Heinrich Matthaei
(11.10.1889 Hamburg – 14.8.1954)
stellvertretender Schulleiter der Oberschule für Jungen in Barmbek
Josef-Klant-Straße 28 (Wohnadresse 1938)
Hans-Peter de Lorent hat über Heinrich Matthaei ein Portrait verfasst, das in Hans-Peter de Lorents Buch: Täterprofile. Die Verantwortlichen im Hamburger Bildungswesen unterm Hakenkreuz. Band. 3. Hamburg 2019 erschienen und im Infoladen der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg erhältlich ist. Hier der Text:
„Seine Zugehörigkeit zur Partei war für ihn nur eine sich aus seiner Stellung als stellvertretender Schulleiter ergebende Notwendigkeit.“
Eine interessante Personalie in den Entnazifizierungsverfahren war Heinrich Matthaei. Er war der Vetter des langjährigen Hamburger Finanzsenators Dr. Walter Matthaei, der sich 1946 für seinen Verwandten einsetzte. Bemerkenswert sind die Leumundszeugnisse von ehemaligen Kollegen, die behaupteten, dass es innerhalb des Kollegiums eine Absprache gegeben hätte, Matthaei zu bitten, in die NSDAP einzutreten, um ihre Schule zu schützen. Die vorhandenen Unterlagen sollen dazu ausgewertet werden.
Heinrich Matthaei wurde am 11.10.1889 in Hamburg geboren. Leider ist seine Personalakte nicht mehr vorhanden, da sie am 5.7.1984 von der Hamburger Schulbehörde vernichtet wurde.[1] Dieses geschieht in den Fällen, 30 Jahre nachdem ein ehemaliger Mitarbeiter verstorben ist und die jeweilige Person nach Einschätzung der Prüfenden nicht die Bedeutung gehabt hatte, um die Unterlagen im Staatsarchiv aufzubewahren. In diesem Fall hätte es sich gelohnt, die Personalakte zu archivieren. Wie das kurze, dokumentierte Entnazifizierungsverfahren belegt, gab es bei Heinrich Matthaei einige Besonderheiten, die illustrieren, was 1933 in Hamburger Kollegien möglicherweise erörtert wurde.
Anhand der Hamburgischen Lehrerverzeichnisse können die Stationen des Studienrats Heinrich Matthaei rekonstruiert zu werden. So ist er in dem Hamburgischen Lehrerverzeichnis vom Schuljahr 1930–31 zum ersten Mal aufgeführt, ohne Hinweis auf Art und Ort der Ausbildung und das Jahr des Eintritts in den Hamburger Schuldienst. Als Schule war in dem Schuljahr schon das Realgymnasium mit Realschule in Barmbek angegeben.[2]
Über seinen familiären Hintergrund schrieb sein Vetter, Dr. Walter Matthaei, der selbst am 22.12.1874 in Hamburg geboren wurde, die Gelehrtenschule des Johanneums besucht und danach Jura studiert hatte. Seit 1910 gehörte er der Hamburger Bürgerschaft als Abgeordneter an und seit 1919 war er Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei. Matthaei wurde 1921 in den Hamburger Senat gewählt und war in Hamburg langjähriger Finanzsenator. Walter Matthaei war auch einer der Nicht-Nationalsozialisten, die am 8.3.1933 dem Koalitions-Senat angehörten, wenn auch nur für zwei Monate. Er schied am 18.5.1933 wieder aus, als Reichsstatthalter Karl Kaufmann den Senat stramm nationalsozialistisch ausrichtete.[3]
Oberstudienrat Heinrich Matthaei, der am 1.5.1933 der NSDAP beigetreten war, Mitglied in der NSV und dem NSLB seit 1935 war, ebenso des Reichskolonialbundes und der dem Verein für das Deutschtum im Ausland (VDA) seit 1931 angehörte, war vom Schulsenator des NS-geführten Senats, Karl Witt, im Sommer 1933 zum stellvertretenden Schulleiter der Oberschule für Jungen in Barmbek ernannt worden.[4] Da nach Ende der NS-Herrschaft alle am 1.5.1933 in die NSDAP eingetretenen Beamten entlassen wurden, gehörte auch Heinrich Matthaei zu diesem Kreis. Seine Entlassung war im Namen der Britischen Militärregierung am 26.10.1945 von Senator Heinrich Landahl ausgesprochen worden.[5]
