Altersheim dann „Frauenschaftshaus“ des BDM (Bund Deutscher Mädel)
Zwangsarbeiterinnenunterkunft
Am Beerbusch (heute Hohenbergstedt 21)
Die Adresse Am Beerbusch deutet auf das im Beerbusch 31 (heute Hohenbergstedt 21) gelegene Anwesen „Hohenbergstedt“ hin. Das 1911 auf einem zwei Hektar großen Gelände erbaute Reetdach-Landhaus Mahr wurde in der Zeit des Nationalsozialismus ein Altersheim und später ein „Frauenschaftshaus“ des BDM (Bund Deutscher Mädel). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es von der Vereinigung der städtischen Kinder- und Jugendheime belegt und von 1982 bis 2010 als Wohngemeinschaftshaus von dem „Wohnmodell Kritenbarg e.V.“ genutzt. Seit der Kündigung der Mieter ist das unter Denkmalschutz stehende Landhaus aufgrund von Bauspekulationen dem Verfall preisgegeben.
Als die Adresse Am Beerbusch 31 in der NS-Zeit ein Zwangsarbeitslager war, wurde dort auch ein Kind einer Zwangsarbeiterin geboren. Dieses Kind verstarb im „Olgaheim“, Abteilung Wohldorf-Ohlstedt des Kinderkrankenhauses Rothenburgsort, Bredenbeckstr.44.
Bogdan Olszewska kam am 25. Juli 1943 in Hamburg zur Welt. Seine Mutter Maria, auch Marija oder Marja, Olszewska, geb. am 2. Februar 1919 in Przedborz /Krs. Lodz, war römisch-katholischen Glaubens und ledig. Aus ihrer Heimat Polen, Prezcabnz, Kreis Hrucki, Konecrzkastraße 9, verschleppt, musste sie in Hamburg-Bergstedt, Am Beerbusch* (heute Hohenbergstedt 21), Zwangsarbeit leisten.
Sie war dort untergebracht und in dieser Zeit schwanger.
Marija Olszewska brachte am 25. Juli 1943 ihren Sohn Bogdan in der „Wohnung Am Beerbusch“ zur Welt.
Für ihn wurde ein Vormundschaftsverfahren bei dem Amtsgericht Hamburg (AZ113 VII 576) eingeleitet. Vermutlich befand sich Maria Olszewska in einem „Eindeutschungsverfahren“ und der Vater ihres Jungen war ein Deutscher (Weiteres darüber ist nicht mehr in Erfahrung zu bringen, da diese Akte bereits einen Monat nach Bodgans Tod, am 23. März 1944, vernichtet wurde). Für Bodgan wurde eine Vormundschaft beim Amtsgericht im Dezember 1943 vom Landesjugendamtes abgelehnt.
Bogdan musste die kurze Zeit seines Lebens im Heim Am Beerbusch verbringen.
Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für ihn völlig unzureichend.
Am 8. Februar 1944 um 23:00 Uhr verstarb Bogdan im Kleinkindergenesungsheim „Olgaheim“, Bredenbeckstraße 44, Abteilung Wohldorf-Ohlstedt des Kinderkrankenhauses Rothenburgsort.
Im Sterberegister ist als Todesursache „Sepsis, Lungenentzündung, schwere Ernährungsstörung, Blutvergiftung“ angegeben.
Seine Mutter Maria Olzewska, die sich durch ihre „Arbeitskarte für polnische Arbeitskräfte“ auswies, zeigte den Todesfall beim Standesamt mündlich an.
Maria Olszewska wurde am 18. Oktober 1944 in das Lager Kampchaussee 9, Hamburg-Bergedorf, verlegt, zur Zwangsarbeit für die Deutsche Kap-Asbest-Werke AG. Noch im selben Jahr brachte sie ihren zweiten Sohn Czeslaw zur Welt, der ein Jahr nach Bogdan im Alter von knapp vier Monaten ebenfalls an Unterernährung verstarb.
Text: Margot Löhr