Alfred Richter Alfred Friedrich Carl Wilhelm Richter
(12. Juli 1895 Wismar- 12. November 1981 Oldenburg)
NS-Innensenator
Adresse: Alsterkrugchaussee 290
Wirkungsstätte: Innere Verwaltung, Stadthaus, Neuer Wall 88
Als ehemaliger Soldat wurde Richter im Jahr 1920 als Oberstleutnant in den Polizeidienst übernommen. Da er sich in den 1920er Jahren politisch in nationalsozialistischen Kreisen bewegte und von 1923 bis zum Verbot der Partei wegen des Hitler-Putsches Mitglied der NSDAP gewesen war, wurde er im August 1930 mit Wirkung zum 30. September 1930 aus der Ordnungspolizei entlassen. Am 1. September 1930 war Richter erneut der NSDAP beigetreten und wurde hauptamtlicher Geschäftsführer der Partei in Hamburg. Ein Jahr später wurde Richter für die NSDAP in die Hamburgische Bürgerschaft gewählt.
Seit September 1931 war Richter auch Mitglied der SA. Hier schaffte er es bis 1932 zum Führer der SA-Standarte 76.
Vor den Wahlen 1933: „Noch ehe die Regierungswahlen stattgefunden hatten, stellte die NSDAP-Führung eine ihren Wünschen entsprechende Koalitionsregierung zusammen, um sie am Tage der Wahl, am 5. März 1993, zu präsentieren. (…) Noch bevor die Wahl beendet war, hatte der Senat der Stadt Hamburg auf Anweisung der Reichsregierung den Polizeioberleutnant, SA-Standartenführer Alfred Richter, zum Reichskommissar für die Polizei ernannt. Nach Abschluss der Wahl drang Richter mit der von ihm mobilisierten SA gewaltsam in das Rathaus ein und verjagte den dort versammelten Senat.“[1]
Nach der Machtübernahme durch die NSDAP 1933 wurde Richter im März 1933 zum Polizeisenator ernannt. Für den von ihm verantworteten Bereich stellte er systematisch NSDAP-Angehörige und Unterstützer ein und „säuberte“ den Beamtenapparat nach nationalsozialistischen Vorstellungen. Er verfolgte politische Gegner erbarmungslos. "Richter verließ ich bei der brutalen Unterdrückung der Opposition nahezu vollständig auf die Polizei und ihm bekannte und befreundete Polizeioffiziere. Die Gründung des 'Kommandos zur besonderen Verwendung' der Ordnungspolizei am 23. März 1933 (...) ist vor allem auf die Initiative Richters zurückzuführen." [2] Die Verhaftungswellen führten im April 1933 zur Einrichtung des der Polizei unterstehenden KZ Wittmoor. "Die 'Staatspolizei' (politische Polizei) wurde in Hamburg erst im November 1933 von der SS übernommen, bis dahin übte Richter auch hier einen maßgeblichen Einfluss aus." [3]
Richter engagierte sich auch im Hamburger Pferdesport und übernahm im September 1933 die neu geschaffene Landesleitung für Pferdesport und Pferdezucht." 1938 wurde er zum Gruppenreiterführer und zum SA-Brigadeführer ernannt, 1941 zum SA-Gruppenführer." [4]
Bis zur Auflösung des Senates im April 1938 blieb Richter im Senat. Allerdings schwand sein Einfluss auf die Polizei mit der zunehmenden Übertragung von Aufgaben und Einrichtungen der Polizei an den Reichsführer SS, Heinrich Himmler und das Reichsinnenministerium in den Jahren 1933-1936. Örtliche Zuständigkeiten für die Polizei lagen nach der Neustrukturierung der Staatsverwaltung vom 1.4.1938 bei SS-Gruppenführer Hans-Adolf Prützmann .
Im Jahr der Auflösung des Senats wurde Richter "zum Beigeordneten für die Hamburger Innenverwaltung ernannt." [5]
Während des Krieges wurde Richter in die Wehrmacht eingezogen. Dort erreichte er den Rang eines Oberstleutnants. Nach Kriegsende war er bis 1948 interniert und wurde im Rahmen der Entnazifizierung als „Mitläufer“ entlastet. In den 1950er Jahren engagierte er sich bei der rechtsgerichteten Deutschen Partei, übernahm den Vorsitz und war zudem in den Jahren 1958/59 kurzzeitig Abgeordneter im Niedersächsischen Landtag.
Text: Katharina Tenti