Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Johanna Freund

(23. Februar 1924 – Todesdatum ist nicht bekannt)
SS-Aufseherin
Adresse: nicht bekannt
Wirkungsstätte: Frauenaußenlager Hamburg-Sasel, Mellingburgredder (nahe Mellingburger Schleuse)


Johanna Freund war in der Aktiengesellschaft für Bergbau und Hüttenbedarf: in Salzgitter tätig, bevor sie SS-Aufseherin wurde. Sie war ab September 1944 im Frauenaußenlager Sasel zur Aufsicht über rund 500 überwiegend polnische Jüdinnen eingesetzt. Die inhaftierten Frauen mussten Zwangsarbeit für die Firmen Möller und Wayss & Freytag sowie Moll und Kowahl & Bruns leisten und wurden zur Trümmerbeseitigung auf dem Heiligengeistfeld, in der Sternschanze, St. Pauli, Altona, im Freihafen sowie an der S-Bahnstation Rübenkamp gezwungen.
Bis Ende des Krieges im Mai 1945 starben mindestens 35 Frauen an den Folgen der Schwerstarbeit, den unmenschlichen Bedingungen im Lager, Misshandlungen durch die Aufseher/innen und an Hunger. Freund gab nach Ende des Krieges zu, Frauen geschlagen und misshandelt zu haben: „Später schlug ich die Gefangenen, weil es keinen anderen Weg gab, sie hatten keine Disziplin. Ich schlug sie mit der flachen Hand. […] Ich habe viel geschlagen. Ich habe nicht gern geprügelt. Aber ich sah keinen anderen Ausweg. […] Es gab auch andere Gründe, sie zu schlagen. Wenn sie zum Arbeitsort marschierten, warfen sich die Gefangenen auf die Essensreste in den Mülleimern und ich mußte das verhindern, weil es schlecht für ihre Gesundheit war.“ (Aussage von Johanna Freund vor dem britischen Militärgericht am 14./15. Mai 1946, zitiert nach Ellger, Zwangsarbeit und weibliche Überlebensstrategien, Berlin 2007, S. 206.) Wegen der Misshandlungen wurde Freund im Mai 1946 durch das britische Militärgericht im Hamburger Curio-Haus zu einer dreijährigen Gefängnisstrafe verurteilt.
Text: Katharina Tenti