Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Rudi Martin

(10.7.1922 Königsberg - ?)
Kaufmännischer Angestellter; seit 1941 Wachmann und Hundeführer im KZ Neuengamme
Wirkungsstätte: KZ Neuengamme (heute: KZ Gedenkstätte, Jean-Dolidier-Weg 75)


Im „Offenen Archiv der KZ Gedenkstätte Neuengamme“ heißt es: „Rudi Waldemar Martin, geboren am 10. Juli 1922 in Königsberg als Sohn eines Kaufmanns, absolvierte eine kaufmännische Lehre bei der Deutschen Krankenversicherung AG. Von 1934 bis 1939 war er Mitglied der Hitlerjugend.
Aufgrund einer Erkrankung seiner Gelenke und eines Herzklappenfehlers wurde Martin als nicht truppenverwendungsfähig eingestuft. Dennoch bewarb sich der 17-Jährige 1939 bei Wehrmacht, Luftwaffe und Marine, die ihn aber aufgrund seines Alters ablehnten. Er trat in die Waffen-SS ein. Martin wurde zur SS-Totenkopf-Rekrutenstandarte Dachau und anschließend zur Leibstandarte SS Adolf Hitler versetzt. Nach einem Lazarettaufenthalt und anschließender Kur kam er im Oktober 1940 als Wachmann ins KZ Neuengamme. Dort war er als Hundeführer und zeitweise in der Verwaltung tätig. Ende 1942 war Martin nach eigenen Angaben im Außenlager Wittenberge eingesetzt. Im September 1944 stellte Martin ein Gesuch um Versetzung an die Front. Nach 1945 sagte er selbst aus, er sei wieder ins Stammlager zurückversetzt worden und bis zur Räumung des Lagers dort eingesetzt gewesen.
1944 heiratete er Annemarie M. aus Bergedorf, die im siebten Monat schwanger war. Martin hatte sie während seiner Dienstzeit im KZ Neuengamme kennen gelernt. Die allgemeinen SS-ärztlichen Untersuchungen für die Verlobungs- und Heiratsgenehmigung wurden vom SS-Standortarzt Alfred Trzebinski im KZ Neuengamme durchgeführt.
Rudi Martin kam Ende 1946 in britische Internierungshaft in Esterwegen. In seinen Aussagen den britischen Ermittlern gegenüber verschwieg er seine besondere Rolle als Hundeführer und bestritt seine Beteiligung an Misshandlungen von Häftlingen im KZ Neuengamme.“[1]
Mehr Dokumente und Materialien über Rudi Martin, unter: http://media.offenes-archiv.de/ss4_1_2_12_bio_1803.pdf