Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Albert Ernst

(1.6.1910 Elbart/Oberpfalz - 23.1.1947 (Hinrichtung in Hameln))
Installateur; ab 1940 KZ Neuengamme, Leiter des Erkennungsdienstes in der Politischen Abteilung
Wirkungsstätte: KZ Neuengamme (heute: KZ Gedenkstätte, Jean-Dolidier-Weg 75)


Im „Offenen Archiv der KZ Gedenkstätte Neuengamme“ heißt es: „Albert Ernst, geboren am 1. Juni 1910 in Elbart bei Amberg/ Oberpfalz, absolvierte eine Lehre als Spengler und Installateur. 1929 war er arbeitslos. 1932 kam es aufgrund seiner nationalsozialistischen Gesinnung zum Bruch mit den Eltern. 1933 verpflichtete Ernst sich für 12 Jahre bei der SS und trat in die NSDAP ein. Im Dezember kam er zur Wachtruppe ‚Oberbayern‘ im KZ Dachau, 1935 wurde er zum Kommandanturstab in die Telefonzentrale versetzt, 1938 in die Politische Abteilung. 1939 erfolgte seine Versetzung zur Politischen Abteilung ins KZ Mauthausen. Dort beschädigte er am Heiligabend eine religiöse Holzfigur und entwendete aus einer Kapelle ein Kruzifix, das er vor der Wache des Konzentrationslagers aufstellte. Ernst wurde nach Dachau zurückversetzt, und das SS- und Polizeigericht in München verurteilte ihn zu drei Monaten Arrest, die Ernst aber bereits in Mauthausen verbüßt hatte. Am 1. Juni 1940 kam er als Schreiber zur Politischen Abteilung des KZ Neuengamme. Im November 1940 übernahm er die Leitung des neu eingerichteten Erkennungsdienstes. Den Häftlingen wurden dort die Fingerabdrücke abgenommen und Erkennungsdienstfotos angefertigt. Ernst wendete dabei Methoden an, die er im KZ Dachau kennen gelernt hatte: Unter dem Fotografierstuhl war eine Nadel montiert. Ob dies 1940 auf Anweisung des Lagerkommandanten, Martin Weiß, oder auf Initiative von Ernst selbst geschah, ist nicht mehr feststellbar. Ernst löste nach eigenem Gutdünken durch einen Knopfdruck den Mechanismus aus und die Nadel bohrte sich in das Gesäß des Häftlings, der vor Schmerzen aufsprang. 1941 wurde Ernst auf Vorschlag des Lagerkommandanten, Martin Weiß, den Ernst seit 1933 aus dem Dienst im KZ Dachau kannte, zum SS-Hauptscharführer befördert. 1943 meldete er sich freiwillig zu einer Fronteinheit – vermutlich wegen Differenzen mit dem neuen Kommandanten, Max Pauly. In einer Beurteilung durch den Schutzhaftlagerführer und stellvertretenden Kommandanten, SS-Obersturmführer Albert Lütkemeyer, hieß es: ‚Ernst besitzt einen guten Charakter, ist jedoch leicht erregbar. Weltanschaulich ist er gefestigt.‘ Im März 1943 nahm Ernst an der Niederschlagung des Gettoaufstandes in Warschau teil. Im Dezember 1943 heiratete er. 1944 wurde eine Tochter geboren. 1946 wurde Ernst vom britischen Militärgericht in Hamburg wegen brutaler Übergriffe auf Häftlinge im KZ Neuengamme zum Tode verurteilt und am 23. Januar 1947 im Zuchthaus Hameln hingerichtet.“[1]
Mehr Dokumente und Materialien über Albert Ernst, unter: http://media.offenes-archiv.de/ss4_1_2bis4_bio_1793.pdf