Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Fritz Höger Fritz Johann Friedrich Höger

(12.06.1877 Bekenreihe - 21.06.1949 in Bad Segeberg)
Architekt
Burchardstraße 1(1939, Büro)
Högerdamm in Hammerbook, benannt 1956, umbenannt im Oktober 2023 in Recha-Lübke-Damm und Bella-Spanier-Weg


Im September 2020 berief die Behörde für Kultur und Medien eine Kommission aus acht Expertinnen und Experten, die Entscheidungskriterien für den Umgang mit NS-belasteten Straßennamen in Hamburg entwickeln und Empfehlungen zu möglichen Umbenennungen aussprechen sollte.

Zum Högerdamm gab die Kommission im März 2022 die Empfehlung: Umbenennung mit folgender Begründung: „Höger vertrat bereits in der Weimarer Republik völkisch-konservative Positionen. Er war seit 1932 Mitglied der NSDAP und kündigte bereits im Januar 1933 einem jüdischen Mitarbeiter. Er brachte sich in der Frühphase des Regimes aktiv im nationalsozialistischen Sinne ein, erhielt aber kaum größere Aufträge, da er den von hohen Parteifunktionären bevorzugten neoklassizistischen Stil ablehnte. Auch nach 1945 äußerte er sich in privaten Aufzeichnungen antisemitisch. Der Bau des Itzehoer Mahnmals erfolgte aus rein opportunistischen Gründen. Eine Umbenennung ist geboten.“ (Abschlussbericht der Kommission zum Umgang mit NS-belasteten Straßennamen in Hamburg, Feb. 2022, www.hamburg.de/contentblob/15965308/8ee2e6d28dbd23e8df84bf75ceabda98/data/empfehlungen-kommission-ns-belastete-strassennamen.pdf)

 

Fritz Höger, der heute zu den berühmtesten Architekten Hamburgs zählt, wurde im Juni 1877 in der Gemeinde Bekenreihe bei Elmshorn als Sohn eines Zimmermanns geboren.[1] Er absolvierte ebenfalls eine Ausbildung zum Zimmermann sowie zum Maurer, besuchte von 1897 bis 1899 die Baugewerkschule Hamburg und diente zwei Jahre beim Militär. Von 1901 bis 1905 arbeitete er im Architekturbüro Lundt & Kallmorgen als technischer Zeichner, anschließend bis 1907 im Baugeschäft seines Schwiegervaters. 1907 gründete Höger ein eigenes Architekturbüro. Bekannt wurde er mit dem Bau von Kontorhäusern, darunter dem Rappolthaus (1911/12) und dem Klöpperhaus (1912/13) in der Mönckebergstraße. Das Chilehaus (1921-24) zählt zu seinen berühmtesten Bauten, in den folgenden Jahren häuften sich Aufträge. Auch jenseits der Stadtgrenzen entwarf Höger nun Fabriken, Verlagshäuser, Kirchen, Rathäuser und Siedlungen.[2] 1926 errichtete er das Verlagshaus für das Hamburger Fremdenblatt, im selben Jahr organisierte er die erste Ziegelbau-Ausstellung in Hamburg. Seit 1927 baute er zusammen mit Hans und Oskar Gerson in drei Abschnitten (bis 1943) den Sprinkenhof. 1929/30 beteiligte er sich an einem Wettbewerb für ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges.[3] Die Historikerin Sylvia Necker bezeichnet Höger als „einen der bekanntesten Vertreter des norddeutschen Backstein-Expressionismus“.[4]

In den 1910er Jahren fühlte sich Höger der konservativen Heimatschutzbewegung verbunden, der es um die Bewahrung volkstümlicher Kultur und Traditionen ging.[5] Seit 1926 war Höger im Vorstand des Deutschen Werkbundes, dem er von 1913 bis 1928 angehörte.[6] 1926 wurde er auch Präsident der Vereinigung Freischaffender Deutscher Architekten (VFDA).[7] Seit ca. 1927 bis zu seinem Ausschluss in Folge eines Streits mit Hans Leip 1929 zählte er zur „Hamburger Gruppe“, einem Zusammenschluss von Künstlern, der sowohl „avantgardistische“ wie konservativ oder völkisch orientierte Personen angehörten.[8] Zu letzteren zählte Höger, der eine Baukunst vertrat, die einen „deutschen Charakter“ haben sollte.[9] Von 1928 bis 1933 gehörte er dem Männerbund „Schlaraffia“ an.[10]

