wichtigste Position im Wirtschaftsbereich der Hansestadt inne.
Von 1940 bis 1945 wurde Otte zusätzlich als Leiter der Hauptabteilung Volkswirtschaft und als persönlicher Ratgeber des Reichskommissars nach Norwegen abgeordnet. Sein Amt in Hamburg legte er nicht nieder, sondern beauftragte seinen Mitarbeiter Dr. Otto Wolff kommissarisch die Leitung zu übernehmen. Im Sommer 1942 wurde Otte zum Beauftragten des Reichskommissars für die Seeschifffahrt in Norwegen ernannt, zudem wurde er 1942 Hamburger Senator für Schifffahrt, Handel und Gewerbe und Beigeordneter der Hansestadt Hamburg.
Nach Ende des Krieges wurde gegen Otte ein Untersuchungsverfahren eingeleitet, aber keine Anklage gegen ihn erhoben. Im Jahr 1949 wurde Otte vom Entnazifizierungsausschuss als Mitläufer eingeordnet und damit entlastet, da man zu dem Ergebnis kam, er habe den Nationalsozialismus nicht besonders unterstützt.
Text: Katharina Tenti