Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Willy Holzmann Prof. Dr. Wilhelm (Willy) Holzmann

(20. September 1878 Hamburg - 26. Januar 1949 Hamburg)
Neurologe, „Ärzteführer“ in Hamburg
Adresse: An der Alster 63 (1933), An der Alster 56 (ab 1938)
Wirkungsstätte: Ärztekammer, Besenbinderhof 41


Während seines Medizinstudiums gehörte Holzmann einer Burschenschaft an. Nach der Promotion machte er seinen neurologischen Facharzt, u.a. bei Max Nonne am Hamburger Klinikum in Eppendorf, habilitierte sich in Neurologie und war ab 1912 Privatdozent. Er eröffnete eine Arztpraxis in Hamburg und trat 1923 der NSDAP bei. Holzmann war Mitbegründer des NS-Ärztebundes im Jahr 1929 und wurde Gauobmann des Bundes in Hamburg. 1931 wurde er für die NSDAP in die Hamburgische Bürgerschaft gewählt und gehörte ihr bis 1933 an. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 übernahm Holzmann weitere Parteiämter und wurde Gauamtsleiter des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP sowie 1934 des Amts für Volksgesundheit der NSDAP. Wegen „Verdiensten für die nationalsozialistische Bewegung“ erhielt er vom Senat 1933 den Professorentitel verliehen. Holzmann wurde Beauftragter des Reichsärzteführers für den Gau Hamburg, übernahm den Vorsitz der Ärztekammer und die Leitung des Hamburger Hartmannbundes sowie der örtlichen Landesstelle der Kassenärztlichen Vereinigung. In diesen Funktionen war er maßgeblich an der Schließung jüdischer Arztpraxen in Hamburg beteiligt. Im Oktober 1940 wurde er Präsident der neu eingerichteten Kolonialärztlichen Akademie der NSDAP und war ab 1941 als Honorarprofessor an der Universität Hamburg mit Vorlesungen zur Rassenkunde beschäftigt. Zuvor hatte er sich vergeblich bemüht, den ordentlichen Lehrstuhl für Rassenkunde besetzten zu können, diesen Ruf bekam Walter Scheidt.

"Die Hamburger Ärztekammer unter der Leitung Holzmanns engagierte sich im Kampf gegen jüdische Berufskollegen in besonderer Weise. Auf Initiative der Ärztekammer wurde das Arztverzeichnis im Hamburger Fernsprechbuch ab 1933 durch HInweise auf die 'Rassezugehörigkeit' der Ärzte ergänzt. Auch die Verordnung des Reichsarbeitsministeriums über die Zulassung von Ärzten zur Tätigkeit bei den Krankenkassen vom 17. Mai 1934 nahm die Hamburger Ärztekammer zum Anlaß, gegen jüdische Ärzte vorzugehen." [1]

Text: Katharina Tenti