Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Konrad Groth

(11.6.1893 Lübeck – 18.2.1955)
kommissarischer Schulleiter der Oberschule für Mädchen in Altona, Lehrer am Christianeum
Zöllnerstraße 5 (Wohnadresse 1955)


Dr. Hans-Peter de Lorent hat über Konrad Groth ein Portrait verfasst, das in Hans-Peter de Lorents Buch: Täterprofile. Die Verantwortlichen im Hamburger Bildungswesen unterm Hakenkreuz. Band. 3. Hamburg 2019 erschienen und im Infoladen der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg erhältlich ist. Hier der Text:

„Von Herrn Groth habe ich den Eindruck, dass es ihm mit seinem zur Schau getragenen Nationalsozialismus nicht sehr ernst war.“
Ein Beispiel für die Anpassung und die Bereitschaft, durch Mitgliedschaft und Aktivitäten in nationalsozialistischen Organisationen auch einen beruflichen Karriereschritt zu machen, liefert Konrad Groth.
Von ihm liegt keine Personalakte vor, dafür aber die Auslassungen im Entnazifizierungsverfahren. Konrad Groth war offenbar kein Nationalsozialist der persönlich üblen Sorte, kein Aktivist der allerersten Reihe. Aber dennoch gelang es ihm, als Schulungsbeauftragter des NSLB im Kreis Altona Aufmerksamkeit zu erringen und im System von Oberschulrat Hermann Saß während des Krieges als Schulleiter beauftragt zu werden. Die Karriere eines Dabeigewesenen.
Konrad Groth wurde am 11.6.1893 in Lübeck geboren. Da es von ihm keine Personalakte gibt, kann über seinen eigenen Bildungsgang nichts gesagt werden. Vermutlich wird er nach einem Studium mit dem Abschluss für das höhere Lehramt in Schleswig-Holstein gearbeitet haben und dann nach Altona gekommen sein. Im Hamburgischen Lehrerverzeichnis des Schuljahres 1938/1939 wird als Eintrittsdatum in den Schuldienst, bzw. feste Anstellung der 1.4.1918 genannt.[1]
In seinem Entnazifizierungsfragebogen, den Konrad Groth am 3.8.1945 abgab, vermerkte er, von 1914 bis 1918 im Kriegsdienst gewesen zu sein und sich dabei eine Verwundung zugezogen zu haben, die dazu führte, im Zweiten Weltkrieg nicht wieder mobilisiert worden zu sein.[2]
Er gab an, seit dem 1.5.1933 Mitglied im NSLB, dort als AG-Leiter und als Schulungsbeauftragter sowie Verbindungsmann Schule-NSLB tätig gewesen zu sein, als sogenannter Schulwalter. 1934 war er Zellenleiter im NSV. NSDAP-Mitglied wurde er am 1.5.1937 (Mitgliedsnummer 4.228.865).[3]
Konrad Groth, der an der Schlee-Schule in Altona gearbeitet hatte und nach langjähriger Tätigkeit an der Oberschule für Jungen in Blankenese, am 1.5.1943 zum kommissarischen Schulleiter der Oberschule für Mädchen in Altona ernannt worden war, wurde am 12.9.1945 auf Anordnung der Britischen Militärregierung von Schulsenator Heinrich Landahl entlassen.[4]
Da er im Fragebogen bei Mitgliedschaft in der SS „Nein“ geschrieben hatte, fühlte er sich am 30.10.1945 in einem kurzen handschriftlichen Schreiben genötigt, dies zu präzisieren:
„Aufgrund der Verordnung über Meldepflicht ehemaliger Nationalsozialisten habe ich am 30. Oktober 1945 bei der Polizei-Meldestelle Hamburg Dammtorwall 39 gemeldet, dass ich von 1934–1936 förderndes Mitglied der SS gewesen bin.“[5]
Konrad Groth fühlte sich auch genötigt, eine Anlage zu seinem Fragebogen abzugeben und insbesondere zu erklären, worin seine Arbeit als Schulungsbeauftragter des NSLB bestanden hatte. Er schrieb:
„Im Rahmen von Veranstaltungen der Schulverwaltung und des NS-Lehrerbundes wurden folgende Vorträge meist geschichtlichen Inhalts mit der Absicht, Anregungen für den Geschichtsunterricht zu geben, gehalten:
1. Änderungen in der Struktur des Reiches seit 1933 (vor einer Zuhörerschaft von Mitgliedern des NSLB von Bahrenfeld, Flottbek und Steenkamp 1934).
