Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Ernst Lietzow

(31. Januar 1917 –Todesdatum nicht bekannt)
Adresse: Wohldorferstraße 7
Wirkungsstätte: Stadthaus, Geheime Staatspolizei Stadthausbrücke 8


Lietzow war von Beruf Kaufmann und schied im Jahr 1940 aus gesundheitlichen Gründen aus der Wehrmacht aus. Im Juni 1942 wurde er als Fahrer von Josef Alois Kreuzer, Leiter der Staatspolizeileitstelle Hamburg, dienstverpflichtet. Als dieser im Sommer 1944 versetzt wurde, wurde Lietzow im Dezernat „Kommunismus und Marxismus“ dem Kriminalsekretär Henry Helms unterstellt. Ernst Lietzow wurde in der Briefzensur eingesetzt, befragte Häftlinge vor ihrer eigentlichen Vernehmung nach Angaben zu Person, er war an Festnahmen beteiligt wie z.B. bei Alfred Cohn (www.stolpersteine-hamburg.de) und führte auch selbstständig Verhaftungen durch.

Nach den Aufzeichnungen von Gertrud Meyer wurde Litzow „von Helms zu Verhaftungen mitgenommen, war an der Erschießung von Walter Bohne beteiligt, brachte zusammen mit Helms am 14. Februar 1944 Gustav und Liesbeth Bruhn, Hans Hornberger und Kurt Schill zur Exekution nach Neuengamme. (…) Obwohl er nur als Hilfskraft eingestellt worden war, mischte er sich nur in Verhöre ein, sondern beteiligte sich an Folterungen und Misshandlungen, auch gegenüber Frauen, so z. B. bei Hanna Marquardt, Hilde Schill und bei nächtlichen Folterverhören von Margarethe Höfer. In seinem Wohnort Ülzen prahlte er öffentlich damit, dass er ‚einen Kommunisten matschig gemacht habe‘ (Hans Hornberger, Vf.) und dass er mit Helms am Klosterstern ‚einem Kommunisten (Walter Bohne Vf.) aufgelauert und ihn dort erschossen habe.‘“[1]

Nach Kriegsende wurde seitens des Hamburger Schwurgerichts gegen ihn ermittelt. Im Juni 1949 wurde er wegen Aussageerpressung und Körperverletzungen zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Februar 1950 wurde Lietzow aus der Haft entlassen.

Text: Katharina Tenti