Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Erich Herr

(1893 Hamburg-Todesdatum nicht bekannt)
Senatspräsident (Richter)
Adresse: Heilwigstraße 53 (1933) Sierichstraße 5 (1935) Schillerstraße 36/38 (ab 1939)
Wirkungsstätte: Hanseatisches Oberlandesgericht Hamburg, Sievekingplatz 1-3


Erich Herr kehrte als Oberstleutnant und verwundet aus dem Ersten Weltkrieg nach Hamburg zurück. Sein bereits vor dem Krieg begonnenes Jurastudium nahm er wieder auf, zudem beteiligte er sich bei dem paramilitärischen Freikorps „Bahrenfelder“. In dieser Zeit lernte Herr Curt Rothenberger, den späteren OLG-Präsidenten, kennen. Zwischen 1919 und 1921 war er Mitglied der DVP. Nachdem Herr einige Zeit als Rechtsanwalt gearbeitet hatte, wurde er 1929 Assessor und ein Jahr später Richter am Amtsgericht Hamburg. Er trat in die NSDAP ein und war auch als Beisitzer am Sondergericht tätig, 1937 wurde er zum Landgerichtsdirektor befördert. Mit Kriegsbeginn 1939 wurde auch Herr einberufen, als Oberstleutnant war er bis 1944 im Einsatz. 1943 wurde er in Abwesenheit zum Senatspräsidenten ernannt. Landgerichtspräsident Ferdinand Korn beurteilte Herr als gute Führernatur und politisch einsatzbereit.

In der Nachkriegszeit wurde Herr entnazifiziert und zunächst als Mitläufer und dann als entlastet eingestuft. Obwohl damals ein überzogenes Todesurteil von ihm bekannt war, wurde er wieder als Amtsgerichtsrat eingestellt, zum Amtsgerichtsrat befördert und bereits Mitte der 1950er Jahre wieder zum Senatspräsidenten des Oberlandesgerichts ernannt. Anfang der 1960er Jahre wurden interne Ermittlungen und zwei Verfahren gegen ihn eingeleitet, verurteilt wurde Herr jedoch nicht, er ging in den Ruhestand.

Text: Katharina Tenti