Friedrich Ebsen
(6.6.1888 Güldenberg/Kr. Oldenburg - 2.5.1947 (Hinrichtung in Hameln))
Jagdhüter; Hausmeister; Wachmann im KZ Neuengamme.
Wirkungsstätte: KZ Neuengamme (heute: KZ Gedenkstätte, Jean-Dolidier-Weg 75)
Im „Offenen Archiv der KZ Gedenkstätte Neuengamme“ heißt es: „Friedrich Ebsen, geboren am 6. Juni 1888 in Güldenberg bei Oldenburg, war von Beruf Jagdhüter. 1906 wurde er für drei Jahre zum Militär eingezogen. Ab 1918 befand er sich nach eigenen Aussagen fünf Jahre in französischer Kriegsgefangenschaft. Danach arbeitete er im Baugewerbe, bevor er am 1. Juli 1928 als Erziehungsgehilfe, später als Hausmeister und Führer einer Baukolonne bei der Inneren Mission in Schleswig-Holstein angestellt wurde. Ebsen betätigte sich auch als Laienprediger. Nach seiner betriebsbedingten Entlassung entschied er sich gegen das Angebot, mit Behinderten zu arbeiten, und wurde am 1. Juli 1942 beim Marinezeugamt angestellt. Ebsen, seit 1933 NSDAP-Mitglied, war auch der SA, dem Deutschen Kolonialbund und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV)beigetreten. Ob Ebsen Mitglied der Allgemeinen SS war und dadurch in den KZ-Dienst gelangte, ist nicht bekannt.
Im Oktober 1942 kam Ebsen zu den Wachmannschaften ins KZ Buchenwald, dann ins KZ Flossenbürg. Vom 5. Januar bis 25. Juli 1943 wurde er als SS-Oberscharführer bei den Wachmannschaften im KZ Neuengamme eingesetzt; bis Dezember 1943 kommandierte er ein Aufräumkommando in Hamburg. Ende Februar 1944 wurde Ebsen Leiter des Außenlagers Wittenberge. Am 4. August 1944 wurde er zum Unterscharführer degradiert, weil er Häftlinge zu einer Arbeit eingeteilt hatte, für die kein Auftrag vorlag – wie ehemalige Häftlinge berichten, soll es sich um Schnapsbrennen gehandelt haben. Ende Juni 1944 kam er zurück in das Stammlager Neuengamme und von hier am 11. August 1944 als Leiter in das Außenlager Schandelah. Ehemalige Häftlinge beurteilen das Verhalten Ebsens als Kommandant des Außenlagers Schandelah unterschiedlich: Während einige nach 1945 aussagten, er habe sich für bessere Lebensmittel eingesetzt und den Bewachern öffentlich befohlen, die Häftlinge nicht zu schlagen, berichteten andere, Ebsen habe Misshandlungen zugelassen und sich auch selbst daran beteiligt. Ebsen rechtfertigte im Prozess nach 1945 eigene Brutalitäten mit dem Hinweis, eine für den Geschlagenen schlimmere Bestrafung nach offizieller Meldung im Stammlager damit vermieden zu haben. Der ehemalige Häftling Jerzy Budkiewicz erinnerte sich dagegen: ‚Der Lagerkommandant war ein schmutziger Typ, der noch im März 1945 sagte: ‚Ihr seid hier, um zu arbeiten und zu verrecken.‘‘ Ebsen erhielt nach eigenen Aussagen Mitte April vom Stützpunktleiter Karl Wiedemann den Befehl, das Außenlager Schandelah nach Wöbbelin zu ‚evakuieren‘. Er selbst begleitete den Transport bis nach Ludwigslust. Nach Kriegsende Ebsen wurde in Braunschweig vor einem britischen Militärgericht angeklagt als Verantwortlicher für die Verbrechen im Außenlager Schandelah und die unmenschlichen Bedingungen, unter denen Häftlinge dort hatten arbeiten müssen. Mindestens ein Viertel der Häftlinge war in Schandelah gestorben. Im Prozess angeklagt waren neben Ebsen und seinem Stellvertreter Karl Truschel auch der Wachmann Johann Heitz, außerdem Vertreter der Firmen, für die die Häftlinge in Schandelah Zwangsarbeit hatten leisten müssen. Die Aussagen der Angeklagten widersprachen sich in vielen Punkten. Am 3. Februar 1947 wurde Friedrich Ebsen zum Tode verurteilt. Das Urteilwurde am 2. Mai 1947 in Hameln vollstreckt.“[1]
Mehr Dokumente und Materialien über Friedrich Ebsen, unter: http://media.offenes-archiv.de/friedrichebsen.pdf