2. Moderne deutsche Dichtung 1934 vor derselben Zuhörerschaft.
3. Der Kampf um die Einheit des Reiches während des 19. Jahrhunderts, April 1939 während eines Wochenendkurses von Mitgliedern des NSLB Altona, 1942 vor verschiedenen Mitgliedern des NSLB.
4. Deutschlands Kampf um seine Existenz im Osten, Mai 1943 vor Hamburger Lehrern in einer Veranstaltung der Schulverwaltung.“[6]
Angesichts der Themen und der jeweiligen Zeitpunkte kann vermutet werden, dass Konrad Groth als Propagandist der Nationalsozialisten aufgetreten ist. Wenn man weiß, dass der ehemalige Altonaer Schulsenator und spätere Oberschulrat, Hermann Saß[7], in Altona Kreisschulungsverantwortlicher gewesen war, fand sich hier auch ein Profilierungsfeld für Konrad Groth. Den Zusammenhang machte Konrad Groth am Ende dieser Anlage deutlich:
„Auf Anordnung der Ortsgruppe Bahrenfeld und auf Wunsch des damaligen Oberschulrats Saß ist dieser Vortrag auch gehalten worden vor Mitgliedern der Ortsgruppe Bahrenfeld und Blankenese. Im Januar 1944 wurde die Oberschule für Mädchen Altona, deren kommissarischer Leiter ich war, in den Gau Bayreuth verlegt. Seit dieser Zeit habe ich keine Vorträge gehalten. Außerdem habe ich keinerlei Veröffentlichungen herausgegeben.“[8]
Es hatte aber noch dazu gereicht, dass Oberschulrat Hermann Saß Konrad Groth zum kommissarischen Schulleiter ernennen konnte. So einfach waren manchmal die Zusammenhänge.
Nach seiner Entlassung wandte sich Konrad Groth am 11.10.1945 über die Schulverwaltung an die Britische Militärregierung. Er war natürlich schwer getroffen, weil ihm mitgeteilt worden war, dass seine Entlassung aus dem öffentlichen Dienst auch mit dem „Verlust aller Ansprüche auf Gehalt und Pension“ verbunden war. Darum musste er Entlastungsgründe anführen. Er erklärte, in die NSDAP am 1.5.1937 eingetreten zu sein, „weil der damalige Reichsstatthalter von Hamburg es als Pflicht der Beamten ansah, Mitglieder der Partei zu werden“.[9]
Es ist schwer vorstellbar, dass zum Thema „Deutschlands Kampf um seine Existenz im Osten“ 1943 von ihm keine Propaganda- und Durchhalteparolen verbreitet wurden. Groth behauptete hingegen:
„Mit Bezug auf die von mir vor Kollegen gehaltenen Vorträge über historische Themen erlaube ich mir zu bemerken, dass es sich nicht um Propaganda handelt. Diese Vorträge sollten auf wissenschaftlicher Grundlage Stoff zur Diskussion liefern, um den Geschichtsunterricht an unseren Schulen zu fördern. Schon vor 1933 habe ich Vorträge solcher Art im Philologenverein gehalten, die ich später im NS-Lehrerbund wieder aufnahm.“[10]
Konrad Groth äußerte sich auch dazu, wie er seine Leitungstätigkeit verstanden und ausgeübt hatte:
„Im Jahre 1942 wurde ich zum kommissarischen Schulleiter an der Oberschule für Mädchen, Altona, ernannt. Ich führte mein Amt in humaner Weise, was mich im Gegensatz zur Partei und der Hitlerjugend brachte. Ich erwähne nur, dass ich die jetzige Schulleiterin der Oberschule für Mädchen, Altona, Fräulein Räthling, gegen die Angriffe des damaligen Ortsgruppenleiters von Blankenese, Dierks, schützte. Ich setzte die feste Anstellung von Fräulein Athen durch, deren Beförderung die Partei nicht bewilligen wollte, weil Fräulein Athen eine fromme Christin war.“[11]
Die Abwehrmuster in den Schreiben zur Verteidigung der eigenen Tätigkeiten ähnelten sich. Nie Propaganda betrieben zu haben, ausschließlich sachliche Informationen. In der Leitungsfunktion Leute geschützt und stets im Konflikt mit anderen Nationalsozialisten gestanden zu haben, mit der NSDAP und als Schulleiter mit der Hitlerjugend. Und so äußerte sich Konrad Groth auch zu diesem Punkt:
