Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Gustav Jepsen

(1.10.1908 Hadersleben - 26.6.1947 Hinrichtung in Hameln)
Wachmann im KZ Neuengamme
Wirkungsstätte: KZ Neuengamme (heute: KZ Gedenkstätte, Jean-Dolidier-Weg 75)


Im „Offenen Archiv der KZ Gedenkstätte Neuengamme“ heißt es: „Gustav Alfred Jepsen, geboren am 1. Oktober 1908 in Hadersleben (Haderslev; damals Deutsches Reich, ab 1920 Dänemark), war dänischer Staatsangehöriger, zählte sich selbst aber zur deutschen Minderheit. Ab 1920 arbeitete er als Heizer bei der Dänischen Reichsbahn. Jepsen war in Hadersleben verheiratet und hatte einen Sohn sowie aus seiner späteren Beziehung mit der Bergedorferin Ilse B. eine Tochter. Jepsen trat am 10. März 1941 in die Waffen-SS ein und kam als Freiwilliger in die 13. Kompanie des SS-Infanterie-Geschütz-Ersatzbataillons ‚Germania‘ nach Hamburg.
Jepsen wurde nach Prag und München versetzt. Über den Einsatzzeitraum und seine Aufgaben ist nichts Näheres bekannt. Im April 1944 wurde Jepsen nach Hamburg zurückversetzt, kam im September 1944 in das KZ Neuengamme und am 31. Oktober 1944 in das Außenlager Wilhelmshaven (Kriegsmarinewerft Alter Banter Weg). Hier übernahm Jepsen die Aufgabe eines Blockführers. Nachdem Otto Thümmel im November 1944 durch Rudolf Günther als Lagerleiter abgelöst worden war, wurde Jepsen dessen Stellvertreter. Der zwischenzeitlich zum SS-Unterscharführer beförderte Jepsen blieb dort bis zur Räumung im April 1945. Er fiel durch seinen brutalen Umgang mit den Häftlingen auf, die er in mehreren Fällen gemeinsam mit Kapos misshandelte. Am 2. oder 3. April 1945 wurde Jepsen im Zuge der Räumung des Lagers beauftragt, einen Krankentransport von etwa 360 Häftlingen von Wilhelmshaven nach Hamburg zu begleiten. Schon auf dem Transport starben etwa 70 Häftlinge. Am 7. April wurde der Zug bei einem Luftangriff auf den Güterbahnhof Lüneburg getroffen – er war für die Alliierten nicht als Häftlingstransport erkennbar gewesen. Die Häftlinge waren den Angriffen schutzlos ausgesetzt. Jepsen stellte vier Wachleute ab, um eine Flucht der Häftlinge zu verhindern. Er selbst versteckte sich mit seiner Freundin, die ihn begleitete, und dem Rest der Wachmannschaft im nahe gelegenen Wald. In den folgenden Tagen wurden die Häftlinge von den Wachmännern misshandelt, viele wurden erschossen. Dieser Massentötung fielen zwischen 60 und 80 Männer zum Opfer. Die übrigen Häftlinge wurden ins KZ Bergen-Belsen gebracht, wo fast alle von ihnen starben. Nur fünf Überlebende des Transports aus Wilhelmshaven sind namentlich bekannt. Jepsen gab vor Gericht zu, sechs Häftlinge eigenhändig getötet zu haben.
Nach Kriegsende
Jepsen wurde in Dänemark festgenommen und mit anderen Männern der deutschen Volksgruppe in Frøslev interniert. Im August 1946 wurde er wegen des Massakers in Lüneburg vor einem britischen Militärgericht angeklagt, das ihn zu lebenslanger Haft verurteilte. Ihm wurde Befehlsnotstand als mildernder Umstand zugebilligt. Im britischen Militärgerichtsprozess zu den Verbrechen im Außenlager Wilhelmshaven (Alter Banter Weg) wurde Jepsen am 6. März 1947 zum Tode verurteilt und am 26. Juni 1947 in Hameln hingerichtet. Dokumente und Materialien über Gustav Jepsen, unter: http://media.offenes-archiv.de/ss3_1_bio_1921.pdf