Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Wilhelm Heinitz

(9. Dezember 1883 Altona - 31. März 1963 Hamburg)
Musikwissenschaftler
Adresse: Schlüterstraße 68 (1933)
Wirkungsstätte: Universität Hamburg, Phonetisches Laboratorium, Jungiusstraße 7


Heinitz war Fagottist und wurde 1915 Mitarbeiter am Phonetischen Laboratorium in Hamburg. Mit Gründung der Universität Hamburg wurde Musikwissenschaften kein eigenes Fach, sondern blieb weiterhin verschiedenen Disziplinen zugeordnet, wie der Phonetik oder der Psychologie (siehe auch Georg Anschütz).

Heinitz promovierte 1920 in Phonetik und habilitierte sich 1930 auf dem Gebiet „Die Musik des Primitiven“, offiziell ein Teilgebiet der Phonetik. Danach war er als wissenschaftlicher Rat weiterhin am Phonetischen Laboratorium beschäftigt. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde Heinitz infolge des Gesetzes zur „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ zum Professor ernannt. Allerdings blieb ihm aufgrund seiner kurzzeitigen Mitgliedschaft in der „Johannisloge“ die damit verbundene Gehaltszulage verwehrt. Im November 1933 gehörte er zu den Unterzeichnern des „Bekenntnisses der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat“ und veröffentlichte im „Hamburger Fremdenblatt“ einen Artikel über die neuen Aufgaben und Ziele der Vergleichenden Musikwissenschaft im „Dritten Reich“. Dennoch äußerte sich Heinitz in Schriften in den Jahren bis 1938/1938 ambivalent zum NS-Regime. 1937 trat er der NSDAP bei, setzte sich dafür ein, bei der Auswertung der Arbeitsergebnisse einer Tagung zum Thema „Musik und Rasse“ mitarbeiten zu können und hob selbst seine Forschungen über den Zusammenhang von Musik und NS-Bewegung gegenüber der Hamburger Hochschulbehörde hervor, um seine Ernennung zum außerplanmäßigen Professor durchzusetzen. In den Jahren 1938/39 veröffentlichte er in der „Hansischen Hochschulzeitung“ Beiträge zur „Nordischen Musik“, in denen er sich u.a. mit der Frage beschäftigte, wie die Musik in Deutschland nach der „Ausmerzung fremder Züge“ beschaffen sein würde. Im September 1939 wurde Heinitz zum außerplanmäßigen Professor befördert. 1941 wurde er vom Reichsluftfahrtministerium als „Reichsredner“ für eine Wehrmachtbetreuungsreise verpflichtet. Während des Krieges erhielt er weiterhin Unterstützung, um seine Forschungsarbeiten durchführen zu können, beispielsweise unternahm er 1942 eine Forschungsreise nach Südfrankreich, um in einem Gefangenenlager afrikanische Häftlinge zur Trommelsprache zu befragen.

Nach Kriegsende wurde Heinitz durch die britische Militärregierung im Amt bestätigt, im Rahmen seiner Entnazifizierung führte dieser seine viermonatige Mitgliedschaft in der „Johannisloge“ an, was für ihn ausreichte, um als Geschädigter durch das NS-Regime anerkannt zu werden. Er leitete bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1949 die Forschungsabteilung für Vergleichende Musikwissenschaft der Universität Hamburg. Zudem war er Vorsitzender des Landesverbands der Tonkünstler und Musiklehrer Hamburgs (DBE)

Text: Katharina Tenti