Johannes Nommensen
(26.12.1909 Sigumpar/Sumatra - 2.3.1967 Kiel)
Arzt, 1941 SS-Standortarzt im KZ Neuengamme
Wirkungsstätte: KZ Neuengamme (heute: KZ Gedenkstätte, Jean-Dolidier-Weg 75)
Im „Offenen Archiv der KZ Gedenkstätte Neuengamme“ heißt es: „Johannes Ludwig Nommensen wurde am 26. Dezember 1909 in Sigumpar in Sumatra (Niederländisch-Indien) als Sohn des Missionars Jonathan Nommensen geboren. Jonathan Nommensen war seinem Vater Ludwig Ingwer Nommensen als Missionar nach Sumatra gefolgt. Auf Wunsch der Eltern wurde Johannes Nommensen 1920 zur Ausbildung nach Deutschland geschickt, wohnte bei Verwandten in Itzehoe und besuchte dort die Schule bis zur Untersekunda. Ab 1927/28 lebte er in einem Heim der Rheinischen Missionsgesellschaft und machte 1932 in Elberfeld das Abitur. Nach dem Medizinstudium in Marburg, Kiel und Tübingen arbeitete er als Arzt. Am 1. November 1933 trat Nommensen der SS bei, auch sein Bruder war Mitglied der SS. Am 1. Mai 1937 wurde Johannes Nommensen Mitglied der NSDAP. Er heiratete am 23. Dezember 1938, 1944 wurde ein Sohn geboren. Nach seiner Promotion erhielt Nommensen 1939 eine Anstellung im Krankenhaus Neumünster. Über seinen Weg in den KZ-Dienst liegen keine Informationen vor, auch die Stationen seiner Tätigkeit im KZ sind nicht lückenlos nachzuzeichnen. Im Juli 1940 war Nommensen als Lagerarzt im KZ Dachau und ab Herbst 1941 im KZ Neuengamme – ehemalige Häftlinge berichten, er sei hier sogar Standortarzt gewesen. Im ersten Curio-Haus-Prozess, der im Frühjahr 1946 gegen die Hauptverantwortlichen für die im KZ Neuengamme begangenen Verbrechen stattfand, sagte der ehemalige SS-Sanitätsdienstgrad Wilhelm Bahr aus, Nommensen habe ihn angewiesen, sowjetische Häftlinge durch Injektionen mit Phenol zu töten. Nach seiner Tätigkeit im KZ Neuengamme war Nommensen Lagerarzt im Frauen-KZ Ravensbrück und im KZ Sachsenhausen, in welchem Zeitraum, ist jedoch unklar. Ab 1. März 1944 arbeitete Nommensen im SS-Sanitätsamt und absolvierte einen Lehrgang in der SS-Führerschule in Braunschweig. Anschließend war er bis zum 1. September 1944 bei der Amtsgruppe D III (Sanitätswesen) des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes tätig. Nach einer Flak- Ausbildung in München vom 1. September 1944 bis 1. Januar 1945 wurde Nommensen zur SS-Flak-Abteilung in Regensburg, später zur Panzergrenadierdivision ‚Horst Wessel‘ der Waffen-SS versetzt, bei der er bis Kriegsende blieb. Sein letzter Dienstgrad war SS-Hauptsturmführer Nach dem Krieg war Nommensen neun Jahre in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Deshalb konnte er in den britischen Militärgerichtsverfahren zu den Verbrechen im KZ Neuengamme nicht angeklagt werden, obwohl Zeugen ihn namentlich erwähnten. Nach seiner Rückkehr praktizierte er zunächst als Arzt in einer Kieler Klinik, ließ sich jedoch bald mit einer Praxis in Havetoft (Kreis Schleswig) nieder. Über seine Tätigkeit als Arzt im KZ-Dienst wurde in der Familie nicht gesprochen. Am 2. März 1967 starb Johannes Nommensen in Kiel.“[1]
Dokumente und Materialien über Johannes Nommensen, unter: http://media.offenes-archiv.de/ss2_1_6_bio_1961.pdf