„Mein Gegensatz zur NSDAP und zur Hitlerjugend verschärfte sich, als unsere Schule nach Hohenberg/Oberfranken verlagert wurde, weil ich bewusst dem Einfluss der Hitlerjugend entgegentrat zugunsten von Schule und Familie. Diese Haltung trug mir eine Anklage von Seiten des Sicherheitsdienstes und schließlich die Drohung der Amtsentsetzung ein.“[12]
Dies konnte ihm der KLV-Beauftragte Jürgen Früchtenicht am 11.10.1945 bestätigen, der selbst Schulleiter war und sich auch als NS-Belasteter gegen seine Entlassung wehren musste. Er bescheinigte, „dass mir Ende Februar 1945 eine Anklage des Sicherheitsdienstes (SD) gegen Herrn Konrad Groth zugestellt wurde, weil durch die Schul- und Lagerführung des Herrn Groth in dem Lager der Oberschule für Mädchen, Altona, in Hohenberg-Bayern der Einfluss der HJ-Führerinnen ausgeschaltet würde“.[13]
Konrad Groth war auch davon überzeugt, dass das Kollegium der Oberschule für Mädchen bereitwillig seine Angaben über seine Amtsführung bezeugen würde. Mit einiger Verzögerung gab seine Nachfolgerin an der Oberschule für Mädchen in Altona in der Schulleitung, die von ihm erwähnte Johanna Räthling, ein eher zurückhaltendes Urteil ab:
„Von Herrn Groth habe ich den Eindruck, dass es ihm mit seinem zur Schau getragenen Nationalsozialismus nicht sehr ernst war. Er ist niemals uns gegenüber als strenger Nationalsozialist aufgetreten. Verschiedene Male hat er sich sehr warm für mich eingesetzt, als ich angezeigt war. Ich habe stets im besten Einvernehmen mit ihm gestanden.“[14]
Der Beratende Ausschuss für die höheren Schulen Hamburg beschäftigte sich mit dem Einspruch von Konrad Groth und stellte fest:
„Groth war überzeugter Nationalsozialist und hat die nationalsozialistische Doktrin auch in seinem Unterricht gelehrt. Aufgrund seiner nationalsozialistischen Gesinnung und nicht aus fachlichen Gründen wurde er von der nationalsozialistischen Schulverwaltung zum kommissarischen Schulleiter ernannt und zum Oberstudienrat befördert. Auch an nationalsozialistischen Schulungskursen der Lehrer hatte er aktiven Anteil. Der Beratende Ausschuss kann eine Wiederbeschäftigung zur Zeit nicht befürworten.“[15]
Konrad Groth hatte in den 1920er Jahren an der Schlee-Schule in Altona gearbeitet und dort auch den damaligen Studienrat Hermann Saß kennengelernt. Nach seiner Versetzung an die Oberschule für Jungen in Blankenese saß er unter anderem mit den fanatischen Intriganten und Nationalsozialisten Kurt Eitzen und Horst Kanitz in einem Kollegium, deren Biografien ich im ersten Band der Täterprofile veröffentlicht habe.[16]
Konrad Groth erhielt ein Leumundszeugnis von Prof. Peter Zylmann, der nach seiner Absetzung als Schulleiter der Matthias-Claudius-Schule nach Blankenese versetzt worden war und Groth in positiver Erinnerung hatte:
„1933 wurde ich nach Weigerung, der NSDAP beizutreten, in das Amt eines Studienrats zurückversetzt und zur weiteren Dienstleistung an das damalige Real-Gymnasium Blankenese versetzt. Bis auf einige Ausnahmen, die mir in unangenehmster Erinnerung geblieben sind, fand ich dort ein Kollegium vor, das mich durchaus kollegial und freundlich aufnahm und mit dem ich im besten Einvernehmen habe arbeiten können. Im positiven Gedächtnis habe ich in diesem Zusammenhang Herrn Groth behalten. In der Unterhaltung des Kollegiums war im allgemeinen von politischen Dingen überhaupt keine Rede. Mit Herrn Groth kam ich insofern etwas näher zusammen, als wir sehr oft eine gemeinsame Eisenbahnfahrt zwischen Schule und Haus zurücklegten. Aus dem Verhalten von Groth habe ich damals überhaupt nicht entnehmen können, dass er Parteimitglied war