Peter Schütt Peter Friedrich Wilhelm Schütt
(1.09.1894 Lemkendorf auf Fehmarn - 24.03.1969 Bargteheide)
Pastor
Wirkungsstätte: St. Johannis-Kirchengemeinde Altona, Bei der Johanniskirche 16, Hamburg-Altona
Peter Schütt wurde am 01.09.1894 in Lemkendorf auf Fehmarn als Sohn eines Pastors geboren. Nach der Versetzung seines Vaters wuchs er in Nordschleswig auf. Er studierte in Kiel und Marburg Theologie und wurde am 15.11.1925 in Kiel ordiniert. Nach zwei Provinzialvikarstellen in Kiel-Hassee und Neumünster in den Jahren 1925 und 1926 erhielt er seine erste Pastorenstelle in Bordelum, wo er bis 1931 tätig war. Danach erhielt er eine Stelle in der Ansgar-Süd-Gemeinde in Kiel. Er war schon früh Mitglied der Deutschen Christen und deren Gaureferent für Schule und Erziehung. Ebenso war er Kreisleiter der Deutschen Christen und Rundfunkprediger. Was die Organisationen der NSDAP anging, war er Mitglied in der SA. Seine theologischen Ansichten waren streng antikommunistisch und deutschnational.
So war seine Nachfolge als Propst von Altona auch eine nahe liegende Wahl. Er besetzte das Amt mit Sitz in der St. Johannis-Gemeinde, das zuvor kommissarisch von Pastor Dührkop verwaltet worden war, der Propst in Stormarn wurde. Propst Sieveking wurde wegen seiner Beteiligung an der Verfassung des Altonaer Bekenntnisses, das als Vorläufer des Barmer Bekenntnisses, dem theologischen Fundament der Bekennenden Kirche, gilt, am 01.01.1934 in den Ruhestand versetzt.
Schütts Einführung nahm Landesbischof Adalbert Paulsen am 10.12.1933 vor. Wie weit der Einflussbereich Schütts in Altona ging, zeigt sich an einem Vorfall, an dem ein Gottesdienst durch das Fanfarenblasen von Mitgliedern der HJ gestört wurde. Dies war durchaus üblich, aber Schütt erlangte eine Unterlassung solcher Taten in Altona. Ebenso hatte Schütt sehr gute Beziehungen zur örtlichen Gestapo. Er denunzierte nicht nur Juden, sondern auch andere, die er für kirchenfeindlich hielt. So wurden u.a. die Zeugen Jehovas mehrfach Opfer seiner Denunziationen. Seine Pastorenschaft hat er angehalten, in gleichen Maßen zu handeln.
Am 14.02.1938 gab Schütt die Anweisung an die Abteilungen Altona und Ottensen des Kirchenbuchamtes, eine eigenen „Judenkartei“ zu erstellen, die „selbstständig von der Propstei Altona geführt werden sollte.“ (KKR Altona, Nr. 1595) Diese Initiative ist vermutlich auf einen Irrtum Schütts zurückzuführen, der auf einen Plan des Gaupersonalamtes zur Erstellung einer solchen Kartei zurückging. Eine Anordnung dafür gab es aber nicht.
Im Jahr 1939 heiratete Schütt die Schwester des späteren Bischofs von Holstein Wilhelm Halfmann. Vom 03.05.1941 bis zum 15.02.1945 wurde Schütt zur Wehrmacht eingezogen. Da er aber im Großraum Hamburg stationiert wurde, konnten seine Amtsgeschäfte weitergeführt werden. Im Zuge der Angriffe der alliierten Bomber auf Altona ließ er im Herbst 1943 ein Rundschreiben an die Pastorenschaft verschicken, in dem er aufrief, in den Chroniken besonders das Leid der deutschen Bevölkerung und den „Terror“ festzuhalten. Die starken Bombenschäden machten einen Umzug in die Kreuzkirche am 10.09.1944 erforderlich.
Auch nach Kriegsende blieb Schütt vorerst im Amt. Auf der Fortsetzung der ersten Propsteisynode am 30.07.1945 spielte sich die politische Einstellung der Altonaer Pastoren deutlich wider. Pastor Stalmann und Pastor Hildebrand sprachen sich für ein Gedenken an den Vorgänger Schütts Propst Sieveking aus, was durch Schütt mit Zustimmung der andern Pastoren abgeblockt wird. So wurde auch eine irgendwie geartete Untersuchung der Rolle Schütts in den vergangenen 12 Jahren unterbunden. Stalmann und Hildebrand wurden im darauf folgenden Jahr in den Ruhestand versetzt, bzw. in eine andere Propstei versetzt. Ebenso wurde die Rückkehr von Pastor Konrad Gronau nach Altona verhindert, der infolge der Ausbombung seines Hauses mit seiner Familie nach Elmshorn hatte umziehen müssen. Gronau war 1936 aus der Partei ausgeschlossen worden, weil er sich bereiterklärt hatte, das „Judenhaus“ in Wandsbek zu betreuen. Gronau hatte im Ausschlussverfahren Schütt illoyales Verhalten vorgeworfen.
Am 07.09.1945 wurde Schütt durch die Vorläufige Kirchenleitung im Amt bestätigt. Dies entsprach der allgemeinen Linie der Landeskirche und hatte weniger persönliche Gründe, war doch sein Schwager, Bischof Halfmann, Vorsitzender der Vorläufigen Kirchenleitung. Sein Wunsch nach Entlassung kam trotzdem 1946. Anscheinend sah er sich dem politischen Druck von Seiten der linken Parteien nicht gewachsen. Gesundheitlich war er angeschlagen. Außerdem war er als bekannter Antikommunist und wegen seiner Nazi-Vergangenheit ein offensichtliches Ziel. Auf diesem Wege war es der Landeskirche auch möglich, einer wahrscheinlich problematischen Entnazifizierung zu entgehen. Nachdem 1946 alle Pastoren in Schleswig-Holstein entnazifiziert worden waren, sollten 1947 die Pastoren in Hamburg an die Reihe kommen, aber zu diesem Zeitpunkt war Schütt schon Pastor in Bargteheide und entging so diesem Procedere. Gleichzeitig wurde Schütt landeskirchlicher Beauftragter für den Kindergottesdienst, ein Amt, das er nachweislich nie ausgeübt hat. Offensichtlich sollte dies nur finanziellen Einbüßen durch die Zurückstufung auf ein Pastorenamt ausgleichen. Während seiner Zeit als Pastor in Bargteheide nannte er sich weiterhin „Propst im Ruhestand“ und niemals „Pastor“. Am 01.11.1960 erfolgte seine Emeritierung.
Pastor Schütt starb am 24.03.1969 in Bargteheide.
Text: Benjamin Hein M.A.