Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Martin Weiss

(3. Juni 1905 Weiden / Oberpfalz - 29. Mai 1946 Landsberg am Lech)
KZ-Kommandant und SS-Obersturmbannführer
Adresse und Wirkungsstätten: KZ Neuengamme (heute: KZ Gedenkstätte, Jean-Dolidier-Weg 75)


Martin Weiss war Elektro-Ingenieur und wurde 1926 Mitglied der NSDAP. Er engagierte sich in verschiedenen völkischen Freikorps Bewegungen und unterstützte den Aufbau der Hitler Jugend sowie die Sturm Abteilung (SA) in seiner Heimatstadt Weiden. Zudem wurde er Angehöriger der SS und meldete sich im März 1933 als „Hilfspolizist“. Einen Monat später gehörte er zur Wachmannschaft des ersten Konzentrationslagers in Dachau. Das KZ Dachau galt als Modell- und Musterlager sowohl was die „Organisation“ als auch die „Ausbildung“ der SS betraf. Bis Februar 1938 war er dort Lageringenieur. Weiss wurde befördert und nachdem der frühere Kommandant des KZ Neuengamme Walter Eisfeld im Frühjahr 1940 gestorben war, dort als Lagerkommandant eingesetzt. Im Laufe des Jahres stiegen die Häftlingszahlen in Neuengamme deutlich an. Viele starben aufgrund der unzumutbaren Haftbedingungen. Dennoch zeigen Erinnerungen von ehemaligen Häftlingen ein eher, den Umständen entsprechendes, positiveres Bild von Weiss – im Gegensatz zu seinem Vorgänger und Nachfolger. 1942 organisierte Weiss zusätzlich den Aufbau eines weiteren Lagers in Fallersleben für das Volkswagenwerk. Im Herbst desselben Jahres übernahm er die Kommandantur im KZ Dachau und zwischen November 1943 und Mai 1944 war er Kommandant im KZ Majdanek. Danach wurde er Amtschef zur besonderen Verwendung im SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt, Amtsgruppe D (Konzentrationslager), hier organisierte er in der Endphase die „Räumungen“ der KZ, Todesmärsche. Kurz vor Kriegsende war er erneut in Dachau sowie im KZ Mühldorf eingesetzt. Nach Ende des Krieges wurde er interniert und im Dachau-Hauptprozess am 13.12.1945 zum Tode verurteilt, ein halbes Jahr später erfolgte die Hinrichtung.

Text: Katharina Tenti