oder irgendwelche Funktionen in der Partei ausübte. Ich erwähne das ausdrücklich um damit anzudeuten, dass Herr Groth neben manchen anderen Kollegen dieser Schule, wie ich nachträglich anerkennend hervorheben muss, trotz meiner durch die Zurückversetzung geschwächten dienstlichen und politischen Stellung stets in politischer Hinsicht sich mit großem Takt gegen mich verhalten hat und niemals etwas durch Wort oder Handlung getan hat, was mich jemals hätte verletzen können. Ganz ohne Frage gehörte Herr Groth zu denjenigen Pädagogen, die sich durch gewissenhafte Pflichterfüllung und durch ein umfangreiches Wissen auszeichneten.“[17]
Dieses wenig konkrete Schreiben bekam im weiteren Verfahren noch ein gewisses Gewicht. Bedauerlicherweise hat Prof. Zylmann einige solcher „Persilscheine“ auch für Personen geschrieben, die ich für deutlich belastet halte, wie etwa den Heimatforscher Walter Frahm.[18]
Dem Einspruch von Konrad Groth gegen seine Entlassung wurde vom Berufungsausschuss 3 für die Ausschaltung von Nationalsozialisten unter Leitung des Vorsitzenden Dr. Wilhelm Kiesselbach, der äußerst milde Entscheidungen traf, stattgegeben, mit der Maßgabe, Groth in Kategorie V einzustufen. Der Ausschuss berief sich dabei auf die Aussagen von Prof. Zylmann, der als Zeuge geladen war, und auch auf das Schreiben von Frau Räthling, das für den Ausschuss belege, Konrad Groth sei kein Aktivist gewesen.[19]
Mit einer scharfen Stellungnahme an den Fachausschuss 6 b reagierte daraufhin OSR Heinrich Schröder, der über detaillierte Kenntnisse gerade über die Situation der Lehrerschaft während des Nationalsozialismus im Kreis Altona verfügte, da er in dieser Zeit und schon davor als Studienrat am Christianeum gearbeitet hatte. Schröder wies auf Groths Aktivitäten als Schulungsleiter im NSLB hin:
„Groth hat unter anderem teilgenommen an der in der Gauführerschule Ritterstraße durchgeführten Schulungsaktion unter Leitung der Herren Henze[20] und Russack und hat in diesem Kreis eine Gruppe geführt. Er ist auch dort als Schulungsredner herausgestellt worden. Wenn Groth 1944 zum Oberstudienrat ernannt wurde und ihm die Leitung der O. f. M. in Altona übertragen wurde, so geschah das nur, weil Groths nationalsozialistische Zuverlässigkeit der Behörde bekannt war. Auch bei den Kollegen galt Groth als Nationalsozialist infolge dieser aktivistischen Tätigkeit als Schulungsbeauftragter. Diese aktivistische Tätigkeit geht auch hervor aus den von Groth gehaltenen Vorträgen in den Kreisgruppen des NSLB und in den Ortsgruppen der Partei in Bahrenfeld, Blankenese und in besonderen Wochenendschulungen. Die Themen der Vorträge: ‚Deutschlands Schicksalskampf im Osten‘, ‚Das Ringen um die Einheit des Deutschen Reiches‘, ‚Die Änderungen im staatlichen Aufbau des Reiches seit 1933‘, geben keinen Zweifel über den Inhalt und die Tendenz der Vorträge. Auch sein Unterricht wurde von den Schülern der Oberklassen als durchaus nationalsozialistisch empfunden. Ich halte es infolgedessen für nicht tragbar, dass Groth, der seit Mai 1933 Schulungsleiter im NSLB und seit dem 1.6.1937 Zellwalter in der NSV war, in die Kategorie V eingestuft wird und seine Beförderungsstelle beibehält. Meines Erachtens muss in diesem Falle ein Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens gestellt werden. Ich bitte um Mitteilung, ob der Fachausschuss als solcher diesen Antrag beim Leitenden Ausschuss stellen wird, andernfalls muss die Schulbehörde einen solchen Antrag stellen.“[21]
