Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Vinzenz Schöttl

(30.6.1905 Appersdorf bei Mainburg - 29.5.1946 (Hinrichtung in Landsberg/Lech))
Bürodiener; 1940 2. Wachkompanie im KZ Neuengamme, 1942 Adjutant
Wirkungsstätte: KZ Neuengamme (heute: KZ Gedenkstätte, Jean-Dolidier-Weg 75)


Im „Offenen Archiv der KZ Gedenkstätte Neuengamme“ heißt es:„Geboren am 30. Juni 1905 in Appersdorf in Bayern, war Vinzenz Schöttl seit 1928 verheiratet und hatte fünf Kinder. Von Beruf war er Bürodiener und Kassierer. Seine Mitgliedschaft in der NSDAP seit 1928 verlief zunächst wechselhaft und wurde offiziell auf den 1. Februar 1931 datiert. Am 1. Januar 1931 wurde er auch Mitglied der Allgemeinen SS.
Am 30. Januar 1933 kam Schöttl zu den SS-Wachmannschaften im KZ Dachau, wo er Martin Weiß kennen lernte, mit dem er in seiner weiteren Laufbahn mehrmals zusammenarbeitete. In Dachau war Schöttl in verschiedenen Fällen an schweren Misshandlungen von Häftlingen beteiligt. Ab Juli 1937 war er als Hausleiter im Zentralwanderhof Herzogsägmühle beschäftigt. Zwischen 1936 und 1945 war dies ein Modellprojekt der ‚Zwangsfürsorge‘, mit der der Landesverband für Wander- und Heimatdienst Bayern (LVW) zur Erfassung, Verfolgung und Vernichtung von als ‚asozial‘ stigmatisierten Menschen beitrug. Auch nach seiner Zeit in Herzogsägmühle hielt Schöttl in zahlreichen Briefen Kontakt zum LVW. Am 11. September 1938 wurde er zum Untersturmführer befördert. Im Frühjahr 1940 kam er als Zugführer zur Nachrichtenabteilung der SS-Totenkopfstandarten nach Lublin, danach zum Wachsturmbann Oranienburg. Ab Juni 1940 wurde er zu den Wachtruppen des KZ Neuengamme versetzt. 1942 wurde Vinzenz Schöttl dort Adjutant des Kommandanten Martin Weiß, den er bereits aus der Zeit im KZ Dachau kannte. Als Zeugnisse seiner Zeit in Neuengamme liegen nur SS-Dokumente und Briefe Schöttls vor, die er an seine ehemaligen Vorgesetzten schrieb. Nach dieser Station ist die weitere SS-Laufbahn Schöttls unklar, nach einigen Aussagen wurde er wieder ins KZ Dachau versetzt. Belegt ist, dass er 1944 Lagerführer im KZ Auschwitz III – Monowitz (Buna-Werke) war. Vom 3. Februar bis 16. April 1945 war Schöttl stellvertretender Leiter eines der Dachauer Außenlager in Landsberg-Kaufering. Nach der Räumung des Lagers flüchtete er und schloss sich bei Weilheim der 5. SS-Panzergrenadier-Division ‚Wiking‘ an. In Bad Aibling wurde Schöttl von der US-Armee verhaftet.
Im ersten US-amerikanischen Militärgerichtsprozess in Dachau wurde Vinzenz Schöttl wegen im KZ Dachau und den Außenlagern begangener Verbrechen angeklagt. Er berief sich darauf, nur Befehle ausgeführt zu haben. Mit weiteren 34 Verantwortlichen des KZ Dachau, unter anderem dem letzten Kommandanten Martin Weiß, wurde er am 13. Dezember 1945 zum Tode verurteilt und am 29. Mai 1946 in Landsberg am Lech hingerichtet.“[1]
Dokumente und Materialien über Vinzenz Schöttl, unter:  http://media.offenes-archiv.de/ss2_1_2_bio_1965.pdf