Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Wilhelm Boltz

(26. September 1886 Weißenfels - 22. Oktober 1939 Hamburg)
NS-Polizeipräsident von Hamburg und SA-Brigadeführer, Stifter
Adresse: Hansastraße 14
Wirkungsstätte: Polizei Präsidialbüro Stadthaus, Neuer Wall 86 / Hafendampfschiffahrts-AG, Vorsetzen 53
Fuhlsbüttler Straße 756, bestattet auf dem Ohlsdorfer Friedhof, R 25, 154-155


Boltz war nach dem Abschluss der Realschule zur Kaiserlichen Marine gekommen und war während des Ersten Weltkrieges zur Unterstützung des Osmanischen Reiches gegen die Alliierten bei den Dardanellen in der heutigen Türkei eingesetzt. Nach dem Krieg führte er eine Kompanie beim Freikorps Loewenfeld. 1920 wurde er als Kapitänleutnant aus der Marine entlassen und lebte als Kaufmann in Hamburg. Im Februar 1931 trat Boltz in die NSDAP ein. Bereits ein Jahr zuvor hatte er den Marinesturm Hamburg- Altona mit aufgebaut und unterstützte die SA. 1932/1933 vertrat Boltz die NSDAP in der Hamburgischen Bürgerschaft, im März 1933 zog Boltz in den Reichstag ein, wo er u.a. an der Abstimmung über das Ermächtigungsgesetz im März 1933 teilnahm.Boltz war bis November 1933 im Reichstag vertreten.

Im Juli 1933 übernahm Boltz das Amt des Inspekteurs der Marine-SA und stieg im Oktober desselben Jahres zum SA-Oberführer auf. Boltz wurde am 7. Oktober 1933 als Nachfolger von  Hans Nieland zum Polizeipräsidenten (Titel: Polizeiherr)von Hamburg ernannt und nahm diese Funktion bis Ende Dezember 1936 wahr. Danach wurde Boltz Direktor der Hafendampfschiffahrts-AG (HADAG). Boltz wurde zudem zum Marinereferenten der SA-Gruppe Hansa ernannt und im November 1937 zum SA-Brigadeführer befördert.

Boltz betätigte sich auch als Stifter. Michael Werner schreibt in seinem Buch über Hamburgs Stiftungskultur: „In gewisser Weise hat bis heute eine Stiftung Bestand, die der SA.-Oberführer und Polizeiherr Wilhelm Boltz 1936 gründete. Das heutige Hamburger Lebenshilfeheim Merkersdorf nahe der holsteinischen Ostseeküste, in welchem geistig behinderte Kinder und Jugendliche Aufnahme finden, geht auf die von Boltz gegründete Stiftung ‚Hamburger Erholungsheim in Merkendorf‘ zurück. Der zur älteren Riege der Nationalsozialisten gehörende Boltz wollte mit seiner Stiftung allerdings eine ganz andere Personengruppe unterstützen.- Errichtet wurde die Stiftung nämlich für die ‚Gewährung von Unterstützungen und kostenlosen Erholungsaufenthalt für bedürftige Seeleute, insbesondere für Angehörige der Hamburger Marine-SA und der Hamburger Marine-Hitler-Jugend‘. (…). Mit der Stiftung schuf er eine Einrichtung, die ihm ein aktives Betätigungsfeld im parlamentarischen Bereich eröffnete. Das zeigt sich insbesondere in der Erweiterung des satzungsmäßigen Stiftungszwecks, der im Mai 1937 genehmigt wurde. Danach diente die Stiftung auch zur ‚Beschaffung von geeigneten Lehrmitteln für den seemännischen Kampfsport, unter Berücksichtigung der Tatsache, daß der Führer die SA. zur Trägerin des Kampfsportes berufen hat. Für diesen Zweck erwarb die Stiftung Boote beim NSDAP-Ortsgruppenleiter Rudolf Pahl, dem Inhaber der Werft August Pahl in Finkenwerder 1948 beschrieb der Hamburger Regierungsdirektor Dr. Albers das Betätigungsfeld des Stiftungshauses in Merkendorf mit dem eines SA-Heimes und keineswegs einer Unterkunft für bedürftige Seeleute. Solche Heime waren seit 1930 überall im Reich entstanden, eines der ersten davon in Hamburg. Neben ihrer Versorgungsfunktion als Unterkunfts- und Verköstigungsorte für arbeitslose, junge Männer bezweckten die SA-Heime in den ersten Jahren ‚eine permanent einsatzbereite Alarmtruppe‘ zu formieren. Entsprechend der funktionalen Wandlung der SA nach 1934 diente das Boltz’sche Heim offenbar der Versorgung von bedürftigen SA-Veteranen und dem Wehrsport sowie der vormilitärischen Ausbildung (…).“ [1] Nach dem Tod von Wilhelm Boltz im Jahre 1939 wurde der Reeder John Essberger Vorstandvorsitzender.

Text: Katharina Tenti