Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Friedrich Meggendorfer Prof. Dr. Friedrich Meggendorfer

(7. Juni 1880 Bad Aibling – 12. Februar 1953 Bamberg)
Psychiater
Adresse: Schäferkampsallee 18 (1933)
Wirkungsstätte: Staatskrankenhausanstalt Friedrichsberg, Eilbektal o. N.


Meggendorfer war u. a. Schüler von Max Nonne und hatte sich 1921 bei Wilhelm Weygandt habilitiert. Er wurde Privatdozent an der Universität Hamburg und Oberarzt an der Staatskrankenhausanstalt Friedrichsberg, dort leitete er die Abteilung für Vererbungsforschung. In seinen Veröffentlichungen beschäftigte sich Meggendorfer mit dem angeblichen Zusammenhang von „moralischer Minderwertigkeit“, Verbrechen und Psychose. Meggendorfer versuchte seine Erkenntnisse in politische Forderungen umzusetzen und forderte beispielsweise schon im Jahr 1930 die Ehescheidung falls belastete Erbanlagen vorhanden wären. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde Meggendorfer Mitglied der NSDAP. Ähnlich wie Weygandt vertrat er die Ansicht, dass die Kastration als therapeutisches Mittel gegen Homosexualität eingesetzt werden sollte, falls eine Psychotherapie nicht anschlug.

Im Jahr 1934 wurde Meggendorfer auf den Lehrstuhl für Psychiatrie nach Erlangen berufen und betätigte sich dort weiterhin mit dem Schwerpunkt Erbpsychiatrie. Zudem definierte er für das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“, das Sterilisation u. a. bei „schwerem Alkoholismus“ vorsah, welche der Alkoholikerinnen und Alkoholiker darunter fielen. Da der Alkoholismus kein Milieuspezifikum war, versuchte Meggendorf seine eigene Definition wissenschaftlich zu etablieren. In seinen Schriften argumentierte er, dass es nicht so sehr auf die Häufigkeit und die Menge des Alkoholkonsums ankomme oder ob Therapien nötig gewesen sein, „sondern vor allem darauf, ob es sich um einen Alkoholismus auf vorwiegend erblich krankhafter Grundlage handelt.“ (zitiert nach Bussche: Die Hamburger Universitätsmedizin im Nationalsozialismus, Berlin/Hamburg 2014, S. 221.) Zudem forderte er dazu auf die Grenzen für die Beurteilung von schwerem Alkoholismus besonders bei „trunksüchtigen Frauen“ weit zu ziehen.

Meggendorfer wurde während des Krieges Oberfeldarzt und beratender Militärarzt im Wehrkreis XIII Erlangen, wo er über Kriegsneurotiker äußerte, sie alle ins Konzentrationslager schicken zu wollen.

Nach Kriegsende wurde Meggendorfer emeritiert, er starb 1953.

Text: Katharina Tenti