Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Anton Thumann

(31. Oktober 1912 Pfaffenhofen - 8. Oktober 1946 Hameln)
SS-Obersturmführer
Adresse und Wirkungsstätte: KZ Neuengamme (heute: KZ Gedenkstätte, Jean-Dolidier-Weg 75)


Anton Thumann, gelernter Schreiner, war Anfang der 1930er Jahre arbeitslos und wurde 1932 Angehöriger der SS. Am 1. März 1933 wurde er Mitglied der NSDAP und Wachmann im KZ Dachau, dem ersten in Deutschland errichteten Konzentrationslager. Er wurde zum Blockführer befördert und später in der Schreibstube der Kommandantur eingesetzt. Im August 1940 wurde Thumann in das KZ Groß-Rosen in die Nähe von Breslau (zunächst Außenlager des KZ Sachsenhausen) versetzt. Er wurde dort zum ersten Schutzhaftlagerführer, damit unterstand ihm die eigentliche Leitung des Häftlingslagers und des Wachpersonals. Von ehemaligen Häftlingen wurde er später als äußerst gewalttätig, brutal und unberechenbar beschrieben. Von Mitte Februar 1943 bis März 1944 war er in gleicher Funktion im KZ Lublin-Majdanek eingesetzt, bevor er im April 1944 Schutzhaftlagerführer im KZ Neuengamme wurde. Ende April 1945 war Thumann zudem in die sogenannten „Endphasen-Verbrechen“ im KZ Neuengamme involviert. 58 männliche und 13 weibliche Widerstandskämpfer wurden aus dem Polizeigefängnis Fuhlsbüttel zur Exekution in das KZ Neuengamme gebracht und in der Zeit vom 21. bis zum 23. April 1945 im Arrestbunker erhängt.

Ende April oder Anfang Mai 1945 verließ Thumann das KZ Neuengamme und versuchte sich abzusetzen. Kurze Zeit später wurde er verhaftet und am 18. März 1946 wegen der Verbrechen im KZ Neuengamme angeklagt. Der Neuengamme-Hauptprozess wurde im Frühjahr 1946 im Hamburger Curio-Haus verhandelt (siehe auch Curio-Haus-Prozesse). Am 3. Mai 1946 wurde Thumann zum Tode verurteilt und am 8. Oktober 1946 im Zuchthaus Hameln hingerichtet.

Text: Katharina Tenti