Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Karl Totzauer

(15.Juni 1909 in Idritsch/Sudetenland – Todesdatum unbekannt)
Adjutant
Adresse und Wirkungsstätte: KZ Neuengamme (KZ Gedenkstätte Neuengamme, Jean-Dolidier-Weg 76)


Nach dem Abitur und dem Besuch der deutschsprachigen Handelskammer in Pilsen machte Totzauer eine Ausbildung zum Kaufmann. Da er viele Fremdsprachenkenntnisse besaß, arbeitete er danach als Auslandskorrespondent. Er war Mitglied der Sudetendeutschen Partei, die zunächst „völkische Selbstverwaltung“ der Sudetendeutschen forderte, ab 1937 aber mit dem NS-Regime auf die Zerschlagung der Tschechoslowakei hinarbeitete. Mit Annektierung des Sudetenlandes wurde Totzauer im November 1938 Mitglied der NSDAP. 1939 wurde er Angehöriger der SS und kam zu den SS-Totenkopfstandarten, die in Konzentrationslagern eingesetzt wurden. Im Juli 1940 wurde Totzauer in das KZ Neuengamme versetzt. Hier war er zunächst Wachmann, bevor er ab Januar 1942 im Kommandantenstab tätig war. Hier übernahm er Schreibarbeiten, war Dolmetscher und Gerichtssachbearbeiter. Darüber hinaus ließ sich Totzauer innerhalb der SS-Strukturen im KZ Dachau und in der SS-Junkerschule Braunschweig weiter schulen, denn Vorgesetze sahen in ihm eine „Führernatur mit Potential“ im Sinne der NS-Ideologie. 1943 wurde er zum Adjutanten des KZ Neuengamme ernannt, der für den Höheren SS- und Polizeiführer Gerichtsverfahren vor dem SS- und Polizeigericht vorbereitete und erheblichen Einfluss auf deren Ausgang hatte. Auch Massentötungen innerhalb des KZ wurden vom Adjutanten geprüft und als „rechtmäßig“ erklärt. Im April 1945 war er für die Beseitigung der Akten und weitere Spuren des Verbrechens im KZ Neuengamme mitverantwortlich.

Totzauer verließ das Lager zu Ende des Krieges und wurde Mitte Mai 1945 in Rendsburg verhaftet. Im Frühjahr 1946 musste er sich gemeinsam mit weiteren SS-Männern im Neuengammer-Hauptprozess im Curio-Haus vor einem britischen Militärgericht verantworten. Er wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt. Im Jahre 1958 wurde er vorzeitig aus dem Gefängnis Werl entlassen. Im Jahr 1982 war Totzauer als Zeuge im Verfahren gegen Walter Kümmel, ehemaliger Kommandant des Frauenaußenlagers Hamburg-Eidelstedt, geladen.

Text: Katharina Tenti