Heinrich Lottig Dr. Heinrich Lottig
(20. Januar 1900 Hamburg - 20. Mai 1941 Kreta)
Neurologe
Adresse: Eppendorfer Landstraße 27 (1933), Rothenbaumchaussee 149 (ab 1934)
Wirkungsstätte: Universitätskrankenhaus Eppendorf, Martinistraße 52 / Hamburger Jugendamt, Gesundheits- und Fürsorgebehörde, Steckelhörn 12
Lottig begann 1920 sein Medizinstudium. 1928 wurde er Assistent bei Max Nonne an der Neurologischen Universitätsklinik in Hamburg. Er habilitierte sich dort im Bereich Zwillingsforschung. Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten gehörte Lottig 1933 zu den Unterzeichnern des „Bekenntnisses der deutschen Professoren zu Adolf Hitler“. Zwischen 1934 und 1937 war Lottig Leitender Oberarzt des Hamburger Jugendamtes. In dieser Funktion war er als Gutachter und Sachverständiger vor dem Hamburger Jugendgericht tätig, wo es darum ging, möglichst frühzeitig „Gefahren“ für die rassisch definierte „Volksgemeinschaft“ zu erkennen und „auszusortieren“ wie bspw. bei den 366 Waisenkinder der ehemaligen Staatskrankenanstalt Friedrichsberg, die Lottig in erbbiologischer Hinsicht testete und über die Hälfte als „Unterwertige“ diagnostizierte. Somit trug Lottig zum System der NS-Euthanasie bei.
Ab 1935 war Lottig zudem Leiter des Hamburger Instituts für Luftfahrtmedizin und hatte einen Lehrauftrag inne. Im Jahr 1937 wurde Lottig NSDAP Mitglied und bewarb sich um eine Professur an der Medizinischen Fakultät in Hamburg, die abgelehnt wurde. 1938 wurde er Gruppenführer des Nationalsozialistischen Fliegerkorps als Leiter dessen Sanitätsamtes ins Reichsluftfahrtministerium entsandt. 1939 erfolgte die Ernennung zum außerordentlichen Professor an der Universität Berlin. Zudem wurde er in den Beirat der Reichsärztekammer berufen. Im Jahr 1940 meldete Lottig sich freiwillig bei einem Fallschirmjägerregiment und wurde 1941 beim Einsatz auf Kreta als Soldat getötet.
Text: Katharina Tenti