Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Alsterhaus

Jungfernstieg 16-20


1912 hatte die Firma Hermann Tietz an dieser Stelle ein großes Grundstück gekauft, um dort nach dem Abriss der sich dort befindenden zwei Häuserreihen ein Warenhaus zu errichten. Der Warenhauskonzern der jüdischen Firma Hermann Tietz besaß in Deutschland noch weitere Kaufhäuser. Firmensitz war Berlin.

Die Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er-Jahre hatte bei Tietz zu Liquidationsproblemen geführt. Gleich, nachdem Hitler am 30. Januar 1933 Reichskanzler geworden war, wurde die Überschuldung der Firma als Hebel genommen, um die Familie Tietz aus dem Geschäft zu drängen. „Bereits im Februar 1933 hielten die Banken, allen voran die staatlich beherrschte Dresdner Bank, [trotz Zusage] einen Kredit von 14 Millionen Mark zurück. (...) Nur unter der Bedingung, dass ein ‚arischer‘ Geschäftsführer eingesetzt wird, erklärten sich die Banken bereit, der Tietz-Gruppe Kredit zu gewähren. (...) Am 31. März trat dTietzvorstände notgedrungen zurück.“[1] Die Dresdner Bank setzte Georg Karg, geboren 1888, gestorben in Bad Homburg im Jahre 1972, als Geschäftsführer ein. Die Banken machten aus der Hermann Tietz OHG den Hertie-Konzern, denn der jüdische Konzernname „Hermann Tietz“ durfte nicht mehr geführt werden. Der neue Firmenname „Hertie“ setzte sich aus dem bisherigen Firmennamen H wie Hermann und T wie Tietz zusammen. 1935 erhielt dieses Kaufhaus dann den Namen Alsterhaus.

Die Familie Tietz verkaufte ihre nun wertlosen Aktien an die neuen Eigentümer: Commerzbank, Deutsche Bank und Dresdner Bank. Die Familie selbst emigrierte. 1949 einigten sich die Erben des Tietzkonzerns mit dem neuen Besitzer des Hertie-Konzerns Georg Karg, der den Konzern 1939 gekauft hatte, auf einen Vergleich.