Es begann danach wie in allen anderen Fällen ein intensiver Prozess der Stellungnahmen, Erklärungen und Verhandlungen vor den Entnazifizierungs-Ausschüssen. In diesem Kontext gab auch der ehemalige Senator Walter Matthaei eine eidesstattliche Erklärung ab, die den familiären Hintergrund seines Vetters Heinrich Matthaei beleuchtete:
„Ich erlaube mir, über die Persönlichkeit und die Familie meines Vetters, des Oberstudienrats Dr. Heinrich Matthaei, in vollem Bewusstsein der Bedeutung der eidesstattlichen Erklärung folgendes zu berichten: In der Familie meines Vetters hat von jeher eine christliche und liberale Tradition geherrscht. Zwei seiner Brüder sind Pastoren gewesen, sein Vater, Professor Dr. Adolf Matthaei war ebenfalls Halb-Theologe. Heinrich Matthaei selbst hatte, wie er berichtete, in seiner Jugend enge Freundschaften mit Jungen aus jüdischen Familien, die im Hause seiner Eltern als Pensionäre lebten: der eine war Heinz Enoch aus Hamburg, der andere Theodor Suse, der Sohn eines bekannten Hamburger Rechtsanwalts. Der Vater meines Vetters war auf’s engste befreundet mit dem Juden Dr. Oskar Frankfurter, der Sanskritist und Bibliothekar in Bangkok (Siam) war, und mit Professor Dr. Karl Dissel, dessen Frau eine Schwester des weltbekannten Professor Einstein war. Mein Vetter ist der Kirche stets treu geblieben und hat seinen Sohn christlich erzogen. Er ist trotz seiner äußeren Zugehörigkeit zur NSDAP stets von freisinniger Gesinnung gewesen. Seine Zugehörigkeit zur Partei war für ihn nur eine sich aus seiner Stellung als stellvertretender Schulleiter ergebende Notwendigkeit. Heinrich Matthaei ist niemals in der Partei oder einer Parteiorganisation tätig gewesen. Er hat sich vielmehr, da irgendeine Beschäftigung von ihm verlangt wurde, mit voller Absicht im ,Verein für das Deutschtum im Auslande‘ (VDA) betätigt, der von der Partei unabhängig war, bereits seit 1889 besteht und insbesondere von den demokratischen Regierungen in den Jahren 1918 bis 1933 gefördert worden ist. Er hat auch nie eine braune Uniform getragen.“[6]
Dies könnte nun als „Persilschein“ aus familiärer Verbundenheit gesehen werden, war aber sicherlich von hohem Gewicht. Auffällig ist, dass es noch andere Schreiben gibt von Personen, die eine deutliche antinationalsozialistische Gesinnung hatten und sich für Heinrich Matthaei in ähnlicher Weise verwendeten.
So zum Beispiel Otto Rautenberg (1876–1961), ehemaliger hamburgischer Staatsrat und Senatssyndikus seit 1919, 1936 in den Ruhestand versetzt. Er erklärte:
„Dr. Heinrich Matthaei ist mir seit seiner Geburt bekannt. Seine Mutter steht in einem weitläufigen verwandtschaftlichen Verhältnis zu meiner Familie. Die Eltern haben ihre sieben Kinder streng im festen evangelischen Glauben erzogen, und Matthaei ist diesem treu geblieben. Wenn Matthaei der NSDAP beigetreten ist, so ist das wohl auf Druck geschehen. Innerlich hat er seinen Charakter nicht geändert und ist der alte Idealist geblieben, der er als Akademiker mit humanistischer Bildung vorher gewesen ist. Ob er in der ‚Partei‘ aktiv gewesen ist, weiß ich aus eigener Wissenschaft nicht, bezweifle das aber, da das seinem ganzen Wesen nicht entspricht. Jedenfalls ist er ein Mensch, dem als Angehörigen einer uralten Hamburger Familie ein demokratischer, liberaler Sinn selbstverständlich ist.“[7]
In diesem Fall gab es offenbar auch einen, wenn auch entfernteren, familiären Hintergrund, wobei Rautenberg ein gewichtiger Zeuge war.
