Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Willi Dusenschön

(1. März 1909 Hamburg – Todesdatum nicht bekannt)
SS-Obersturmbannführer
Adresse: keinen Eintrag gefunden
Wirkungsstätte: KZ Fuhlsbüttel Suhrenkamp


Dusenschön arbeitete als kaufmännischer Angestellter und engagierte sich ab 1927 bei der SA. Ein Jahr später wurde er Mitglied der NSDAP. 1931 wurde er Angehöriger der SS und stieg dort schnell auf, vom Scharführer, über Truppenführer zum Sturmführer der SS im Frühjahr 1933.

Mit der offiziellen Eröffnung des KZ Fuhlsbüttel Anfang September 1933 wurde Dusenschön mit 24 Jahren stellvertretender Kommandant. Er baute das System des brutalen Terrors mit auf, in dem Schläge mit Ochsenriemen und Peitschen, wochenlange Dunkelhaft und unter Folter erzwungene „Geständnisse“ zum Alltag der Häftlinge wurden. Mehrere Häftlinge verstarben nach schwerer Misshandlung, einige verübten Suizid. Dusenschön war zudem für die KZ Wachmannschaften zuständig und übernahm in der häufig vorkommenden Abwesenheit des Kommandanten Paul Ellerhusen die Gesamtleitung. Das gewalttätige Vorgehen gegen Gefangene wurde durch Gauleiter Karl Kaufmann gedeckt, dennoch nahm die Staatsanwaltschaft 1934 Untersuchungen wegen Gefangenenmisshandlungen auf. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Dusenschön bereits zur SS-Verfügungstruppe „Germania“ versetzten lassen, und ging damit weiteren Ermittlungen aus dem Weg. Er wurde Kompanieführer der Wachmannschaften im KZ Esterwegen und wechselte 1936 in gleicher Position ins KZ Sachsenhausen. Ab 1940 nahm er mit der SS am „Westfeldzug“ teil und gehörte der Gebirgsdivision „Nord“ sowie zuletzt der SS-Panzer-Division „Das Reich“ an. Nach der Beförderung zum SS-Obersturmbannführer befehligte er ein Bataillon, das zur Zerschlagung des französischen Widerstands eingesetzt war.

Dusenschön kam in englische Kriegsgefangenschaft, wurde nach Frankreich ausgeliefert und 1951 von einem französischen Militärgericht zu einer lebenslänglichen Zwangsarbeit verurteilt. 1956 wurde er vorzeitig entlassen. Im Jahr 1962 musste sich Dusenschön vor dem Hamburger Gericht wegen Mordes an Dr. Fritz Solmitz im KZ Fuhlsbüttel verantworten. Aus Mangel an stichhaltigen Beweisen wurde er freigesprochen. Das Urteil stieß in der Öffentlichkeit auf breite Kritik.

Text: Katharina Tenti