Laut Högers eigenen Angaben spendete er der NSDAP bereits „lange vor 1931“ Geld. Ende 1931 nahm er Kontakt zu Adolf Hitler auf und bot diesem seine Unterstützung an, ein Treffen kam jedoch nicht zustande.[11] Zum 1. September 1932 trat Fritz Höger in die NSDAP ein.[12]

Am 13. Mai 1933 wurde Höger Präsident und schließlich auch „Führer“ der Wirtschaftlichen Vereinigung Deutscher Architekten (WVDA), die aus der VFDA hervorging und nationalsozialistisch orientiert war.[13] An der Gleichschaltung des Bundes Deutscher Architekten und dessen Fusion mit der WVDA war Höger an zentraler Stelle beteiligt. Zusammen mit Eugen Hönig und dem langjährigen Nationalsozialisten Gottfried Feder unterzeichnete er im Mai 1933 ein Schreiben an alle Mitglieder, in dem die „Hauptaufgabe“ von Architekten und Ingenieuren damit benannt wurde, „dem größten aller Baumeister, Adolf Hitler, treu zur Seite zu stehen und das 3. Reich […] mit aufbauen zu helfen“.[14] Höger wurde auch Mitglied im nationalsozialistischen „Kampfbund deutscher Architekten und Ingenieure“ und arbeitete sporadisch an der von Gottfried Feder für die Ingenieur-Technische Abteilung der NSDAP herausgegebenen Zeitschrift Deutsche Technik mit.[15] Er knüpfte Kontakte zu weiteren NS-Funktionären, etwa Werner Daitz, dem Leiter des Amtes Rosenberg.[16] Laut Piergiacomo Bucciarelli hegte Höger „die Hoffnung, der Nationalsozialismus werde ihn zum Baumeister des Dritten Reiches küren“.[17]

Zwischen Frühjahr und Herbst 1933 wurden Vorwürfe gegen Höger laut, zu dessen Klärung der Kampfbund ein Ehrengericht einsetzte. Erstens ging es dabei um den Vorwurf des Plagiats. Zweitens wurden Vorwürfe laut, Högers Praxis unterscheide „sich in nichts von dem großkapitalistischen Gebaren der jüdischen Architekten“ (so ein Diplomingenieur gegenüber dem Kampfbund).[18] Drittens warf man Höger die Beschäftigung Ossip Klarweins vor, der seit 1926 dessen Mitarbeiter gewesen war. Auf solche Vorwürfe reagierte Höger einerseits mit einer vorgeblichen Ahnungslosigkeit über den jüdischen Hintergrund Klarweins, andererseits verwies er darauf, Klarwein am 1. Januar 1933 gekündigt zu haben.[19] In einem handschriftlichen Text (aus seinem Nachlass) leugnete Höger, dass Klarwein sein Mitarbeiter gewesen sei und betonte, dass „unsere deutsche Baukunst […] von allen […] land- und rassefremden Elementen“ reingehalten werden müsse.[20] Gegenüber dem Architekten Carl Winand lobte er dagegen im April 1933 Klarweins Arbeit als „ausgezeichnet“, dieser habe sich „absolut in meinen Geist gefügt“.[21] Klarwein emigrierte in der Folge nach Palästina.[22]

Im Juni 1934 wurde Höger in den Verwaltungsbeirat der Reichskammer der bildenden Künste (RKbK) berufen. Im „Sinne des 3. Reiches“ wollte er „der Gesundung der deutschen Volksseele“ dienen, wie er dem Leiter der Reichskammer Eugen Hönig erklärte.[23] Zudem hegte er Hoffnungen auf den Posten des RKbK-Gebietsleiters für die Nordmark.[24] Auf einer Konferenz in Leipzig attackierte Höger 1934 den Stil des Klassizismus, polemisierte gegen die „Gebilde des Bolschewismus“ und forderte, Künstler ohne „deutsches Blut“ des Landes zu verweisen.[25] Spätestens seit 1934 war Höger Mitglied der gleichgeschalteten „Nordischen Gesellschaft“, die sich der NS-Kulturpolitik widmete und für die er u.a. als Redner auftrat.[26] In einer undatierten Notiz offenbarte Höger seinen Antisemitismus, indem er der Regierung riet, angesichts der Macht des „Weltjudentum[s]“ in „der Judenbekämpfung langsam und klug“ vorzugehen.[27]