Zum Engagement von Heinrich Matthaei an der Oberschule für Jungen in Barmbek und zu seinem Eintritt in die NSDAP gaben drei ehemalige Kollegen der Schule Auskunft, die von sich behaupteten, niemals Mitglied der NSDAP gewesen zu sein. Es waren die Studienräte Dr. Johannes Wilke, Heinrich Harleb und Wilhelm Große, die am 6.9.1946 ebenfalls eidesstattlich berichteten:
„Herr Dr. Heinrich Matthaei war vom Sommer 1933 bis Ostern 1942 stellvertretender Leiter an der Oberschule für Jungen in Barmbek. Zur Übernahme des Postens hatte er sich im April des Jahres 1933 bereit erklärt, als es ihm von dem damaligen Schulleiter Dr. Kaphengst als sein und des Kollegiums Wunsch entgegengebracht wurde, damit die feste Geschlossenheit des Kollegiums und die Tradition der Schule nicht durch Eingreifen der Behörde gestört würde. Als daraufhin der zuständige Oberschulrat von ihm den Eintritt in die NSDAP verlangte, tat er nach seiner durchaus zutreffend erscheinenden Darstellung diesen Schritt, um des erwähnten Zweckes willen, und dieser wurde dadurch auch vollkommen erreicht. Von Ostern 1936 bis Ostern 1938 leitete er einige Jahre hindurch zunächst als Stellvertreter des schwer erkrankten und leidenden Herrn Dr. Kaphengst und nach dessen Tode kommissarisch die Oberschule für Jungen in Barmbek.
Sie verdankt ihm ihr weiteres Aufblühen in erzieherischer und wissenschaftlicher Hinsicht. Er liebte es nicht, viel von sich reden zu machen und der vorgesetzten Behörde durch ‚Paradestücke‘ nach außen auffällige Einrichtungen und Veranstaltungen, die mit der eigentlichen Aufgabe der Schule nichts zu tun haben, in die Augen zu fallen und zu imponieren. Er arbeitete eindringlich, aber schlicht. Er sorgte für Zucht, Ordnung und Disziplin in gutem Sinne, was ihn nicht daran hindert, dass die Schüler sich zu frohen und selbstständigen Charakteren entwickeln, und für strenge und scharfe wissenschaftliche Arbeit, die aber dem Leben nicht entfremdet. Wenn das Kollegium sich durch geschlossene Einigkeit und gemeinsamen Zielwillen auszeichnete, so ist das nicht zuletzt sein Verdienst. Alle verehrten seinen hochanständigen Charakter und seine unbedingte Gerechtigkeit.
So war es für uns alle eine Selbstverständlichkeit, dass er allein als Nachfolger des Herrn Dr. Kaphengst infrage komme, und wir waren sämtlich empört, als er trotz seiner mehrjährigen mühevollen und erfolgreichen Arbeit als Stellvertreter bei der Ernennung des neuen Schulleiters übergangen und an seiner Stelle ein ‚alter Kämpfer‘ auf diesen Posten berufen wurde; wir empfanden diese Behandlung von Herrn Dr. Matthaei als ungerecht, unsachlich und undankbar. Er ertrug diese Missachtung und Nichtanerkennung seiner Verdienste und Leistungen mit Würde. Als aber dann der neue Schulleiter im Gegensatz zu dem geraden vorbildlichen, von gegenseitigem Vertrauen getragenen Verhältnis zwischen Herrn Dr. Kaphengst und Herrn Dr. Matthaei den letzteren als seinen Stellvertreter nie in die jeweiligen schulischen Belange einweihte und sie nie mit ihm besprach und ihn, wenn wohl auch nicht in böswilliger Absicht, als überflüssig betrachtete, zog Dr. Matthaei die Folgerung und bat um seine Versetzung an eine andere Schule, die dann auch von der Schulverwaltung gewährt wurde.
