Gustav Dührkop Gustav Heinrich Theodor Dührkop
(18.06.1888 Pellworm - 6.09.1967 Hamburg)
Pastor
Wirkungsstätte: Christus-Kirchengemeinde Wandsbek, Schloßstraße 78
Gustav Dührkop wurde am 18.06.1888 auf der Insel Pellworm geboren. Bald danach wechselte sein Vater die Pfarrstelle und predigte nun in Tolk in der Nähe von Schleswig. Hier machte Dührkop sein Abitur und studierte danach Theologie in Tübingen, Berlin und Kiel. Im Ersten Weltkrieg diente er als Reserveleutnant im kaiserlichen Seebataillon, das in Flandern eingesetzt war. Eine schwere Verwundung im November 1916 an der Somme führte dazu, dass er sich an seinem Heimatstandort Kiel wiederfand, und somit schon bereits während der Kriegszeit sein Lehrvikariat ableisten konnte. Am 30.09.1917 wurde er in Preetz ordiniert und am 07.10. trat er seine Stelle als Kompastor in Nortorf an. Dührkop war also gleichzeitig Kompastor und Marineoffizier. So muss es für den nationalistisch eingestellten Offizier ein herber Schlag gewesen sein, als die Niederlage durch den angeblichen Dolchstoß besiegelt wurde. Unbeachtet darf auch nicht bleiben, dass Dührkop zur Zeit des Matrosenaufstandes in Kiel anwesend gewesen war und es auf ihm lastete, ihn nicht verhindert haben zu können.
Im Jahr 1928 wechselte Dührkop nach Altona und wurde Pastor in der Paulus-Kirche. Über die nächsten Jahre bis zum Machtantritt der Nationalsozialisten ist wenig über seine Aktivitäten bekannt. Lediglich sein Beitritt zur NSDAP am 01.08.1932 ist verbürgt. Dieser fällt zeitlich kurz nach dem so genannten „Altonaer Blutsontag“ vom 17.07.1932, an dem es infolge von Auseinandersetzungen zwischen SA-Leuten und Kommunisten bei einem SA-Marsch durch Altona zu mehreren Toten und Verletzten gekommen war. Dies führte zur Entmachtung der preußischen Regierung durch Reichskanzler Franz von Papen, einer Entlassungswelle von demokratischen Verwaltungsbeamten sowie der Amtsenthebung des sozialdemokratischen Polizeipräsidenten Otto Eggerstedt. Dies führte wiederum zur Erarbeitung des sogenannten Altonaer Bekenntnisses (im Original: Wort und Bekenntnis Altonaer Pastoren in der Not und Verwirrung des öffentlichen Lebens), das am 11.01.1933 in den Kirchen verlesen wurde. Es gilt als Vorläufer der Barmer Theologischen Erklärung, dem theologischen Fundament der Bekennenden Kirche. Dührkop selbst war nach dem ersten Treffen der Pastoren zur Erarbeitung des Bekenntnisses der NSDAP beigetreten und informierte den NSDAP-Abgeordneten Pastor Johann Peperkorn über die Treffen.
1933 war Dührkop am Aufbau der Deutschen Christen in Schleswig-Holstein beteiligt und wurde im April 1933zum kirchlichen Fachberater im Gau Schleswig-Holstein ernannt. In der zweiten Jahreshälfte wurde er zunächst kommissarischer Propst Altonas, bis er am 05.11.1933 Propst von Stormarn wurde mit dem Predigersitz Christuskirche in Wandsbek. Sein Bestreben war es, die Gemeinde auf die NSDAP und Hitler einzuschwören, und machte dies am Jubiläum zum 25jähringen Bestehen der Pauluskirchen Gemeinde Altona deutlich. Als neue Kirchenglocken angeschafft werden sollten, legte er folgende Inschrift fest: „Deutsche evangelische Reichskirche (Christenkreuz und Hakenkreuz) Gott zur Ehre für Deutschtum und Christentum im Reiche Adolf Hitlers zu Freiheit, Arbeit und Brot.“
Die Einführung Dührkops als Propst in Stormarn wurde als Parteiveranstaltung organisiert. Die Amtseinführung leitete Landesbischof Adalbert Paulsen, während im Altarraum die Fahnen der Deutschen Christen und der SA standen. Es folgte noch eine Kundgebung auf dem Wandsbeker Marktplatz von Wandsbek sowie ein Treffen der Führung der Deutschen Christen und einer Tagung.
Nach seiner Einführung war es Dührkops Ziel, die Vertreibung der „jüdisch versippten“ Pastoren in seiner Propstei durchzuführen. Hierzu zählte Pastor Bernhard Bothmann, der mit einer Jüdin verheiratet war und demnach in einer „privilegierten Mischehe“ lebte. Dührkop stellte Bothmann vor die Wahl: entweder Scheidung oder Entlassung. Bothmann lehnte die Scheidung entschieden ab. Da Bothmann selbst nach einem Besuch von Christian Kindern, dem Präsidenten des Landeskirchenamtes, nicht einer vorzeitigen Versetzung in den Ruhestand zugestimmt hatte, war die Sache formal rechtlich erledigt, denn sah die Gesetzeslage keine Möglichkeit der Zwangsentlassung vor. Trotzdem wurde Bothmann vom Landeskirchenamt am 08.02.1939 erlassen, obwohl diese rechtlich nicht zulässig war.
Die immer wiederkehrenden Bestrebungen des Landeskirchenamtes gegen Bothmann waren durch die ständigen Denunziationen Dührkops bedingt. Außerdem waren Dührkop und Kinder ehrenamtliche Mitarbeiter des „Instituts zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“ in Eisenach. Man kannte sich also und war ideologisch ähnlich aufgestellt.
Dührkops Maßnahmen hatten aber nur mäßigen Erfolg. War doch Bothmann seit Kindertagen mit dem Hamburger Landesbischof Franz Tügel befreutet, der seine schützende Hand über ihn hielt. Auch gegen Bothmanns Festanstellung in Hamburg-Winterhude agitierte Dührkop vergebens. Erst mit der Verschärfung der Gesetzeslage und dem daraus folgenden Verlust sämtlicher Rechte von Bothmanns Frau Emmy als Mitglied der Landeskirche, waren Dührkops Denunziationen – mit vermutlich auch von ihm angeregten Ermittlung der Gestapo gegen Bothmann – erfolgreich und Tügel musste nachgeben.
Mit der Besetzung Deutschlands durch die Alliierten kam Dührkop zunächst in Kriegsgefangenschaft, nahm aber im Mai 1945 seine Amtsgeschäfte als Propst wieder auf. Auch Pastor Bothmann wurde wieder eingestellt und erhielt auch einen Brief von Dührkop mit der Zeile: „mit herzlichen Grüßen an die Frau Gemahlin.“ Dührkops Amtzeit währte aber nicht mehr lange. Sein Vorgehen während der NS-Zeit hatte ihm viele Feinde bereitet, so dass er am 01.10.1945 emeritiert wurde. Er war der einzige Geistliche in der Landeskirche Schleswig-Holstein, der nach 1945 kein weiteres Amt übernehmen durfte. In der Personalakte Dührkops findet sich ein Schreiben, in dem das Handeln gegen Dührkops als „Fall christlicher Intoleranz“ bezeichnet wird.
Gustav Dührkop starb am 06.09.1967 in Hamburg.
Text: Benjamin Hein M.A.