Otto Wolff Dr. Otto Wolff
(26. Oktober 1907 Kiel – 8.11.1991)
NS-Wirtschaftsfunktionär
Adresse: Sophienstraße 34 (1938)
Wirkungsstätte: Shell-Zentrale am Alsterufer 4-5, dort Büros der Gauwirtschaftskammer und des Rüstungskommandos sowie Büro von Otto Wolff als Generalkommissar für die Hamburger Wirtschaft. Gebädue steht heute noch.
Wolff machte zunächst eine Ausbildung bei der Reichsbahn, bevor er ein Wirtschaftsstudium an der Universität Hamburg begann. Von 1925 bis 1935 war Wolff sportlich aktiv und spielte in der ersten Fußballmannschaft des FC St. Pauli. Im Jahr 1930 trat er in die NSDAP ein und kam zur SS. Nach seiner Promotion wurde er im Jahr 1936 Hauptsachbearbeiter des Hamburger NSDAP-Gauwirtschaftsberaters Carlo Otte. In dieser Funktion war Wolff maßgeblich an der „Entjudung“ der Hamburger Wirtschaft beteiligt, u. a. wurde die Köhlbrandwerft sowie das Bankhaus M. M. Warburg & Co „arisiert“. Wolff bereicherte sich auch persönlich an zwei Häusern in bester Hamburger Lage, am Harvestehuder Weg und an der Elbchaussee. In der Saison 1939/40 war Wolff erneut, nur aushilfsweise, im Fußball für den St. Pauli tätig.
Ab 1940 wurde Wolff kommissarischer Gauwirtschaftsberater, da Carlo Otte nach Norwegen berufen wurde. Wolff übernahm mit der Zeit immer weitere Ämter und wurde einer der einflussreichsten NS-Wirtschaftsfunktionäre in Hamburg, u. a. ließ er konfiszierte jüdische Besitztümer aus ganz Europa nach Hamburg bringen und weit unter Wert unters Volk bringen. Nach dem Historiker Frank Bajohr profitierten rund 100 000 HamburgerInnen, in dem sie sehr günstig Haushaltsware, Kleider und Möbelstücke ersteigerten. Die Auktionen wurden mit Anzeigen beworben und darin erwähnt, dass es sich um jüdisches Eigentum handelte.
Während des Krieges übernahm Wolff zudem eine zentrale Rolle bei der Organisation und Koordination der Zwangsarbeit in Hamburg. Mittlerweile zum SS-Standartenführer ernannt, saß Wolff ab 1943 der Rüstungskommission des vier Gaue umfassenden Wehrkreises X vor und übernahm somit auch eine tragende Rolle in Hamburgs Kriegswirtschaft.
Nach Kriegsende wurde Wolff durch die britische Militärpolizei interniert und im April 1948 entlassen. Zwar wurde er von einem Spruchgericht in Bergedorf wegen seiner SS-Angehörigkeit zu 5000 Mark Strafe verurteilt, musste sich aber keinem weiteren Verfahren stellen. 1955 gründete er gemeinsam mit dem ehemaligen Gauleiter Karl Kaufmann unter seinem Namen die Dr. Otto Wolff Versicherungen KG in Hamburg. Im Jahr 1976 übernahm die Götte-Gruppe die Dr. Otto Wolff Versicherungsfirma.
Wolff konnte nicht nur wirtschaftlich erneut in Hamburg Fuß fassen, auch in seinem alten Fußballverein FC St. Pauli war er als „Altherrenkicker“ aktiv, zudem wurde ihm die „goldenen Ehrennadel“ verliehen. Zu Wolffs Tod erschien Anfang 1992 in der Vereinszeitung des FC St. Pauli ein Nachruf zu seinen angeblichen Verdiensten während des Krieges. Nach einer kritischen Auseinandersetzung über Wolffs Rolle währende des Nationalsozialismus wurde ihm die goldene Vereinsnadel im Jahr 2010 seitens des FC St. Pauli aberkannt.
Text: Katharina Tenti