Hermann Claudius
(24. Oktober 1878 Langenfelde bei Hamburg - 8. September 1980 Grönwohld, Kreis Stormarn)
Lyriker
Adresse: Primelweg 8 (1933), Hummelsbüttler Dorfstraße 26 (1941)
Claudius beendete die Schule und ging danach zur Präparandenanstalt und zum Lehrerseminar, um Volksschullehrer zu werden. 1900 nahm er seine erste Stelle auf St. Pauli an. Er wurde im Ersten Weltkrieg als Kanonier eingesetzt und lernte in dieser Zeit den Schriftsteller Hans Grimm kennen.
Claudius schrieb in viele Lyrikbände, Märchen und Erzählungen, oft volkstümliche Werke, die unter dem Einfluss des Ersten Weltkriegs, kriegsbegeisternd und konservativ-national wurden. In den ersten Jahren der Weimarer Republik näherte sich Claudius der SPD sowie den sozialdemokratischen Gewerkschaften an, was sich auch in seinen Werken niederschlug. Ab 1933 konnte Claudius seinen Beruf als Lehrer, infolge eines schweren Motorradunfalls nicht mehr ausüben. Er widmete sich ganz der Schriftstellerei. Unter dem Eindruck des Aufstiegs der Nationalsozialisten kam es zu einer politischen Wandlung und er profitierte vom neuen System. Völkisch-nationalistische Themen wurden wieder vorherrschend behandelt. Er wurde 1933 Mitglied der Sektion für Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste, während sozialdemokratische, liberale und zum Judentum gehörige Schriftstellerinnen und Schriftsteller ausgeschlossen wurden. Claudius bekannte sich zum neuen Staat und unterschrieb das im Oktober 1933 veröffentlichte „Gelöbnis zu Adolf Hitler“. Des Weiterenn engagierte er sich an den von Hans Grimm initiierten „Lippoldsberger Dichtertagen“, ein Treffen konservativer, völkischer und nationalistischer Autoren und beim Eutiner-Dichterkreis, dem bspw. auch Hans Friedrich Blunck angehörte. Der Historiker Lawrence D. Stokes beschreibt die Autoren, ihre Selbstdarstellung und ihre Publikationen als nationalistisch und den Zielen der NS-Regierung verbunden. Hermann Claudius wurde sowohl vom NS-Regime als auch in der Bundesrepublik mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Ab 1949 erfolgte die Wiederbelebung der „Lippoldsberger Schriftstellertreffen“, in denen es primär um die Verharmlosung der NS-Herrschaft und Rehabilitierung von nationalsozialistischen Autoren ging. Eine reflektierte Auseinandersetzung mit dem NS-Regime ist in seinem Werk nicht zu finden. Hermann Claudius starb mit 102 Jahren.
Text: Katharina Tenti