Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Karl Trotzauer

(15.6.1909 Idritsch/Sudetenland - ?)
Kaufmann; Auslandskorrespondent; KZ Neuengamme: Wachmann und Dolmetscher
Wirkungsstätte: KZ Neuengamme (heute: KZ Gedenkstätte, Jean-Dolidier-Weg 75)


Im „Offenen Archiv der KZ Gedenkstätte Neuengamme“ heißt es: „Am 15. Juni 1909 in Idritsch im Sudentenland geboren, ab-solvierte Karl Totzauer nach dem Abitur die deutschsprachige Handelsakademie in Pilsen und eine Lehre als Kaufmann. Er beherrschte Englisch, Französisch, Tschechisch und Slowakisch und arbeitete als Auslandskorrespondent. Totzauer war Mitglied der Sudetendeutschen Partei.
Seit dem 5. September 1937 war Karl Totzauer verheiratet. Seit November 1938 Mitglied der NSDAP, trat er im Februar 1939 der SS bei. Nach verschiedenen Stationen in SS-Totenkopfstandarten kam er im Juni 1940 zunächst als Wachmann, ab 1. Januar 1942 als Schreiber, Dolmetscher und Gerichtssachbearbeiter zum Kommandanturstab des KZ Neuengamme. Von Januar bis März 1943 absolvierte Totzauer im KZ Dachau den Vorbereitungslehrgang für SS-Führer, dann den 2. Zugführerlehrgang in der SS-Junkerschule Braunschweig. Im Mai 1943 wurde er Adjutant des Lagerkommandanten Max Pauly in Neuengamme. Dieser beurteilte am 12. August 1944 Totzauers ‚Allgemeinkenntnisse weit über dem Durchschnitt. [...] Auch als SS-Gerichtsführer zeigt er klares Urteilsvermögen und Beherrschung des Stoffgebietes. [...] Er war früher in der deutschen Volkstumsbewegung in der Tschechoslowakei und war Mitglied der Sudetendeutschen Partei. [...] In weltanschaulicher Hinsicht ist Totzauer der richtige Typ eines alten fanatischen SS-Führers. Für seinen Führer zu leben und zu sterben ist der Inbegriff seines ganzen Handelns.‘ Der Adjutant war als Gerichtsführer im Auftrag des Höheren SS- und Polizeiführers für die Vorbereitung von Verfahren vor dem SS- und Polizeigericht zuständig und hatte maßgeblichen Einfluss auf die Urteile. Zusätzlich bestätigte er nach internen ‚Ermittlungen‘ die Rechtmäßigkeit der Exekutionen von Häftlingen.Im April 1945 organisierte Totzauer auf Befehl der Amtsgruppe D des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes die Verbrennung sämtlicher Akten des KZ Neuengamme, der Namenslisten und Totenscheine und der Akten der Hamburger Gestapo im Krematorium des KZ Neuengamme.
Nach Kriegsende
Totzauer verließ das Hauptlager am Abend des 2. Mai 1945, um in Wesselburen Max Pauly zu treffen. Mitte Mai wurde er in Rendsburg verhaftet und in das britische Internierungslager in Neumünster gebracht. Totzauer war einer der drei Angeklagten im britischen Hauptprozess zu den Verbrechen im KZ Neuengamme vom 18. März bis 3. Mai 1946, die nicht zum Tode verurteilt wurden: Er erhielt eine Haftstrafe von 20 Jahren, wurde jedoch bereits am 17. September 1958 aus der Strafanstalt in Werl entlassen und zog zu seinem Bruder nach München. 1982 sagte er im Verfahren gegen den ehemaligen Kommandanten des Frauenaußenlagers Hamburg-Eidelstedt, Walter Kümmel, wegen des Mordes an zwei Neugeborenen als Zeuge aus. Weitere Informationen zu Karl Totzauer liegen nicht vor.“[1]
Dokumente und Materialien über Karl Trotzauer, unter: http://media.offenes-archiv.de/ss2_1_2_bio_1970.pdf