Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Walter Kümmel

(8. Januar 1905 Neundorf bei Bernburg/ Saale – Todesdatum nicht bekannt)
SS-Unterscharführer
Adresse und Wirkungsstätte: Frauenaußenlager Wedel, Rissener Straße/ Feldstraße / Frauenaußenlager Eidestedt, Friedrichshulder Weg


Walter Kümmel hatte eine Ausbildung zum Dreher (heute Zerspannungsmechaniker) absolviert und bewegte sich in politisch linkeren Kreisen. Von der KPD wechselte er schließlich zur SPD über, aus der er aber 1933 austrat. Daraufhin wurde er Angehöriger der SS, Mitglied der NSDAP wurde er 1937. Ab 1941 wurde Kümmel Wachmann im KZ Sachenhausen. Nach einiger Zeit wurde er in das KZ Neuengamme versetzt. 1943 erhielt Kümmel Beförderungen und stieg zum Blockführer auf. Im Februar 1944 wurde er zweiter Rapportführer und führte ein Bombensuchkommando in Kiel. Kurzzeitig leitete er das Frauenaußenlager in Wedel, bevor er im September 1944 das Kommando das Frauenaußenlager Eidelstedt übernahm. 500 ungarische und tschechische Jüdinnen wurden zu Aufräumungs- und Bauarbeiten in Hamburg im Auftrag der Stadt eingesetzt. Von ehemaligen Häftlingen wurde Kümmel als brutal beschrieben, der jederzeit bereit war loszuprügeln.

Nach Ende des Krieges Jahr wurde Kümmel interniert, durch ein britisches Militärtribunal wegen Tötungen und Misshandlungen von Häftlingen angeklagt und im Mai 1946 im Neuengamme-Hauptprozess im Curio-Haus zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. 1952 wurde er vorzeitig aus der Haft entlassen. Anfang der 1970er Jahre wurden Ermittlungen gegen Kümmel aufgrund der Ermordung von zwei Säuglingen im Frauenaußenlager Eidelstedt eingeleitet. Nach langem Zögern und öffentlichen Druck wurde Kümmel1982 wegen Mordes angeklagt, aber freigesprochen. Das Gericht sah Kümmels Tat nicht als Mord, sondern als Beihilfe zum Mord an. Es konnte keine niedrigen Beweggründe nachgewiesen werden, daher wurde das Verfahren aufgrund von Verjährung eingestellt.

Text: Katharina Tenti