Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Alfred Nöhrenberg

(? - gestorben 2006)
Kriminalsekretär, Gestapo
Bleichenbrücke (Wirkungsstätte: Hamburger Gestapoleitstelle, Stadthaus)
Bestattet auf dem Hauptfriedhof Hamburg-Altona


„SS-Sturmscharführer, meldete sich freiwillig von der Schutzpolizei zur Gestapo II E 2, [Arbeitsvertragsbruch ausländischer Arbeiter“] dann IV 1c [Bekämpfung feindlichen Ausländertums]. Bearbeitete zunächst ‚Arbeitsvertragsbruch‘ von Zwangsarbeitern aus westlichen Ländern ab 1943 auch für ‚Ost‘-Arbeiter. Er war eine der wichtigsten Personen bei der Vernichtung von Menschen aus den Ländern des Ostens.

Seit 1944 bestand seine Hauptaufgabe in der Aufrollung von Widerstandsbewegungen unter ‚Ost‘-Arbeitern, sowjetischen Kriegsgefangenen und Westukrainern. Er verfügte über einen großen V-Apparat, geworben unter Menschen, die einmal in östlichen Ländern beheimatet, zum Nationalsozialismus übergelaufen und ihre Landsleute, die sich nicht ergaben, hassten. Aus diesem Hass heraus fabrizierten sie, wenn sie nichts Konkretes finden konnten, die unwahrscheinlichsten Berichte und Konstruktionen, für die Nöhrenberg den Grund zu grausamen Folterungen gaben. Diese Folterungen verübte er auch gegenüber Frauen und Mädchen, die oft mit dem Tode endeten.

Mit Hilfe des V-Mannes Waldemar Schütt konstruierte er ‚Betriebssabotage‘ und ‚Widerstandsgruppen‘. Auf das Konto Nöhrenbergs und Schütts kommen auch die Ermordung der ‚Noleica‘-Mädchen und der Mädchen des ‚Draegerwerkes‘. Nöhrenberg nahm zusammen mit Karl Mumm und Ernst Bassowiski 1944/45 an zahlreichen Exekutionen sowjetrussischer, polnischer und ukrainischer Menschen teil. Beantragte viele Male ‚Sonderbehandlung‘ im Konzentrationslager. (…).“ 1)

„Alfred Nörenberg [war], einer der Verantwortlichen des 1944 verübten Massakers in den Winsbergen an Zwangsarbeitern des DAF Zwangsarbeiterlagers in der Lederstraße (…).“2)

Anfang des 21. Jahrhunderts kamen die Taten von Alfred Nöhrenberg wieder an die Öffentlichkeit, als die Neuapostolische Kirche in Hamburg-Lurup, dessen Gemeindemitglied  Nöhrenberg war, ihm  während eines Gottesdienste 2003 zum 100. Geburtstag gratulierte. Olaf Wieland, Mitglied der Neuapostolischen Kirche in Berlin-Brandenburg verwies  2013 in einem offenen Brief an den Apostel  Steinbrenner in Hamburg darauf, nachdem er sich über den Lebensweg Alfred Nöhrenbergs informiert und erfahren hatte, dass Nöhrenberg, „nachdem er nach 1945 unter falschem Namen untergetaucht war, erst Anfang der 60iger Jahre von der Staatsanwaltschaft in der BRD vernommen wurde.“ 3) Wieland wollte eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Nationalsozialismus und Kirche anregen.