Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Richard Kuöhl

(31.5.1880 Meißen – 19.5.1961 Bad Oldesloe)
Bildhauer
Goethestraße 13 (Privatadresse)
Fuhlsbüttler Straße 756, bestattet auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Prominentenliste, Grab, Y 10 (162-165)


Richard Kuöhl gehörte in der NS-Zeit zu den erfolgreichsten Künstlern in Hamburg. Maike Bruhns schreibt über ihn: „Richard Kuöhl war als Keramiker, Modelleur und Bildhauer einer der meistbeschäftigten bauplastischen Künstler der 20er und 30er Jahre in Hamburg, dazu einer der populärsten. Er hatte in Meißen eine Ausbildung zum Töpfer und Modelleur absolviert, anschließend bis 1905 ein Studium an der Kunstgewerbeschule Dresden. (…) 1912 folgte er seinem ehemaligen Lehrer für Architektur in Dresden, Fritz Schumacher, nach Hamburg, wo er zunächst im Auftrag des Architekten Fritz Höger am Rappolt-Haus und Klöpperhaus tätig wurde und 1923/24 die reiche Bauplastik für das berühmte Chilehaus schuf. (…) In den 20er Jahren übernahm Kuöhl neben diversen Aufträgen für Grabmäler und Gartenplastik die Ausführung von Kriegsdenkmälern in Norddeutschland. (…) Der Bildhauer verstand es, sich anzupassen, die Erwartungen der Kriegervereine und nationalistischen Kreis zu erfüllen, die markige Darstellungsformen und wuchtige, uniformierte Kriegerfiguren, die ‚soldatische Tugenden‘ verkörperten, wünschten.“[1] Kuöhl schuf 1934 auch das Denkmal des Infanterie-Regiments Nr. 76 am Dammtorwall. „Das Denkmal wurde mit einem Aufmarschgelände für feierliche Veranstaltungen umgeben und 1936 mit großem militärischen und städtischen Pomp eingeweiht, es galt fortan als sein ‚Meisterstück‘.

Kuöhl blieb in der NS-Zeit der meistbeschäftigte Bildhauer Hamburgs. (…) der derbe ‚Hummel-Brunnen‘ im von den Nationalsozialisten unter sozialhygienischen Aspekten sanierten und neu aufgebauten Gängeviertel vermittelte volkstümliches Heimatgefühl, auch er trug zu seiner Popularität bei. Ein dort befindliches Relief, ‚Marschierendes Jungvolk‘, wurde nach 1945 abgebrochen. (…)

Kuöhl scheiterte als Kunstproduzent im Dienst der Macht letztlich an seiner Flexibilität, der Fähigkeit, sich virtuos und widerspruchslos auf jegliche Anforderung einzustellen, an seiner Verfügbarkeit für alles und jedes. Er hegte keine moralischen Skrupel, bezog keine eindeutige Gesinnung, sondern paßte sich den jeweiligen Anforderungen an. (…) Nach Kriegsende trug ihm seine Haltung die Ablehnung der Aufnahme in den neuformierten BBK ein.“ [1]