Es sei zum Schluss noch darauf hingewiesen, dass Herr Dr. Matthaei auch sonst nicht die geringsten Vorteile von seiner Parteizugehörigkeit hatte. Ob die nachfolgenden Einzelheiten zur Kenntnis der Partei und der Schulverwaltung gelangten, entzieht sich unserem Wissen, doch darf es angenommen werden. Sie seien hier hinzugefügt, um zu verdeutlichen, dass Herr Dr. Matthaei allerdings der Partei nicht als zuverlässiger und ihrem Willen gefügiger und somit für eine führende Stellung in Frage kommender Pg. gelten konnte. Er wies mehrmals die HJ in die gebührenden Schranken, wenn sie sich in unsere schulischen Angelegenheiten einmischen wollten und leitete auch sonst die Schule, soweit wie möglich, in der guten alten Tradition, auch wenn diese nicht im Einklang mit den Anschauungen der Partei stand. Er behielt die christlichen Andachten zur Eröffnung der neuen Schulwoche bei, und gestaltete Feierlichkeiten, wie zum Beispiel Weihnachten, weiter in christlichem Sinne. Auch war er immer bemüht, die unterrichtlichen Belange so wenig wie möglich unter der nationalsozialistischen Propaganda leiden zu lassen. Als der VDA in die Abhängigkeit von der Partei geriet und so seinem eigentlichen, kulturell-betreuenden Ziel entfremdet und zu pangermanischen Zielen vergewaltigt wurde, die ihm im Grunde ganz wesensfremd sind, sorgte er auch dafür, dass diese der Schule ferngehalten wurden und vor der Schulgemeinschaft keine vom VDA gesandten Redner für diese hetzerischen Ideen eintraten. Dass bei solchen Stellungnahmen Herr Dr. Matthaei niemals die Herren des Kollegiums politisch zwangsweise beeinflusste und die Nicht-Pg‘s nicht benachteiligte oder gar für Ihre Entfernung aus der Schule sorgte, bedarf kaum der Erwähnung.
So sind wir fest davon überzeugt, dass die Entfernung des Herrn Dr. Matthaei von der Schulleitung auf politische Gründe zurückzuführen ist. Wir bekunden ferner aus 20-jähriger genauer Bekanntschaft mit seinen Anschauungen, dass Herr Dr. Matthaei kein überzeugter Militarist ist. Endlich wissen wir aus den Gesprächen in letzter Zeit, dass er sich auf den Boden der neuen Ordnung gestellt hat.“[8]
In einer eigenen Stellungnahme hatte Dr. Johannes Wilke, der von sich behauptete, „niemals Mitglied der NSDAP und stets ein entschiedener Gegner derselben gewesen“ zu sein, erklärt:
„Mir ist aus täglich mit ihm gepflogenen Gesprächen bekannt, dass er nur nach schweren Bedenken im Interesse der Schule der Partei beigetreten ist. Das zu einem Zeitpunkt, in dem er die verhängnisvollen Folgen der sich später entwickelnden Alleinherrschaft der NSDAP nicht übersehen konnte. In der Folgezeit war es ihm ohne Vernichtung seiner bürgerlichen Existenz nicht mehr möglich, den Austritt aus der Partei vorzunehmen.“[9]
Der von Heinrich Matthaei zu seiner Verteidigung hinzugezogene Rechtsanwalt Hans Meyer erstellte auch auf Grundlage der zitierten eidesstattlichen Erklärungen einen Schriftsatz, mit dem er den Einspruch gegen die Entlassung seines Mandanten begründete. Darin hieß es:
„Der Antragsteller war im Jahre 1933 stellvertretender Schulleiter der Oberschule für Jungen in Barmbek, für den die Ernennung zum Schulleiter auch nach Verlautbarungen seiner vorgesetzten Behörde und nach seinem rein fachlichen Können zwangsläufig bevorzustehen schien. Bei den damaligen allerersten Anfängen des nationalsozialistischen Umschwungs in Deutschland liess sich aber die Tragweite der nationalsozialistischen Revolution, vor allem auf rein schulischem Gebiet, nicht voll vorhersehen. Der übergeordnete Dienstvorgesetzte, Oberschulrat Behne, drängte sehr auf eine Einreihung der Lehrerschaft in die NSDAP. Um das weitere Wohl der schulischen Entwicklung besorgt und um vor allem die spezielle Schule vor allen etwaigen behördlichen Eingriffen zu bewahren, beratschlagte das gesamte Lehrerkollegium mit dem Ergebnis, dass ein Mitglied des Kollegiums der Partei beitreten müsse, und zwar am tunlichsten der stellvertretende Schulleiter, der nicht durch persönliches Kranksein behindert, die schulischen Belange am nachdrücklichsten vertreten könne. So trat denn der Antragsteller demzufolge mit dem Stichtag 1. Mai 1933, dem allgemeinen Ansinnen nachgebend, persönlich nur sehr zögernd, vorsorglich in die NSDAP ein, um eine angemessene schulische Betätigung des gesamten Kollegiums und seiner selbst aufrecht erhalten zu können, wie es auch dem allgemeinen Interesse entsprechen müsste.“[10]
Wahr ist, dass Oberschulrat Walter Behne ein überzeugter Nationalsozialist seit 1931 war und in entsprechendem Sinne gewirkt hatte. Die Erklärung des Rechtsanwaltes ist nun aber pointiert und verschweigt, dass durchaus auch andere Mitglieder des Kollegiums und insbesondere der Schulleiter August Kaphengst Parteimitglieder waren oder wurden. Und solche Aussagen führten auch eher zur Skepsis bei den Mitgliedern der Ausschüsse, die für die Entnazifizierung verantwortlich waren.
