Hans Leip
(1893-1983)
Schriftsteller, Maler, Grafiker.
Namensgeber für Hans-Leip-Ufer, Othmarschen (1994)
Hans Leip „schrieb schon am 12. März 1933 an seinen neuen Bürgermeister: ‚Ich atme mit auf in dem rauschenden Zug einer neuen Zeit. Der Geist, der aus ihren Worten spricht, ist lebendig und auftrecht (…). Es scheint mir wahrhaft hansischer Geist zu sein.‘“ [1] Hans Leip veröffentlichte Gedichte „in Goebbels‘ Renommierblatt Das Reich. Mit weit über 50 Texten im NS-Kampfblatt Krakauer Zeitung, das ‚Blatt des Generalgouvernements‘, NS-Ehrung: Am 1.9.1942 von Hitler Kriegsdienstkreuz II. Klasse, Begründung: ‚Seit Beginn des Krieges unermüdlich im besetzten Gebiet und im Frontbereich als Werber der großen Ostidee des Reiches tätig.‘“ [2]
Und Maike Bruhns schreibt in ihrem umfangreichen Buch „Kunst in der Krise“ unter der Überschrift „Angeblich Verfolgte“ über Hans Leip: „Da er seine Zeichnungen (..) heiter, oft tänzerisch beschwingt und volksnah gestaltete, hatte er für seine Kunst in der NS-Zeit keine Schwierigkeiten zu befürchten. Als Literat allerdings erfuhr er Reglementierungen. Sein Buch ‚Godekes Knecht‘ (1924) und die Erzählung ‚Der Nigger auf Scharhörn‘ wurde auf Betreiben des eifrigen Schuldirektors Bruno Peyn 1933 wegen kommunistischer und rassischer Tendenz aus den Hamburger Schulbiotheken entfernt. (…) Sein Antikriegsbuch ‚Idothea‘ wurde verboten. Wahr ist auch, daß Hans Leip sich einige Freiheiten leistet. So schrieb er 1935/36 in der Hamburger Illustrierten über die verfemten Künstler Barlach und Wield (..). Er trat ‚als Hamburger‘ nicht in die Partei ein, verweigerte Lesungen in den Etappen und im Ausland. Gleichwohl war er als Schriftsteller Mitglied der Reichsschrifttumskammer. Als nach 1945 ein Streit um seine Haltung im ‚Dritten Reich‘ entbrannte, führte er immer wieder angebliche Beweise für seine Verfolgung an, die sich allerdings nicht nachweisen lassen. (…) Das NS-Regime bemühte sich um ihn,. Er war mit Krogmanns befreundet, verkehrte in ihrem Haus (…). An die Nazis richtete er Ergebenheitsadressen. [siehe oben] (…). Noch 1941 schrieb er einen lobhudelnden Artikel über das Regime. (….)
Als einer der wenigen nicht emigrierten kosmopolitischen Künstler war Leip nicht nur geduldet, er wurde gefördert und ausgezeichnet. Er konnte beliebig publizieren, bekam ausreichend Papier, verdiente gut an sieben Feldausgaben seiner Werke.
Daß es ihm gelang, gegenüber der Reichsschrifttumskammer eine gewisse Unabhängigkeit zu wahren, war keine Form der ‚inneren Emigration‘, wie er später behauptete, er musste dafür keine Nachteile in Kauf nehmen., Der Schriftsteller bewegte sich auf einer unpolitischen, human-positiven Ebene, die jeden zeitkritischen Ansatz vermied. Seine Abrechnung mit der Diktatur begann erst 1944 mit dem Oratorium ‚ Der Mitternachtsreigen‘; das 1947 erschien. (…) Kenner werten Leips ‚Verfolgung‘ eher als Schutzbehauptung beziehungsweise als dichterische Freiheit. Seine wiederholte Abreise aus Hamburg scheint weniger von Gestapo-Verfolgung hervorgerufen als von familiären Schwierigkeiten und der Absicht, dem Luftschutzdienst zu entgehen. Heinrich Christian Meier, Carl Albert Lange und Hans Henny Jahnn verhinderten 1948 eine Aufnahme Leips in den PEN-Club und wehrten seinen Anspruch auf den Vorstand der norddeutschen Gruppe ab unter Verweis auf die Unhaltbarkeit der Verfolgungslegende, die Leip kreiert hatte.“ [3]