Der Fachausschuss 6 b schloss sich der Stellungnahme von Heinrich Schröder an und wies darauf hin, dass er sich gegen die Wiedereinsetzung von Konrad Groth als Oberstudienrat ausgesprochen hatte und auch die Einstufung in die Kategorie V nicht als gerechtfertigt ansehe. Es wurde Wiederaufnahme des Verfahrens beantragt.[22]
Nunmehr ließ sich Konrad Groth vom Altonaer Rechtsanwalt Werner Grotefend vertreten, der die Vorträge von Konrad Groth als von dessen Vorgesetzten eingeforderte sachliche und nicht propagandistische Tätigkeit bezeichnete. Im Übrigen stützte sich der Rechtsanwalt auch auf die Aussage von Prof. Zylmann.[23]
Konrad Groth war 1949 an einer privaten Schule der Erwachsenenbildung stundenweise tätig und wurde von dem dortigen Schulleiter Ernst Hessenauer sehr positiv beschrieben:
„Herr Oberstudienrat Groth zeichnete sich während seiner gesamten bisherigen Tätigkeit durch sehr solides und umfassendes Wissen aus, das ihn in die Lage versetzte, Unterrichtsthemen zu gestalten, die die Hörer sehr interessierten. Er gewann menschlich viel Sympathien durch immerwährende Höflichkeit und Hilfsbereitschaft.“[24]
Am 6.5.1949 schrieb Heinrich Schröder an den Vorsitzenden des Berufungsausschusses 17, der endgültig über Konrad Groth entscheiden sollte:
„Die Übertragung der Leitung der Oberschule für Mädchen in Altona an Studienrat Groth im August 1942 und die darauf folgende Beförderung zum Oberstudienrat rief in den Kreisen der Lehrer der höheren Schulen in Altona lebhaftes Erstaunen hervor, da nach übereinstimmender Meinung der Kollegen, die Groth kannten, und auch der damaligen Leiter, zum Beispiel des Oberstudienrats Koch, der in den Kriegsjahren die Blankeneser Oberschule leitete, an der Groth tätig war, besondere pädagogische Fähigkeiten Groths nicht bekannt waren, mit denen eine solche Beförderung hätte begründet werden können. Es war nur die nationalsozialistische Haltung Groths, bewiesen durch Teilnahme an Schulungsleiterkursen in der Ritterstraße, zu denen niemand gezwungen war, und durch nationalsozialistische Vorträge in Ortsgruppen der NSDAP, den Kreisgruppen des NSLB, die den pädagogisch bekanntlich völlig unfähigen und nur nach nationalsozialistischer Gesinnung fragenden Oberschulrat Saß veranlasst hat, Groth für eine solche Beförderungsstelle vorzuschlagen.
Die Schulbehörde ist überzeugt, dass Groth heute gelernt hat und in der Lage und bereit ist, im demokratischen Sinne zu unterrichten. Sie ist aber der Meinung, dass, wie in anderen Fällen, wo Beamte aufgrund ihrer nationalsozialistischen Einstellung befördert worden sind, so auch in diesem Falle, die Beibehaltung der Beförderungsstelle nicht verantwortet werden kann.“[25]
Es ging Heinrich Schröder jetzt nicht mehr darum, die Wiedereinstellung von Konrad Groth zu verhindern, sondern darum, ihm die Beförderung zum Oberstudienrat zu streichen.
Am 20.8.1949 entschied der Berufungsausschuss 17 unter Vorsitz von Rechtsanwalt Soll, der zahllose Berufungsverfahren leitete und in vielen Fällen aus meiner Sicht sich nicht immer genügend mit den Details beschäftigt hatte und milde Urteile fällte. Der Ausschuss entschied, dass die „formale Belastung von Groth nur gering sei und dass eine Aberkennung des Oberstudienrates nicht angebracht erscheine“.[26]
Hiermit enden die Dokumente der Entnazifizierung von Konrad Groth. Die Entscheidung des Berufungsausschusses war somit endgültig und es ist davon auszugehen, dass Groth als Oberstudienrat wieder an einem Hamburger Gymnasium tätig wurde.
Es gehört wohl zu den Ironien der Geschichte, dass Konrad Groth wieder als Oberstudienrat arbeitete, ausgerechnet an der ehemaligen Schule von Heinrich Schröder, dem Christianeum.[27]
Konrad Groth starb am 18.2.1955.[28]
Text: Hans-Peter de Lorent