1934/35 lehrte Höger auf Betreiben des Direktors Fritz Mackensen an der „Nordischen Kunsthochschule“ in Bremen als Professor für Baukunst.[28] Die Hochschule war neu gegründet worden und sollte der Vermittlung einer spezifisch nationalsozialistischen Kunst dienen. Kurz nach Mackensens Beurlaubung im Dezember 1934 wurde jedoch seitens der Bremer Staatsbehörde Kritik an Höger laut, die sich vor allem an seiner fehlenden Anwesenheit entzündete.[29] Eine Rolle spielte aber auch der Verweis darauf, dass Höger „als Künstler vom Führer [...] abgelehnt“ werde.[30] Der Bildungssenator entzog ihm daraufhin zu Ende März 1935 den Lehrauftrag.[31] Parallel dazu hatte sich Eugen Hönig in einem Schreiben an den Präsidenten der Reichskulturkammer mit Verweis auf den Fall Klarwein und die Plagiatsvorwürfe gegen eine Ernennung der „umstrittene[n] Persönlichkeit“ Högers zum Professor ausgesprochen.[32] Kurz darauf, im Januar 1935, verweigerte auch Joseph Goebbels seine Zustimmung zur Ernennung Högers zum Professor.[33] Dessen ungeachtet verwendete Höger weiterhin den Professorentitel – deutlich sichtbar in seinem Briefkopf.[34]

Höger nahm an zahlreichen Architekturwettbewerben im „Dritten Reich“ teil und bewarb sich u.a. für den Bau der Reichsführerschule in München (1934), das Hamburger Denkmal für die Gefallenen der „nationalen Erhebung“ (1934), den Bau eines Reichsehrenmals für Kriegsgefallene bei Bad Berka (1936) und den Bau einer „Nordischen Halle“ in Lübeck (1936) – zumeist jedoch ohne Erfolg.[35] Der Grund lag in der Ablehnung von Högers Stil durch führende Nationalsozialisten. Protagonisten des Regimes wie Hitler, Speer und Goebbels schätzten seine Architektur nicht und präferierten einen monumental-neoklassizistischen Stil.[36] In einem Dokument aus seinem Nachlass berichtet Höger sogar über ein Gerichtsverfahren wegen „Verunglimpfung des Führers“, nachdem er sich über „den närrischen Hang Hitlers zum Klassizismus“ ausgelassen haben soll – ob es wirklich zu einem solchen Verfahren kam, ist unklar.[37] 1937 wurden anonyme Vorwürfe laut, Höger sei „Sozialdemokrat“ – Vorwürfe, gegen die dieser sich mit den Worten verteidigte, er sei „von je her der beste Gesell unseres Führers gewesen“.[38] Höger wurde vor diesem Hintergrund „mit keinem bedeutenden Staatsvorhaben betraut“.[39] Stattdessen realisierte er zumeist Einfamilienhäuser.[40] 1936 errichtete er ein Ehrenmal zum Gedenken an den Begründer der industriellen Hochseefischerei Friedrich Busse in Wesermünde.[41] Ein geplantes Hochseefischer-Ehrenmal in derselben Stadt, zu dessen Grundsteinlegung im Oktober 1936 sogar Hermann Göring erschien, blieb dagegen unverwirklicht.[42] Von 1929 bis 1937 fungierte Höger als städtebaulicher Berater von Wilhelmshaven. In den Jahren 1934 bis 1941 führte er für die Stadt Wohnungsbauten durch.[43] Vermittelt über das Auswärtige Amt arbeitete Höger 1937 für einige Monate in Teheran, ein Entwurf von ihm wurde dort jedoch abgewiesen.[44] Trotz ausbleibender Parteiaufträge blieb Höger ein sehr erfolgreicher Architekt, wie Gerhard Kaldewei betont hat.[45]

