Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Johann Hille

(8.12.1890 Tellingstedt/Dithmarschen - 6.10.1965 Schalkholz)
Kaufmann; 1929 NSDAP, 1933 SA, 1934 SS; 1941 Wachmann im KZ Neuengamme; 1943 Beförderung zum SS-Hauptscharführer;
September 1944 Leiter der AL Bremen-Hindenburgkaserne und Bremen-Obernheide
Jean-Dolidier-Weg 75 (KZ Neuengamme: Wirkungsstätte)


„Johann Hille, geboren am 8. Dezember 1890 in Tellingstedt/ Dithmarschen, war verheiratet und hatte einen Sohn. Bereits im Juni 1929 trat er in die NSDAP ein; im Dezember 1930 trat er aber wieder aus. Am 1. März 1932 wurde Hille erneut NSDAP-Mitglied, trat 1933 in die SA ein und wechselte dann zur SS.

Ab 1941 war der Oberscharführer Johann Hille Wachmann im KZ Neuengamme. 1943 zum SS-Hauptscharführer befördert, wurde er im September 1944 zunächst Leiter des Frauenaußenlagers Bremen-Hindenburgkaserne und wenig später des Frauenaußenlagers Bremen-Obernheide. Ehemalige Häftlinge schilderten Johann Hille übereinstimmend als ruhig und besonnen. Allerdings habe er sich vor Gertrud Heise, einer brutalen SS-Aufseherin, gefürchtet und sich ihr gegenüber nicht durchsetzen können. Anfang 1945 half Hille bei der Entbindung von zwei Kindern in Bremen-

Obernheide, ermöglichte ihre Versorgung und duldete den Verbleib der Mütter mit den Neugeborenen im Lager. Nachdem Gertrud Heise die Geburten an das Hauptlager Neuengamme gemeldet hatte, wurden die Kinder zur Tötung nach Bergen-Belsen gebracht. Johann Hille sorgte dafür, dass die

Mütter im Lager Obernheide bleiben und überleben konnten. Die Motive für sein Handeln sind nicht bekannt.

Nach Kriegsende: Johann Hille kehrte in seine Heimat zurück, wo er im Ort Schalkholz ein Haus besaß. Vor einem britischen Militärgericht wurde er von der Anklage wegen Verbrechen im

Außenlager Bremen-Obernheide freigesprochen. Als Einzelunternehmer im Kiesgewerbe lebte er zurückgezogen bis zu seinem Tod am 6. Oktober 1965 in Schalkholz.“ [1]