Walter Birnbaum
(6.4.1893 Coswig – 24.1.1987 München)
Theologe, Geschäftsführer der Wichern-Vereinigung
Mettelkampsweg 1
Von 1924 bis 1934 Geschäftsführer der Wichern-Vereinigung e. V., die eng an das Rauhe Haus angebunden war. Bodo Schümann schreibt über Walter Birnbaum in der Hamburgischen Biografie: „Ohne selbst Mitglied einer nationalsozialistischen Organisation zu sein, unterstützte Walter Birnbaum die nationalsozialistische Ideologie, weil sie seinen organologischen Vorstellungen entsprach und er im Parteiprogramm der NSDAP eine positive Haltung zum Christentum zu erkennen glaubte. Im Herbst 1933 schloss er sich den nationalsozialistisch geprägten ‚Deutschen Christen‘ an und übernahm dort bald Führungspositionen, nachdem er im Mai 1933 in Hamburg aktiv die Wahl des Kandidaten der ‚Deutschen Christen‘ Simon Schöffel zum Landesbischof betrieben hatte. In der Wichern-Vereinigung wurden zunehmend Mitglieder und Funktionäre nationalsozialistischer Organisationen die Zielgruppe missionarischen Bemühens. Im Mai 1934 wechselte Birnbaum als Oberkirchenrat in die von den ‚Deutschen Christen‘ beherrschte Reichskirchenleitung, kurz zuvor war er zum Stellvertretenden Leiter der ‚Reichsbewegung Deutsche Christen‘ gewählt worden. (…)“ [1] 1935 wurde er „obwohl er weder promoviert noch habilitiert war, durch Protektion nationalsozialistisch gesinnter Professoren, auf einen Lehrstuhl für Praktische Theologie an der Universität Göttingen berufen. (…) Nach Kriegsende wurde Walter Birnbaum von der Militärregierung als untragbar für das Lehramt aus dem Staatdienst entlassen. In weiteren Verfahren – zwischenzeitlich war die Entnazifizierung an deutsche Stellen übergegangen – konnte Birnbaum 1951 seine endgültige Wiedereinsetzung in das Lehramt erreichen. Allerdings gestand ihm die Universität- wohl einmalig in der Universitätsgeschichte – nur ein Ordinariat ohne Fakultätsbindung zu, verbunden mit der Auflage, keine Veranstaltungen in seinem ursprünglichen Fachbereich, der Praktischen Theologie anzubieten.“ [2] Später war Birnbaum noch in der Evangelischen Akademie Tutzing tätig. In seiner 1973 erschienenen Autobiografie hieß „er die nationalsozialistische Diskriminierung durch Staat und ‚Deutsche Christen‘ nach wie vor gut.“ [2]