Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Henry Helms

(1. Oktober 1902 Halstenbeck – Todesdatum nicht bekannt)
Kriminalsekretär, SS-Sturmbannführer
Adresse: Meldorfer Straße, Tornquistraße 44 (ab 1937)
Wirkungsstätte: Stadthaus, Geheime Staatspolizei, Stadthausbrücke 8


Nach Beendigung der Volksschule besuchte Helms, der selbst nicht am Ersten Weltkrieg teilgenommen hatte, die Unteroffiziersschule des Heeres 1918 bis 1919. Er schloss sich daraufhin den paramilitärischen national-konservativ gesinnten Freikorps „Bülow“ und später „Heuschkel“ an, die im Baltikum kämpften. Zwischen 1921 und 1924 gehörte Helms der Reichswehr an. Im August 1924 wechselte er zur Hamburger Ordnungspolizei. Ab 1930 unterstützte er die SA , trat der NSDAP bei (die Angaben um seinen Parteieintritt variieren) und im März 1933 kam er zur SS.

Von der Ordnungspolizei, dort aufgestiegen vom Wachtmeister zum Hauptwachtmeister und auf Lebenszeit verbeamtet, wurde er ab 1934 als Luftschutzsachbearbeiter in zwei Polizeirevieren eingesetzt. 1936 wurde er zur Geheimen Staatspolizei versetzt und als Assistent in der von Peter Kraus geführten Abteilung „Hochverrat – Marxismus – Kommunismus“ tätig. In der Folgezeit wurde er für seinen brutalen und gewalttätigen Umgang mit politischen Häftlingen bekannt und erhielt viel Anerkennung und Lob vom NS-Staat. So auch nach seinem Einsatz bei der Besetzung des Sudetenlandes 1938; die Hamburger Polizei hatte sich dort mit drei Hundertschaften beteiligt und nach seiner Rückkehr wurde Helms als einer von 12 Hamburger Polizisten für seinen Einsatz ausgezeichnet.

Ab 1942, mittlerweile zum Kriminalsekretär befördert, war Helms federführend an der Verhaftung der Widerstandsgruppe „Bästlein-Jacob-Abshagen“ beteiligt. Zudem etablierte er zwischen 1943 und 1945 ein umfangreiches Informanten- und Spitzelsystem, zu dem u.a. Alfons Pannek zählte. Eine Wohnung in der Müggenkampstraße 18, getarnt als Dolmetscherbüro, diente als „Zentrale“. Hier wurden Stimmungsberichte angefertigt und weitergegeben sowie Pässe und andere Dokumente gefälscht. Helms war bei den Verhaftungen anwesend, verhörte und folterte Gefangene persönlich. Wie Beate Meyer schreibt, sollen durch seine Anweisungen hin mehr als 100 Gefangene ums Leben gekommen sein. (Beate Meyer: „Goldfasane“ und „Nazissen“. Die NSDAP im ehemals „roten“ Stadtteil Hamburg Eimsbüttel, Hamburg 2002, S. 107.) Zu seinen Opfern für die in Hamburg ein Stolperstein verlegt wurde, zählen u.a. Alfred Cohn, Elisabeth und Gustav Bruhn, Hans-Heinrich Hornberger, Kurt Schill, Elisabeth Rosenkranz - Lebensgefährtin von Rudolf Wilhelm Ladewig sowie Rudolf Wilhelm, Annemarie und Rudolf Karl Ladewig. (www.stolpersteine-hamburg.de)

Am 15. Mai 1945 wurde Helms von der britischen Militärregierung festgenommen und interniert. Im Schwurgerichtsverfahren wurde er 1949 wegen seiner Verbrechen als Gestapo Mitarbeiter zu einer neunjährigen Gefängnisstrafe verurteilt, die bereits verbüßte Internierungszeit wurde ihm angerechnet. 1953 wurde er vorzeitig aus der Haft entlassen und ließ sich in seinem Heimatort Halstebek/ Kreis Pinneberg nieder. Dort betrieb er bis in die 1970er-Jahre einen Blumengroßhandel. Sein genaues Todesdatum ist nicht bekannt.

Text: Katharina Tenti