Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Hans Friedrich Blunck Dr. Hans Friedrich Blunck

(3. September 1888 Altona - 24. April 1961 Hamburg)
Schriftsteller und NS-Kulturfunktionär
Adresse: Parkallee 35 (1933)
(Ab 1932 lebte Blunck zusätzlich auf dem Hof „Mölenhoff“ in Grebin, Ostholstein)
Fuhlsbüttler Straße 756, bestattet auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Prominentenliste, Grab AC 15, 7-14


Blunck war im Ersten Weltkrieg in Belgien und fungierte dort als Verbindungsmann zur „Flämischen Bewegung“, die mit den Deutschen zusammenarbeiteten. 1919 floh er über die Niederlande. Zurück in Hamburg schloss Blunck zunächst seine juristische Ausbildung ab und trat in den Hamburger Verwaltungsdienst ein. Ab 1925 war Blunck als Syndikus der Universität Hamburg tätig, widmete sich aber mehr und mehr der Schriftstellerei. Hans Friedrich Blunck war in seinem Denken völkisch-national geprägt und schrieb hauptsächlich norddeutsche Gedichte und Märchen und Sagen. Dies entsprach dem Literaturverständnis des NS-Staats, so dass Blunck, dem zunächst der große Erfolg versagt blieb, ab 1933 einen schnellen Aufstieg erlebte. Sein Werk umfasst Auseinandersetzungen mit der germanischen Götterwelt, Sagen, Märchen sowie plattdeutsche Lyrik. Hinweise auf die „Blut und Boden“ Losung der Nationalsozialisten und auf weitere völkisch-rassischen Ansätzen lassen sich in seinem Werk früh finden.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Blunck im Juni 1933 in die Sektion für Dichtung der Preußischen Akademie der Künste gewählt und zudem im November desselben Jahres zum ersten Präsidenten der von Joseph Goebbels eingeführten Reichsschriftumskammer (RSK) ernannt. Zu seinem Verantwortungsbereich gehörte die Kontrolle und Gleichschaltung der literarischen Veröffentlichungen, er verhängte Repressalien und Berufsverbote gegen Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Blunck bekannte sich zum NS-Staat und zu Adolf Hitler und wurde in den 1930er und 1940er Jahre immer produktiver und erfolgreicher, er veröffentliche häufig im Völkischen Beobachter. 1935 ließ er sich von seinen Aufgaben in der RSK entbinden, da er angeblich mehr Zeit für sein dichterisches Schaffen bräuchte. Als „Altpräsident“ behielt er einen Repräsentationsposten bis 1945. Blunck war Mitglied des 1936 gegründeten Eutiner Dichterkreises, einer NSDAP-nahen deutschen Autorengruppe, zudem trat er 1937 in die NSDAP ein. Er erhielt die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft von Adolf Hitler.

Nach Kriegsende wurde Blunck von der britischen Militärregierung für einige Monate interniert. Einer Verurteilung für sein Engagement als NS-Kulturfunktionär konnte er entgehen, er wurde als „Mitläufer“ eingestuft. Anfang der 1950er Jahre gab Blunck in drei Bänden seine Memoiren heraus, in denen er seine Bedeutung als NS-Funktionär herunter spielt und sein Verhalten rechtfertigt. Martin Walser sprach in einer Rezension von „Geschichtsklittung“. Blunck war auch weiterhin als Dichter und Schriftsteller tätig.

Text: Katharina Tenti