Höger versuchte sich auch in die „Führerstadtplanungen“ in Hamburg einzubringen, für die sein früherer Mitarbeiter Konstanty Gutschow seit 1939 an leitender Stelle verantwortlich war. 1937 fertigte er einen Entwurf für ein 250 Meter hohes „Gauhochhaus der NSDAP“ aus rotem Klinker, der auf einer von Alfred Rosenbergs Amt für Kunstpflege organisierten Ausstellung in Berlin gezeigt wurde.[46] Hamburgs Regierender Bürgermeister Krogmann sandte den Entwurf an Hitler und Göring.[47] 1940 richtete Höger eine Eingabe an den stellvertretenden Gauleiter Harry Henningsen. Höger pries seinen Entwurf darin als „Verkörperung deutscher Kraft und Kühnheit“ an und sprach von einem „Baugebilde ganz starken deutschen, niederdeutschen Wesens“, war damit jedoch nicht erfolgreich.[48] Hartmut Frank hat es als einen von Höger selbst gepflegten Mythos bezeichnet, in ihm einen in Volk, Rasse und Boden verankerten niederdeutschen Architekten par excellence zu sehen – gleichzeitig sei seine Architektur für die Nationalsozialisten „aus politischen Gründen nicht mehr erwünscht“ gewesen.[49]

Die Verwaltung für Kunst- und Kulturangelegenheiten der Hansestadt hatte 1940 vermerkt, dass Högers Bauten „künstlerisch sehr umstritten“ seien, aber die „abfälligen Urteile, die in den letzten Jahren geäußert wurden, nicht völlig berechtigt“ seien.[50] Einen Fürsprecher hatte er in Reichsminister Rosenberg. Dessen Amt für Kunstpflege organisierte 1937 im Ausstellungshaus der NS-Kulturgemeinde in Berlin eine Ausstellung mit Werken Högers.[51] Rosenberg regte 1942 auch an, Höger aus Anlass seines 65. Geburtstages die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft zu verleihen.[52] Sowohl das Reichspropagandaministerium als auch Reichsminister Albert Speer und die Reichskammer der bildenden Künste waren allerdings der Meinung, Höger sei kein Künstler „von so hohem Rang“, dass er die Medaille verdiene.[53] 1940 wurde Höger die weitere Verwendung des Professorentitels durch den Präsidenten der RKbK und den Hamburger Reichsstatthalter untersagt.[54] Anlässlich seines 60. Geburtstages war Höger noch in NS-Zeitungen wie dem Hamburger Tageblatt als einer der „führenden Architekten Norddeutschlands“ gewürdigt worden.[55] Der Völkische Beobachter hatte ihn als „großen Meister“ und „Vertreter nordischer Rasse“ gepriesen, „dessen geistige Haltung uraltes Wikingertum in zeitempfundener Größe zum Ausdruck bringt“.[56]

1943 wurden Högers Büro in Hamburg und damit auch sämtliche seiner Pläne und Bauunterlagen bei einem Luftangriff zerstört, ebenso wie sein Wohnhaus in Harvestehude. Er zog sich daraufhin mit seiner Frau nach Bekenreihe zurück, wo er ein Atelier einrichtete.[57]

Im September 1946 füllte Höger einen Entnazifizierungsfragebogen aus, in dem er seinen Eintritt in die NSDAP fälschlicherweise auf 1934 datierte. Er gab an, „immer unpolitisch“ bzw. „von Anfang bis Ende entschiedener Gegner des Hitlerismus“ gewesen zu sein und zudem „wiederholt“ mit Berufsverbot bedroht worden zu sein. Zur Erhaltung des VFDA und seines Lebenswerkes auf dem Gebiet der Baukunst habe er „pro forma“ Parteimitglied werden müssen.[58] Der Entnazifizierungsausschuss im Kreis Steinburg hatte keine politischen Bedenken gegen Höger und erklärte, dieser sei „nominelles Mitglied unter Druck geworden“.[59] Ungeprüft wurde so die Legende Högers übernommen.

