Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Bruno Tesch Dr. Bruno Tesch

(14. August 1890 Berlin - 16. Mai 1946 Hameln)
Chemiker, Unternehmer
Adresse: Averhoffstraße 4 (1933-1945)
Wirkungsstätte: Tesch & Stabenow (Testa) Internationale Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung m.b.H., Messberg 1 (Ballinhaus)


Bruno Tesch studierte zunächst Mathematik und Physik, wechselte aber dann zu Chemie. Er promovierte 1914 und wurde 1915 der persönliche Assistent Fritz Habers am Kaiser-Wilhelm-Institut für physikalische Chemie und Elektrochemie, dort beschäftigte er sich mit der Entwicklung „kriegschemischer Waffen“. Ab 1920 übernahm Tesch die Leitung der Berliner Niederlassung der Deutschen Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung (Kurzform: Degesch) m.b.H., die chemische Mittel zur Bekämpfung von tierischen und pflanzlichen Schädlingen herstellte. 1924 gründete Bruno Tesch gemeinsam mit dem Kaufmann Paul Stabenow die Firma Tesch & Stabenow (Testa) m.b.H., die Mittel zur Schädlingsbekämpfung und das hoch gefährliche Zyklon B anbot. Tesch wurde 1933 Mitglied der NSDAP und förderndes Mitglied der SS. Ab 1942 wurde er Alleininhaber der Testa. Bereits seit Kriegsbeginn 1939 gab es einen erhöhten Bedarf an Desinfektionsmitteln und Mitteln zur Schädlingsbekämpfung, da es große Sorge vor Ausbruch von Seuchen innerhalb der Wehrmacht und den SS-Strukturen gab. Zunächst belieferte die Testa daher Wehrmachtsstellen und Konzentrationslager mit Zyklon B, das aus Blausäure besteht und schon nach kurzer Zeit Menschen töten kann, zu Entlausungs- und Schädlingsbekämpfung. Zwischen 1941 und 1945 lieferte die Firma von Bruno Tesch wissentlich Zyklon B für den Einsatz zum Völkermord in Konzentrations- und Vernichtungslager. Bruno Tesch hatte zuvor verschiedene Schulungskurse für Wehrmacht und SS Angehörige angeboten, in denen ihnen der Umgang mit dem Giftgas vermittelt wurde.

Im März 1946 wurde Bruno Tesch gemeinsam mit seinem Geschäftsführer Karl Weinbacher durch ein britisches Militärgericht im Curio-Haus in Hamburg zum Tode verurteilt. Die Hinrichtung erfolgte im Mai 1946.

Text: Katharina Tenti