Fritz Dorn
(23. November 1904 Speyer – 19. Januar 1987)
Direktor der Neuen Sparkasse von 1864
Oesterleystraße 77 (Privatvilla)
Ferdinandstraße 5 (Neue Sparkasse von 1864)
Siehe auch en Eintrag zu Käthe Thiessen
Fritz Dorn
bis 1934 Abteilungs-Direktor der Hamburger Sparkasse von 1827, dann Referent des Deutschen Sparkassen Giroverbandes in Berlin, anschließend Direktor der Neuen Sparkasse von 1864 Hamburg. Seit 1936 war er Eigentümer eines 3000 qm Wohngrundstückes in Wellingsbüttel, Buchtstraße 22, und eines unbebauten 4800 qm Grundstückes in Poppenbüttel.
Fritz Dorn war seit 1931 Kreisleiter der NSDAP Nr. 595.486, 1938 Standartenführer der Reiter-SS, Nr. 309.715, ab 11.9.1938 SS-Hauptsturmführer, ab 30.01.39 SS-Sturmbannführer., ab 09.11.41 SS-Obersturmbannführer., ab 13.08.43 SS-Standartenführer.
Ab 1938 im Reichsjuristenbund und im NS Reichsbund für Leibesübungen.
In Fritz Dorns Privathaushalt musste von März 1944 Maria Nividowa, geb. am 8.2.1925 in Gorki und aus ihrer Heimat Gorki/Russland nach Hamburg verschleppt, Zwangsarbeit leisten. Zuvor hatte sie seit dem 26. Februar 1944, sie befand sich damals im ersten Monat ihrer Schwangerschaft, für die Deutsche Arbeitsfront im DAF Lager Waltershof als Zwangsarbeiterin arbeiten müssen.
Am 7. Juli 1944 kam Maria Nividowa nach Hamburg-Mitte in die Ferdinandstraße 5, die Adresse der Neuen Sparkasse von 1864.
Einen Monat vor der Geburt ihres Kindes wurde Maria Nividowa am 11. September 1944 in der Frauenklinik Finkenau, Hamburg-Uhlenhorst, aufgenommen. (Siehe dazu auch unter Käthe Thiessen, die behandelnde Ärztin). Elf Tage nach der Entbindung erfolgte für sie und ihre Tochter Ludmilla, auch Lucie genannt, am 23. Oktober 1944 die Verlegung in das Ausweichkrankenhaus Wintermoor.
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus setzte die Hamburgische Bürgerschaft am 8. März 1946 den „Ausschuss zur Untersuchung nationalsozialistischer Korruptionsfälle“ ein. Am 8. März 1946 sagte dort der frühere Leiter der Gauführerschule, Wilhelm Gundlach, aus, dass sich seit 1935 einmal wöchentlich eine „Nazi‐ Kamarilla“ von zwölf einflussreichen Parteimitgliedern, wie der hauptamtliche Gauschulungsleiter der NSDAP und SS-Mann Albert Henze, SS‐ Obergruppenführer Rudolf Querner, Senator Alfred Richter, Gau‐Wirtschaftsberater Dr. Otto Wolf und Hermann Okrass, Schriftleiter des Hamburger Tageblatts, in renommierten Hamburger Lokalen (zum Beispiel Hotel Atlantik, Europäischer Hof, Mühlenkamper Fährhaus) zum Essen trafen, um Vorschläge an den Gauleiter zu besprechen, was die Vergabe von Posten und die Aneignung jüdischen Eigentums wie auch nach Kriegsbeginn die Organisation ihrer Versorgung mit wertvollen Konsumgütern und Luxuswaren aus dem besetzten Ausland betraf. Der größte „Besorger“ soll dabei Fritz Dorn gewesen sein.
Im Juni 1945 wurde Fritz Dorn von der Britischen Militärregierung interniert und zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und einer Geldstrafe von 3000 DM verurteilt. Die Entnazifizierungskommission erlegte ihm im Juni 1949 auf, keine leitende Stellung und keine Tätigkeit in der Privatwirtschaft mehr einnehmen zu dürfen, seine Konten wurden gesperrt, er erhielt eine Geldstrafe von 1000 DM. Fritz Dorn gab u. a. zu, Verhaftungen seiner Angestellten veranlasst zu haben.
Fritz Dorn saß von Januar bis Dezember 1947 im Internierungslager Eselheide in der Nähe von Bielefeld/Gütersloh ein. Im Mai 1949 wurde er in Kategorie III (Minderbelastete) umgestuft.
Text: Margot Löhr