1946 errichtete Höger auf Initiative des KZ-Überlebenden Gyula Trebitsch ein „Mahnmal für den Frieden und die Völkerverständigung“ in Itzehoe – das vermutlich erste Mahnmal zur Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus in Deutschland, das im September 1946 eingeweiht wurde. Höger verkaufte es als seine persönliche „Wiedergutmachung“.[60] Dass es sich dabei um reinen Opportunismus handelte, legt ein unveröffentlichtes Dokument nahe, das von Höger nach November 1945 verfasst wurde und in dem er in extrem antisemitischer Manier das „Weltjudentum“ für die deutsche Niederlage verantwortlich machte. „Egoistischer Materialismus, grosse Schlauheit, die zur Hinterlist wird, Lug und Trug und anschmeichelnde Zähigkeit sind die äusseren Zeichen des Judentums; dazu die Nase, Plattfüsse und mauschelnde Hände. [...] Die Schergen und Schlächtergesellen des Weltjudentums führen ein bacchalisch gutes Leben“, ließ Höger seinen Ressentiments freien Lauf. In England sah er ein „verjudete[s] Krämervolk“, tadelte aber auch Hitler für dessen „Eitelkeit“ und den Krieg: „Das Werk Hitlers hätte nur als Friedenswerk Hoffnung auf Erfolg gehabt.“[61]

Im März 1949 beklagte sich Höger gegenüber der Hamburger Bauverwaltung über seine große „wirtschaftliche Not“ und bekundete die Absicht, nach Hamburg zurückzukehren, um sich am Wiederaufbau der Stadt zu beteiligen.[62] Im Juni starb er in Bad Segeberg. „Ein großer Baumeister ist tot“, hieß es im Hamburger Abendblatt.[63]

In den Jahrzehnten nach seinem Tod wurde Höger immer wieder als großer Architekt, als „Klinkerfürst von Hamburg“ gewürdigt.[64] Ewald Banse bereitete einen Roman über ihn vor, starb jedoch 1953.[65] 1955 wurde in einem Leserbrief erstmals die Forderung laut, eine Straße oder Schule nach Höger zu benennen.[66] Ein Jahr später wurde sie mit der Benennung des Högerdamms umgesetzt.[67] Der NDR brachte zu Högers 80. Geburtstag 1957 eine „Gedenksendung“.[68] Der zehnte Todestag wurde mit einem Höger-Gedenken in dessen nun „Högerhaus“ genannten Geburtshaus begangen.[69] Ein Jahr später gründete sich eine Fritz-Höger-Gesellschaft im Ort, die es sich zur Aufgabe setzte, das Haus sowie das künstlerische Erbe Högers zu pflegen.[70] 1963 wurde das Haus durch einen Brand zerstört, in den folgenden zwei Jahren jedoch wiederaufgebaut.[71] Als 1982 eine Lücke in Högers Broschek-Bauten in der Hamburger Innenstadt geschlossen werden sollte, wurde eine Bronzeplastik Högers angefertigt und von Bausenator Volker Lange im Andenken an Högers Leistungen für Hamburgs Stadtbild enthüllt.[72]

Erst in den 1990er Jahren, als die ersten kritischen architekturhistorischen Studien über Höger erschienen, wurde dessen Rolle im „Dritten Reich“ verstärkt thematisiert. Mehrere Ausstellungen widmeten sich Högers Baukunst, etwa 1997 in Itzehoe oder 2003 im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe. Matthias Gretzschel betonte im selben Jahr im Hamburger Abendblatt: „Höger war überzeugter Nationalsozialist und mochte nicht verstehen, warum die Nazis mit seiner expressionistischen Architektur nichts anfangen konnten.“[73] 2015 wurde das Chilehaus als Teil des Kontorhausviertels in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen, nachdem sich die Stadt bereits seit 1999 darum bemüht hatte.[74] Zahlreiche von Högers Bauten wurden in den 2000er Jahren unter Denkmalschutz gestellt.[75]  Seit 2008 verleiht die „Initiative Bauen mit Backstein“ den Fritz-Höger-Preis für Backstein-Architektur.[76]

Text: David Templin