Schulbehörde
Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde auch die Hamburger Schulbehörde NS-geführt. Sie hatte durch Erlasse und Verordnungen zu erreichen, dass die „gesamte Schularbeit mit der nationalsozialistischen Weltanschauung“ durchdrungen werde. [1]
Die jüdischen Lehrerinnen und Lehrer sowie „große Teile des demokratisch und sozialistisch eingestellten Flügels der Hamburger Lehrerschaft“ wurden entlassen. [2]
Die Schulverwaltung in der Schulbehörde an der Dammtorstraße „beseitigte die demokratischen Errungenschaften der Weimarer Republik wie Selbstverwaltung und Elternmitsprache. Die nun von der Schulbehörde eingesetzten Schulleiter hatten gegenüber dem Kollegium uneingeschränkte Verfügungsgewalt und wurden damit zu sogenannten ‚Führern‘ ihrer Schulen.“ [3]
Nicht nur „unliebsame“ Lehrerinnen und Lehrer waren der NS-geführten Schulbehörde ein Dorn im Auge, auch die noch zur Schule gehenden Swing Kids hatten von der Schulbehörde viel zu befürchten. Während sich z. B. Swing Kids schräg gegenüber der Schulbehörde im „Waterloo-Theater“, Dammtorstraße 14 amerikanische Filme ansahen, saß in der Schulbehörde ein Oberschulrat für das Höhere Schulwesen mit Namen Albert Henze (1900–1994, siehe sein Profil in der Publikation von Hans-Peter de Lorent: Täterprofile. erscheint im März 2016 bei der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg. In diesem Buch werden sehr viele Täter-Profile von Lehrern beschrieben), der eine wichtige Rolle in der Bekämpfung der Swing Kids in Hamburg spielte. „Henze sorgte für die reibungslose Zusammenarbeit zwischen Schule, Schulverwaltung und Gestapo. Swing Kids mussten von ihren Schulleitern gemeldet werden, die dann, für sie überraschend, von der Gestapo abgeholt wurden. (…) Ab Dezember 1941 begannen Hamburger Schulleiter, Schüler als Swing Kids bei der Schulverwaltung zu melden, was die sofortige Verhaftung durch die Gestapo zur Folge hatte.“ [4]
Die ersten Verhaftungen der Swing Kids begannen 1940. Rund 400 Jugendliche kamen per „Schutzhaftbefehl“ ins Gestapogefängnis Hamburg-Fuhlsbüttel. „Nach dem Gesetz musste nach drei Wochen entschieden werden, ob der betreffende Jugendliche entlassen oder ins KZ überführt wird. (…) Ungefähr 70 Swing Kids kamen in Konzentrationslager.“ [5] Die Swing Kids kamen in die „Jugendschutzlager“ Moringen (männliche Jugendliche) und Uckermark (weibliche Jugendliche).
„Gegen Albert Henze fand nach dem Zweiten Weltkrieg ein Spruchgerichtsverfahren ‚wegen Zugehörigkeit zum politischen Führerkorps‘ statt. Jedoch nicht zur Sprache kam darin Henzes führende Rolle bei der Verhaftung von Swing Kids durch die Gestapo. Das Verfahren fand in Bielefeld statt, die Richter hatten Informationen zu Henzes Tätigkeit in der Schulverwaltung angefordert, doch keine Hinweise auf die schlimme Rolle, die dieser Mann spielte, erhalten oder erhalten sollen. (…) Henze wurde 1948 zu einer Geldstrafe von 1200,– Mark verurteilt, die durch die Untersuchungshaft als verbüßt galt.“ [6] Von 1952 bis 1975 arbeitete er dann als Lehrer für Deutsch, Geschichte und Sport an der Lübecker Oberschule am Dom.
Siehe auch Albert Henze.