Ein starkes Argument war sicherlich der Hinweis des Rechtsanwalts, dass Heinrich Matthaei trotz seines schulischen Engagements nicht als Nachfolger des verstorbenen Schulleiters Kaphengst berufen wurde, den er während dessen Krankheit längere Zeit erfolgreich vertreten hatte:
„Wegen seines Ausschlusses von dem Direktorat wegen nicht genügender nationalsozialistischer Zuverlässigkeit und seine demzufolge Versetzung an eine andere Schule, wo er nicht mehr als Oberstudienrat und stellvertretender Schulleiter, sondern nur noch als Studienrat beschäftigt wurde, dürfte der Antragsteller auch wirklich nicht als nationalsozialistischer Nutznießer zu betrachten sein, dagegen weit eher als durch den Nationalsozialismus Geschädigter angesehen werden können.“[11]
Hier trug der Rechtsanwalt wieder eher zu stark auf. Dennoch waren die Reaktionen in den Entnazifizierungsausschüssen positiv. So erklärte der Beratende Ausschuss für das höhere Schulwesen:
„Unser Zeuge, Herr Studienrat Hermann Müller, hat lange Jahre mit Heinrich Matthaei in Barmbek zusammengearbeitet. Er hat dort keinerlei nationalsozialistische Aktivität entfaltet und als Leiter das Lob seiner Kollegen verdient. Seine betont nationale Haltung, die in seiner Tätigkeit im VDA ihren Ausdruck fand, besaß er schon vor 1933. Wir empfehlen eine Milderung des Urteils, und glauben, dass er als Studienrat weiterhin tätig sein kann.“[12]
Wegen der vielen zu behandelnden Fälle zog sich die Entscheidung über einen längeren Zeitraum hin, so dass der Berufungsausschuss 3 für die Ausschaltung von Nationalsozialisten erst am 7.7.1947 eine Entscheidung treffen konnte. Danach wurde der Berufung stattgegeben, „mit der Maßgabe, dass Dr. Matthaei als Studienrat wieder angestellt werden kann“.[13] Matthaei wurde in Kategorie IV eingestuft und in der Begründung hieß es:
„Dr. Walter Matthaei ist durch seinen Eintritt in die Partei im Jahre 1933 und seine langjährige Tätigkeit in VDA, zu denen Zugehörigkeit zu anderen Organisationen hinzukommt, nicht unerheblich belastet. Andererseits muss als Entlastung bewertet werden, dass er in die Partei auf Wunsch seines Kollegiums eingetreten ist. Als Aktivist ist er nach dem persönlichen Eindruck, den der Ausschuss von ihm gewonnen hat, sicherlich nicht zu bezeichnen. Eine Rückstufung in die Stellung eines Studienrates erscheint gleichwohl mit Rücksicht auf seine formale Belastung als geboten.“[14]
Walter Matthaei wurde also wieder als Studienrat eingestellt, aber bereits am 1.4.1949 aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand versetzt.[15]
Er starb am 14.8.1954.[16]
Text: Hans-Peter de Lorent