Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Gustav Schlotterer Dr. Gustav Schlotterer

(1. März 1906 Biberach – 16. Mai 1989 Düsseldorf)
NS-Wirtschaftsfunktionär, SS-Oberführer
Adresse: Schrötteringksweg 11 (1934), Hallerstraße 11(1935)
Wirkungsstätte: „Behörde für Wirtschaft“, Stadthausbrücke 22 (1933) / Gauwirtschaftsberatung, Alsterufer 27


Schlotterer gehörte zu den frühen Unterstützern der NSDAP und trat ihr bereits 1923 bei. Er studierte und promovierte in Wirtschaftswissenschaften und war ab 1931 als Redakteur im Bereich Wirtschaft für die NS-Zeitung Hamburger Tageblatt in Hamburg tätig. 1933 übernahm Schlotterer den Posten des NSDAP-Gauwirtschaftsberaters in Hamburg. Bei der Bücherverbrennung am 30. Mai 1933 nahm Schlotterer als Redner teil. Im Jahr 1935 wechselte Schlotterer ins Reichswirtschaftsministerium nach Berlin. Im November 1937 trat er in die SS ein. Er wies u. a. die Devisenstellen reichsweit dazu an, auswanderungswillige Juden als „kapitalfluchtverdächtig“ einzustufen und ihnen durch Treuhänder ihr Vermögen zu entziehen.

Schlotterer stieg 1940 zum Ministerialdirektor auf und übernahm die Leitung der Ostabteilung im Reichswirtschaftsministerium und wurde ständiger Vertreter im Ostministerium als Leiter der Chefgruppe Wirtschaftspolitik. Er wurde wirtschaftspolitischer „Neuordnungsfachmann“ für die besetzten „Ostgebiete“, d. h. er beschäftigte sich mit Ausbeutung und Enteignung der östlichen Wirtschaft zu Gunsten des deutschen militärischen und zivilen Bedarfes. Im Jahr 1944 gab Schlotterer gemeinsam mit Otto Ohlendorf die Zeitschrift „Deutsche Außenwirtschaft“ heraus.

Nach Kriegsende trat Schlotterer als Zeuge im Fall 11 der Nürnberger Prozesse, dem so genannten Wilhelmstraßen-Prozess, auf. Er wurde nicht angeklagt. Schlotterer lebte später in Düsseldorf und war in der Stahlindustrie tätig.

Text: Katharina Tenti